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05.07.2016

Kein Votum vom Kulturausschuss

Der Kulturausschuss des Rates hat zu dem Vorschlag des Stadtvorstands, die Leitungsfunktion des Theaters neu zu strukturieren und mit einer Doppelspitze zu versehen, kein Votum abgegeben. In der von Kulturdezernent Thomas Egger geleiteten öffentlichen Sitzung ließ man die Vorlage nach einer emotional geführten Debatte ohne Abstimmung „durchlaufen“. Jetzt werden sich am Donnerstag dieser Woche der Steuerungsausschuss und abschließend der Stadtrat am 14. Juli mit der Angelegenheit befassen.

Die Verwaltungsinitiative ist eine Antwort auf die finanziellen Turbulenzen, die das Theater mit voraussichtlichen Budgetüberschreitungen von jeweils rund 1,3 Millionen Euro für 2015 und 2016 ausgelöst hat. Als Konsequenz musste Oberbürgermeister Wolfram Leibe eine zehnprozentige Haushaltssperre für den sogenannten freiwilligen Bereich für alle Dezernate verhängen, um somit einen Konsolidierungsbeitrag zu ermöglichen. Als weiterer Schritt ist geplant, dem jetzigen Generalintendanten einen gleichberechtigten Verwaltungsdirektor zur Seite zu stellen, wozu ein Stadtratsbeschluss nötig ist.

„Die bisherigen Erfahrungen mit der alleinigen Verantwortung und Entscheidungsbefugnis bei der komplexen Bewirtschaftung des Theaters haben gezeigt, dass angesichts der vielschichtigen Problematik eine Generalintendanz alleine die Aufgaben nicht bewältigen kann“, heißt es wörtlich in der Vorlage. „Sowohl der künstlerische Bereich, wie auch der kaufmännische und organisatorische Verwaltungsapparat benötigen jeweils eine eigene intensive professionelle Betreuung.“ In Trier war die Stelle eines Verwaltungsdirektors bis zur Berufung von Dr. Karl Sibelius zum alleinigen Generalintendanten besetzt.

Die jetzt geplante Wiedereinführung   der Doppelspitze, wie sie an fast allen Theatern praktiziert wird, sieht die gemeinsame gleichberechtigte Leitung von Verwaltungsdirektor und Intendant in allen administrativen, organisatorischen und wirtschaftlichen Fragen nach dem „Vier-Augen-Prinzip“ vor. In künstlerischen Angelegenheiten entscheidet der Intendant alleine. Auch repräsentiert er das Haus nach außen.

Uneinheitliche Resonanz

Im Ausschuss, dem die FDP, AfD und Piraten nicht angehören, bekannte sich allein SPD-Fraktionsvorsitzender Sven Teuber eindeutig zur Wiedereinführung der Doppelspitze. Sie sei der aktuellen Situation geschuldet und entspräche auch der Fürsorgepflicht, die man gegenüber dem Theater habe. So wie bisher könne es nicht weitergehen. Das Haus müsse wieder in „ruhigere Fahrwasser“ kommen. Grünen-Fraktionsvorsitzende Petra Kewes sprach sich für die Beibehaltung der derzeitigen Aufgabenverteilung aus. Man traue dem Intendanten die Lösung der „extrem schwierigen Situation“ zu.

Dorothee Bohr (CDU) machte grundsätzliche Bedenken gegen die Vorlage geltend. Man habe die alleinige Leitung des Theaters durch den Generalintendanten ausdrücklich gewollt, die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Agieren bislang aber nicht erfüllt. Zur Klärung der anstehenden Fragen verwies Professor Hermann Kleber (FWG), wie zuvor Angelika Schmid von den Linken, auch auf die geplante Überführung des Theaters in eine AöR.

Intendant Sibelius gab in seinen ausführlichen Erklärungen zu bedenken, dass er gegenüber dem, was jetzt diskutiert werde, unter völlig andern Voraussetzungen nach Trier gekommen sei. Wenn jetzt zusätzlich ein Kulturmanager ans Haus komme, seien Konflikte vorprogrammiert. Sibelius bat um eine weitere Chance, man brauche „Zeit, Luft und einen längeren Atem“, um die Prozesse zu durchschauen. Der Intendant versicherte, die Zahlen für 2017 „konkret einzuhalten“. Er sei „kein Buchhalter“, deshalb benötige das Theater einen „Finanzkontroller mit hoher Sachkompetenz“. Sibelius ließ aber offen, ob er einen gleichberechtigten Verwaltungsdirektor akzeptieren werde. Erst solle die Politik entscheiden.