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11.03.2008

Emotionale Rückkehr

„Oft und gerne denke ich an Trier zurück“, sagt Ze’ev Steinberg. Das erscheint überraschend – schließlich sind es nicht nur gute Erinnerungen, die der 89jährige mit seiner Heimatstadt verbindet. 1934 floh er als 15jähriger vor den Nazis von Trier nach Palästina. Nun kehrt er zurück und trägt sich ins Gästebuch der Stadt ein. Ein emotionaler Moment für den Musiker und Komponisten, der sich sehr über den Empfang im Rathaus freut. „Die Stadt Trier, mein Elternhaus und meine Lehrer haben hier den Grundstein für meine Bildung gelegt – humanistisch, human, menschlich“, schreibt Steinberg.

„Zum Glück sind die politischen Umstände der NS-Zeit heute wieder in der Diskussion“, sagt OB Jensen und berichtet von der Umbenennung des HGT, der Aktion Stolpersteine und dem 50jährigen Jubiläum der neuen Synagoge im letzten Jahr. „Wir wollen jede Gelegenheit nutzen, um Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit entgegenzusteuern“, so Jensen.

Bereits 1934 emigrierte die Familie Steinberg nach Palästina. „Mein Vater hatte Hitlers ,Mein Kampf’ gelesen und früh erkannt, wo die Entwicklung hinführte.“ Viele Freunde hätten die Entscheidung zur Emigration damals als übereilt betrachtet. Zunächst flohen die Eltern, um sich in Tiberias am See Genezareth eine neue Existenz aufzubauen. Ihr Sohn Ze’ev kam einige Monate später mit einem so genannten „Kindertransport“ nach. „Das war für mich  ein Kulturschock“, sagt Steinberg und erinnert sich an die schwierigen Bedingungen, unter denen seine Familie dort zunächst lebte.

Kind mit Ambitionen

„Als Kind wollte ich zugleich Arzt, Rechtsanwalt und Musiker werden“, berichtet Steinberg und lacht. „Ich war sehr ambitioniert.“ Nach der Emigration musste er jedoch zunächst mehrere Jahre in der Landwirtschaft arbeiten und konnte kaum musizieren. Doch wenige Jahre später änderte sich dies: Seit 1942 war Steinberg Bratschist im Israel Philharmonic Orchestra. Zudem spielte er 30 Jahre im Kammermusik-ensemble „Israel String Quartett“, das er selbst gegründet hatte.
Gestern Abend präsentierte der Musiker gemeinsam mit dem Myabi-Ensemble aus Kaiserslautern in der Luxemburger Philharmonie ein von ihm komponiertes Streichquintett. Außerdem berichtete er von seinem Leben in Trier, der Emigration und seinem Schaffen als Musiker und Komponist.