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06.09.2016 | Stadtvorstand

Theater sorgt weiter für Diskussionen

Projektleiter Udo Hildebrand (2. v. r.) erläutert Wolfram Leibe, Angelika Birk, Andreas Ludwig und Thomas Egger die Technik im neu möblierten Sitzungssaal des Rathauses.
Ortstermin am Rande der Stadtvorstandssitzung: Projektleiter Udo Hildebrand (2. v. r.) erläutert Wolfram Leibe, Angelika Birk, Andreas Ludwig und Thomas Egger die Technik im neu möblierten Sitzungssaal des Rathauses.
Vorbei mit der politischen Sommerpause: In der ersten Pressekonferenz des Stadtvorstands nach den Sommerferien standen mit dem Theater, der Gesundheitskarte für Flüchtlinge und der Bilanz der Trier Tourismus und Marketing GmbH (ttm) schwergewichtige Themen auf der Agenda.

„Wir müssen uns darauf verlassen können, dass im Theater professionell gearbeitet wird. Ich habe die Faxen dicke.“ Oberbürgermeister Wolfram Leibe fand deutliche Worte zu den Querelen, die das Theater seit geraumer Zeit begleiten. Jüngstes Stück: Intendant Dr. Karl Sibelius – dem die kaufmännische Leitung des Theaters im Juni entzogen wurde – war zu einer Verhandlung des Bühnenschiedsgerichts nach Frankfurt gereist. Dort wurde in einem ersten Termin die fristlose Kündigung des ehemaligen Schauspielchefs Ulf Frötzschner verhandelt, der dagegen geklagt hatte. Auch über mögliche Entschädigungszahlungen wurde gesprochen. Kulturdezernent Thomas Egger erfuhr von dem Termin erst am Morgen davor, da das Gericht die Terminladung direkt an das Theater zugestellt habe, erläuterte der Kulturdezernent.

Egger präferiert, dass Frötzschner die Spielzeit 2016/17 bis zum Ende betreut und dann 50.000 Euro Abfindung erhält. Dieser Lösungsvorschlag sei an den Anwalt Frötzschners weitergeleitet worden. Ursprünglich hatte der Schauspielchef einen Fünfjahres-Vertrag erhalten, Ende Mai bekam er jedoch die fristlose Kündigung, deren Rechtmäßigkeit laut Egger seinerzeit auch juristisch geprüft worden sei. Das Verhältnis zwischen Sibelius und Frötzschner gilt als zerrüttet. Für den Fall, dass Frötzschner das Angebot annimmt und zurückkehrt, erwartet Egger von beiden, „dass sie professionell miteinander umgehen“.

Zu dem Verhalten des Intendanten sagte Oberbürgermeister Leibe: „Ich bin enttäuscht, dass die Message nicht angekommen ist, dass Alleingänge nicht gehen.“ Noch in dieser Woche werde er sich mit der Führungsmannschaft des Theaters zu einem Gespräch treffen. Über die Stelle eines Verwaltungsdirektors, der Sibelius zur Seite gestellt wird, wird noch diese Woche entschieden. Stimmt der Rat zu, könnte die Stelle zum 1. Oktober besetzt werden.

Abo- und Besucherzahlen

Kulturdezernent Egger präsentierte den zahlreichen Pressevertretern auch aktuelle Besucher- und Abozahlen des Theaters: Demnach sind für die Spielzeit 2016/17 bislang knapp 1300 Abos verkauft, 500 weniger als 2015/16 mit gut 1800 Abos. Die Besucherzahlen betreffend, sprach Egger von einem „deutlichen Rückgang während der ersten Spielzeit des Intendanten, deutlicher als bei anderen Intendantenwechseln“. So lag die Besucherzahl in der letzten Spielzeit von Intendant Gerhard Weber bei knapp 98.000 (Auslastung von 69 Prozent), in der ersten Intendanz von Sibelius hingegen bei knapp 80.000 (Auslastung von 65,6 Prozent). „Für mich ist jetzt vor allem wichtig, wie die nächste Spielzeit abschließt“, betonte der Kulturdezernent.

ttm 2015 im Minus

Die Trier Tourismus und Marketing GmbH (ttm) hat das Geschäftsjahr 2015 mit einem Verlust von rund 190.000 Euro abgeschlossen. Während mit dem operativen Geschäft ein Plus erwirtschaftet worden sei, sei der Verlust unter anderem durch die Abgeltung von Urlaubs- und Überstundenansprüchen aus früheren Jahren sowie durch nicht realisierte und fehlerhaft gebuchte Forderungen entstanden, erklärte Geschäftsführer Thomas Egger am Montag bei der Pressekonferenz nach der Stadtvorstandssitzung. Beide Posten hängen mit der Überführung der früher als Verein organisierten Tourist-Information in die GmbH zusammen. So hatte der Verein für den Urlaubs- und Überstundenausgleich  keine Rückstellungen gebildet. Um die Buchhaltung der ttm auf eine bessere Grundlage zu stellen, wurde das Rechnungswesen bis auf weiteres an einen externen Dienstleister vergeben.

Bei der Aufsichtsratssitzung in der letzten Woche wurden weitere Maßnahmen zur Kostendämpfung beschlossen. Zum Beispiel sollen frei werdende Stellen bis auf weiteres nicht mehr besetzt werden. Die ttm soll sich demnach auf ihr Kerngeschäft Tourismus und Kulturveranstaltungen konzentrieren, verlustbringende Geschäftsfelder sind zu identifizieren und gegebenenfalls einzustellen. „Die Öffnungszeiten des Counters zu reduzieren wäre dagegen kontraproduktiv, denn wir sehen uns ja in allererster Linie als Dienstleister für Touristen“, betonte OB Wolfram Leibe, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der ttm. Er fügte hinzu: „Unser Ziel ist, dass wir schon das Geschäftsjahr 2016 ohne Verlust abschließen.“ Anlass zum Optimismus bietet ein Strategiepapier mit positiver Entwicklungsperspektive, das vom Aufsichtsrat begrüßt wurde. Zudem gab das Gremium grünes Licht für die Ausschreibung der Stelle eines hauptamtlichen Geschäftsführers. 

Gespräche zur Gesundheitskarte

Zur Gesundheitskarte für Flüchtlinge hat die Stadt nach Aussage von Bürgermeisterin Angelika Birk nach dem zwischenzeitlich mitgeteilten Aus jetzt wieder Interesse, da das Land Bereitschaft signalisiert habe, erneut über die Konditionen zu verhandeln. „Wir können die Gesundheitskarte aber nur einführen, wenn das finanziell verantwortbar ist“, betonte sie. Der Stadtvorstand wolle so schnell wie möglich Verhandlungen führen und eine Informationsveranstaltung anbieten. „Wir wollen das nicht auf die lange Bank schieben“, so Birk.