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14.02.2017

Premierenfieber in Trier

Karl Marx – mit Ehefrau Jenny an seiner Seite – und Friedrich Engels wollen die Revolution. Foto: Neue Visionen Filmverleih
Karl Marx – mit Ehefrau Jenny an seiner Seite – und Friedrich Engels wollen die Revolution. Foto: Neue Visionen Filmverleih
Die große Karl-Marx-Ausstellung im nächsten Jahr wirft bereits ihre Schatten voraus: Am Dienstag, 28. Februar, feiert der Film „Der junge Karl Marx“, der auch auf der Berlinale gezeigt wurde, Premiere im Trierer Broadway-Kino. Neben Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Oberbürgermeister Wolfram Leibe hat sich auch August Diehl, der den jungen Marx spielt, für den Abend angekündigt. Bislang ist noch nicht sicher, ob es noch Tickets für den freien Verkauf gibt.

Der Film spielt im Paris des Jahres 1844: Der 26-jährige Karl Marx (August Diehl) lebt mit seiner Frau Jenny (Vicky Krieps) im französischen Exil. Als Marx dort dem jungen Friedrich Engels (Stefan Konarske) vorgestellt wird, hat der notorisch bankrotte Familienvater für den gestriegelten Bourgeois und Sohn eines Fabrikbesitzers nur Verachtung übrig. Doch der Dandy Engels hat gerade über die Verelendung des englischen Proletariats geschrieben, er liebt Mary Burns, eine Baumwollspinnerin und Rebellin der englischen Arbeiterbewegung. Engels weiß, wovon er spricht. Er ist das letzte Puzzlestück, das Marx zu einer rückhaltlosen Beschreibung der Krise noch fehlt. Marx und Engels haben denselben Humor und ein gemeinsames Ziel, sie können sich hervorragend miteinander betrinken, und sie respektieren und inspirieren sich als Kampfgefährten. Zusammen mit Jenny Marx erarbeiten sie Schriften, die die Revolution entzünden sollen.

 Die sozialen und politischen Krisen brodeln, doch die Intellektuellen in Deutschland und Frankreich reagieren nur mit ausflüchtender Rhetorik. Marx und Engels wollen nicht mehr nur Theorie, sondern Wirklichkeit, sie wollen den Massen ein neues Weltbild geben. Doch dafür müssen sie die Arbeiterbewegung hinter sich bringen, was sich nicht allzu leicht darstellt, denn mit ihrer jugendlichen Anmaßung stoßen Marx und Engels so manchen gestandenen Revolutionär vor den Kopf. Trotz Zensur, Polizeirazzien und internen Machtkämpfen lassen sie nicht nach in ihren Versuchen, eine neue Vision von menschlicher Gemeinschaft zu formulieren.

„Der junge Karl Marx“, ab 2. März in vielen Kinos zu sehen, ist großes historisches Kino über die Begegnung zweier Geistesgrößen, die die Welt verändern und die alte Gesellschaft überwinden wollten. In großen Bildern und mit viel Sensibilität erzählt Regisseur Raoul Peck die Entstehungsgeschichte einer weltbekannten Idee als Porträt einer engen Freundschaft. Ihm gelingt ein so intimer wie präziser Blick in die deutsche Geistesgeschichte, die durch zwei brillante und gewitzte Köpfe seit der Renaissance nicht mehr so grundlegend erschüttert wurde.