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Trierer Persönlichkeiten aus über 2000 Jahren: Caspar Olevian

Caspar Olevian auf einem Kupferstich
Caspar Olevian auf einem Kupferstich eines unbekannten Künstlers (Mitte 17. Jahrhundert).

Die Kirche des Jakobsspitals in der Fleischstraße platzt aus allen Nähten. Zu Hunderten sind die Trierer Bürger gekommen, um den Mann zu sehen, der seit Tagen Gesprächsthema Nummer eins in der Stadt ist: Caspar Olevian. Ein protestantischer Laie, gerade 23 Jahre alt, der auf Deutsch wider die katholische Kirche predigt. Sein mitreißender Redestil verhilft dem jungen Calvinisten, der unter dem Schutz einer Fraktion des Trierer Stadtrats steht, zu einer schnell wachsenden Anhängerschar. Man schreibt den 25. August 1559. Der Stiftsherr von St. Simeon wähnt die Evangelischen bereits auf dem Weg zur Macht in Trier.

Der am 10. August 1536 geborene Caspar Olevian war ein echter Trierer. Sein Nachname leitete sich vom Vorort Olewig ab, aus dem die Familie seines Vaters, eines Bäckermeisters, stammte. Schon mit 13 Jahren verließ Caspar seine Heimatstadt, um in Paris, Orléans und Bourges seine Schulausbildung abzuschließen und Jura zu studieren. In Bourges lernte Olevian einige Hugenotten kennen und entdeckte dadurch seine eigene Neigung zum Protestantismus. Nach einem Erweckungserlebnis – Olevian war bei einem Bootsunglück in Lebensgefahr geraten und wie durch ein Wunder gerettet worden – ging der 21jährige nach Genf, um bei Johannes Calvin Theologie zu studieren.

Unterdessen gärte es in Trier: Insgeheim hatte sich eine evangelische Gemeinde gebildet, zu der auch Bürgermeister Johann Steuß gehörte. Man stand in Kontakt zu Calvin. Was fehlte, war ein geschulter, begeisternder Prediger. Olevian konnte sich diese Chance, seine Heimat für die Reformation zu gewinnen, nicht entgehen lassen. In Absprache mit Steuß startete er im Juli 1559 seinen anfangs als Lehrauftrag getarnten Reformationsversuch.

Landesherr bestimmt Bekenntnis

Nachdem mehrere Aufforderungen der Obrigkeit, die Predigten einzustellen, erfolglos geblieben waren, sah sich Erzbischof Johann von der Leyen, der in Koblenz residierte, selbst zum Eingreifen veranlasst und zog am 16. September mit großem Gefolge in Trier ein. Die Bürgerschaft war abwartend bis feindselig gestimmt. Schon seit langem versuchte Trier, als freie Reichsstadt anerkannt zu werden und die Herrschaft der Erzbischöfe abzuschütteln. Dieser Anspruch auf Selbstverwaltung diente den evangelischen Ratsherren auch als Hebel, um die Reformation in Trier einzuführen. Denn laut Augsburger Religionsfrieden von 1555 hatte der Landesherr das Recht, die Konfession seiner Untertanen zu bestimmen.

Ultimatum des Erzbischofs

Johann von der Leyen bezog seine Burg in Pfalzel, forderte ultimativ die Verhaftung der evangelischen Führer und schickte sich an, die Stadt zu belagern. Diesem Druck beugte sich die noch immer katholische Mehrheit des Rates. Olevian, Steuß und andere wurden unter Arrest gestellt. Am 15. November wurde der Prozess eröffnet. Olevian drohte die Todesstrafe, doch eine Intervention des Kurfürsten Friedrich III. von der Pfalz und weiterer protestantischer Fürsten führte dazu, dass die Anklage nach Zahlung eines Bußgeldes fallen gelassen wurde. Olevian und 14 evangelische Anführer wurden ausgewiesen, rund 80 evangelisch gesinnte Familien folgten ihnen ins Exil.

Exil in Heidelberg

Friedrich von der Pfalz berief Olevian an seinen Hof nach Heidelberg. Dort gründete er eine Familie, unterrichtete an einem Predigerseminar, übernahm verschiedene Pfarreien und war wichtigster geistlicher und kirchenpolitischer Ratgeber des calvinistisch gesinnten Kurfürsten. Nach dessen Tod 1576 und dem Regierungsantritt des streng lutherischen Ludwig VI. musste Olevian Heidelberg verlassen. Seine weiteren Stationen waren die gräflichen Residenzstädte Berleburg und Herborn.

Caspar Olevian gilt als bedeutendster Schüler Calvins in Deutschland. In seinem Hauptwerk „Über das Wesen des Gnadenbundes zwischen Gott und den Erwählten“ (1585) entwickelte er den Gedanken eines Bundes Gottes mit den Menschen als Grundlage seines Bibel-Verständnisses. Olevian starb am 15. März 1587 in Herborn an den Spätfolgen eines Sturzes auf einem vereisten Weg.