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28.11.2017

Ende einer langen Reise

Die historische Aufnahme vom Beginn des 20. Jahrhunderts zeigt die Augustinerkapelle noch in ihrer ursprünglichen Nutzung für kirchliche Zwecke.
Die historische Aufnahme vom Beginn des 20. Jahrhunderts zeigt die Augustinerkapelle noch in ihrer ursprünglichen Nutzung für kirchliche Zwecke. Foto: Stadtarchiv
Mit einer feierlichen Sitzung zum zehnten Geburtstag der Partnerschaft mit Metz weihte der Stadtrat am 3. Dezember 1967 seinen neuen Saal ein. Damit endete ein mehr als zwei Jahrzehnte langes Provisorium: Nach der Zerstörung des alten Rathauses am Kornmarkt im Zweiten Weltkrieg wurde der Rat beinahe eine Art „Wanderzirkus“ und tagte an diversen Orten. Die Augustinerkapelle wurde durch den vor 50 Jahre abgeschlossenen Umbau aus einem Dornröschenschlaf geweckt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Stadtverwaltung komplett in das frühere Augustinerkloster umzog, fand sich für die Kapelle zunächst keine angemessene Nutzung und so wurde sie zu einer „Rumpelkammer für altersschwache Büromöbel“, wie es in einem Artikel im „Trierischen Volksfreund“ zum Abschluss der Umbauarbeiten vom 30. November 1967 heißt. Der Chronist macht zwar auch einige kritische Anmerkungen, etwa über die „schleppende Verwirklichung der Pläne“, zeigt sich aber von der Raumwirkung des 28 Meter langen, 13 Meter hohen und 8,20 Meter breiten Saals beeindruckt und bezeichnet ihn als „Schmuckkästchen“.

Die Trierer Ratsherren nahmen vor einem halben Jahrhundert ihren Sitzungssaal erst schrittweise in Besitz. Nach dem Auftakt fanden im Laufe des Jahres 1968 weitere feierliche Veranstaltungen statt, darunter die Besiegelung der Partnerschaft mit dem niederländischen ‘s-Hertogenbosch am 7. Juni. Die erste Arbeitssitzung folgte aber erst am 12. Dezember 1968. Das kann auch damit zusammenhängen, dass noch Restarbeiten an den Fenstern zu erledigen waren. Vor der Bereitstellung des eigenen Sitzungssaals im historischen Ambiente dienten dem Stadtrat unter anderem die Werkkunstschule als „Notquartier“, aber auch ein Raum im Stadtmuseum, ein Sitzungssaal der Kreisverwaltung in der Mustorstraße und schließlich zehn Jahre der Lesesaal der Bibliothek an der Weberbach.

Akustik immer wieder ein Problem

Ein Thema blieb dem Stadtrat und den anderen städtischen Gremien, aber auch den Besuchern in den verschiedenen Sitzungssälen in den letzten 70 Jahren erhalten: Die Klagen über die schwierige Akustik und eine schlechte Verständlichkeit der Redebeiträge. Als besonders problematisch gestalteten sich die Verhältnisse nach Aussagen von Zeitzeugen in dem Sitzungssaal des Stadtmuseums. Aber auch in der Augustinerkapelle gab es nach Lob für die Anlage direkt nach dem Umbau in den vergangenen Jahren zunehmend Probleme. Die Mikrofone hatten seit der Jahrtausendwende fast musealen Charakter und fielen auch schon mal aus. Zudem gab es Ersatzteile für die Anlage höchstens noch auf dem Flohmarkt.

Digitale Abstimmungsanlage

Das war aber nicht der einzige Grund, warum 2016 eine grundlegende Erneuerung in Angriff genommen wurde. In diesem Zusammenhang verweist OB Wolfram Leibe auf einen Besuch des päpstlichen Nuntius Dr. Nikola Eterovic im Mai 2015, als sich plötzlich eine Lehne von einem der ziemlich durchgesessenen Stühle löste. Im Zuge der Umgestaltung wurden nicht nur neue Stühle, Tische und eine moderne Mikrofonanlage eingebaut, sondern auch die Sitzordnung geändert, um den langgestreckten Innenraum besser zu nutzen.

Zudem gibt es eine digitale Abstimmungsanlage und das früher für den Sitzungsdienst oft sehr mühsame Auszählen in dem großen Saal gehört der Vergangenheit an. Die komplizierte Akustik des historischen Saals machte aber auch nach der Modernisierung eine Nachsteuerung und den Einbau neuer Lautsprecher nötig.