(heb) Ralf V. schläft auch bei Minusgraden draußen. „Das Wichtigste ist, dass man einen Schal um den Mund wickelt, damit der Atem warm bleibt“, erklärt er. Decken und vor allem Isomatten seien außerdem entscheidend: „Etwas drunter muss sein. Gerade auf Stein, das ist halt nicht so das Wahre…“ Gemeinsam mit anderen obdachlosen Menschen hält Ralf V. sich an einem Montagabend im Dezember am Hubert-Neuerburg-Platz auf, als der Kältebus am Straßenrand Halt macht. Die Menschen aus der Obdachlosen-Szene kennen den kleinen roten Bus bereits, an dem sie dreimal in der Woche ein paar kostenlose heiße Getränke, Fünf-Minuten-Terrinen oder bei Bedarf warme Kleidung, Decken, Isomatten und Schlafsäcke bekommen können.
Am Steuer des Busses sitzt Verena Buhl, Streetworkerin der Caritas. Gemeinsam mit wechselnden Ehrenamtlichen fährt sie regelmäßig die Treffpunkte der Szene an. „Die Menschen sind unglaublich dankbar“, berichtet Buhl: „Vor allem über einen heißen Kaffee oder Tee oder eine Kleinigkeit zu essen.“
Mit auf Kältebus-Tour ist dieses Mal Buhls städtischer Kollege, der Streetworker Lars Frankfurter. Die beiden haben schon viele Geschichten von steinigen Lebenswegen gehört und kennen die Fallstricke, die in die Obdachlosigkeit führen können: „Man kann davon ausgehen, dass die Klienten, die wir tagtäglich sehen, aus sämtlichen Systemen rausgefallen sind“, berichtet Frankfurter: „sei das Arbeit, sei das Krankenversicherung – Wohnung selbstverständlich.“ Oft sei auch eine psychische Erkrankung entweder Ursache oder Folge des Lebens auf der Straße.
Um diesen Menschen zu helfen, können die beiden Streetworker Betroffene nur ermutigen, bestehende Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen. Dazu gehören zum Beispiel stationäre Suchttherapien oder auch die Obdachlosenambulanz im Brüderkrankenhaus, die sowohl Essen als auch medizinische Beratung anbietet. Letztlich müssten die Betroffenen sich jedoch selbst für diese Schritte entscheiden: „Mehr als den Stein des Anstoßes können wir nicht geben“, stellt Frankfurter klar.
Wohnungslose Menschen finden nachts im Benedikt-Labre-Haus eine Schlafmöglichkeit. Die Kapazitäten des Hauses stoßen mit 23 Betten jedoch vor allem im Winter schnell an ihre Grenzen, sodass einzelne Personen notdürftig im Gemeinschaftsraum auf dem Boden schlafen müssen. Außerdem steht die Einrichtung nur Männern ohne übermäßige Alkohol-, Aggressions- oder Hygieneprobleme offen. Auch Personen mit Hunden können nicht dort übernachten. Abhilfe schaffen sollen künftig sogenannte ENOLAs – Einzelnotlager mit robuster Ausstattung und separatem Eingang. Zur Finanzierung hat die Caritas einen Spendenaufruf gestartet.
Wer spenden oder sich ehrenamtlich einbringen möchte, findet weitere Infos sowie Kontaktmöglichkeiten unter: www.caritas-region-trier.de/hilfe-und-beratung/lebenslagen/wohnungslos/benedikt-labre-haus/