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12.12.2023

Rat stellt sich hinter die Skatehalle

Ein Skateboarder hebt ab an einem Rail in einer Skatehalle
Seit 2009 wird der ehemalige Supermarkt in der Aachener Straße als Skatehalle genutzt. Auch ein Sozialarbeiter ist vor Ort. Die Rampen haben die Skater zumeist selbst gebaut. Foto: Christian Farsch

Skateboard, BMX, Scooter – die Skatehalle „Zuppermarket“ in der Aachener Straße in Trier-West/Pallien bietet für diese Sportarten ein Domizil, wenn es draußen nass und kalt ist. Der Stadtrat stellte sich klar hinter die Skatehalle – Diskussionsbedarf gab es dennoch.

Backside 180s, Boardslides, Nosegrind, Hardflip, Kickflip und viele, viele mehr: Seit 2009 machen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene diese und weitere Tricks mit ihren Skateboards in der Skatehalle in der Aachener Straße – auf Rampen, die sie selbst gebaut haben. Neben dem sportlichen erfüllt die Halle auch einen sozialen Aspekt: An drei Nachmittagen in der Woche bietet der Betreiber Palais e.V. einen kostenlosen Eintritt. Auch Fahrgeräte sind kostenlos ausleihbar. Vor Ort steht dann Sozialarbeiter Jonas Jung – selbst Skater – für alle Fragen bereit. Laut ihm wird das niedrigschwellige Angebot „bombastisch“ angenommen. Neben einzelnen Kids kommen auch Schulklassen oder andere Gruppen in die Halle. Seit dem Start im April haben rund 1300 Kinder und Jugendliche das kostenfreie Angebot wahrgenommen, erzählt Jung. 

Der Stadtrat hat sich mit der Skatehalle auf einen Antrag der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP beschäftigt. Hintergrund ist, dass Gebäude und Gelände der Stadt gehören und dort eigentlich Wohnungen geplant sind. Die Nutzung des einstigen Supermarkts als Skatehalle sollte eigentlich eine vorübergehende Lösung sein. Mit deutlicher Mehrheit stellte sich der Stadtrat hinter den Antrag, der sich allgemein für eine Skatehalle in Trier ausspricht. 

Zudem soll der Betrieb des „Zuppermarkets“ bis Ende 2025 – dem aktuell baurechtlich längsten Zeitraum – sichergestellt sein. In dieser Zeit soll ein Zukunftskonzept erarbeitet werden, wie die Halle dauerhaft etabliert werden kann. Auch soll geklärt werden, wie die Stelle von Sozialarbeiter Jung über 2023 hinaus finanziert werden kann. Denn die Finanzierung über ein Bundesprogramm läuft Ende des Jahres aus. Die Stadt hatte eine halbe Stelle vorgesehen – jedoch unter der Voraussetzung, dass die Skatehalle auf das Gelände des ehemaligen Walzwerks nach Kürenz zieht. Dieses Angebot lehnte die Skate-Gemeinschaft jedoch ab.

Die Frage des Standorts griff ein Änderungsantrag der Linksfraktion auf, der sich explizit – im Gegensatz zum Antrag der Ampel – auf den Erhalt der Skatehalle in Trier-West festlegte. Die Linken forderten, dass die Skatehalle auch über 2025 hinaus in der Aachener Straße verbleibt. Diese Festlegung lehnte der Rat jedoch mehrheitlich ab, ebenso wie Bürgermeisterin Elvira Garbes. Mittel für die Sozialarbeiterstelle aufzubringen sei für 2024 nicht einfach, aber man werde alles dafür tun, um diese aufzubringen, betonte sie. 

Sprecherinnen und Sprecher erkannten über sämtliche Fraktionsgrenzen hinweg die Bedeutung einer Skatehalle in Trier an – vor allem auch wegen ihres pädagogischen und sozialen Nutzens. Wolf Buchmann (Grüne) sagte, die Skater lebten seit 14 Jahren in Unsicherheit. „Es wird Zeit, dass wir eine Lösung finden.“ Wie diese für die Grünen aussieht, skizzierte Buchmann: Am jetzigen Standort in der Aachener Straße sollen viele junge Projekte zusammengefasst werden – etwa Proberäume oder Angebote des Kulturgrabens und des ehemaligen Exhauses. Die Vision der Grünen: „Ein gemeinsamer Standort für ganz viele junge Projekte.“

Norbert Freischmidt (CDU) sympathisierte mit dem Änderungsantrag der Linken und favorisierte den aktuellen Standort. Sven Teuber (SPD) sagte, der Antrag der Ampel biete eine Perspektive und Sicherheit. Michael Frisch (AfD) lobte die Skatehalle als erfolgreiches Projekt mit viel Herzblut und Ehrenamt. Matthias Koster (Linke) sagte, die Stadt könne sich glücklich schätzen, dass es in Trier ein solches Angebot gäbe, das sich etabliert habe. Dieses könne nicht in einen anderen Stadtteil versetzt werden. Joachim Gilles (FDP) plädierte dafür, die Zeit zu nutzen, um ein Zukunftskonzept zu erarbeiten. Sollte die Halle in West bleiben, müsse man Ersatz für die dort geplante Wohnbebauung finden. Christiane Probst (UBT) kündigte an, für die halbe Stelle des Sozialarbeiters kämpfen zu wollen.

Wie Marc Borkam, Ortsvorsteher von Trier-West/Pallien, berichtete, lehne der Ortsbeirat eine Wohnbebauung am Standort der Skatehalle ab. Dies sei auf dieser Moselseite die einzige Stelle, an der der Fluss öffentlich zugänglich sei. „Wir sind sehr für Nachverdichtung, aber nicht an dieser Stelle.“ Die Jugendsozialarbeit in der Halle biete einen großen Mehrwert über Trier-West hinaus. Denkbar sei  eine Kooperation der Skatehalle mit der Kunstakademie, der Kurfürst-Balduin-Realschule plus, der Jugendkunstschule und dem OK54, der an die Römerbrücke zieht, so Borkam. 

Björn Gutheil