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28.09.2010

Amerikanischer Traum endet einsam im Kino

Die Einsamkeit und Traurigkeit zweier Menschen, die in einem wahr gewordenen amerikanischen Traum der Nachkriegsjahre eigentlich glücklich sein müssten, steht im Mittelpunkt der  Kurzoper „Trouble in Tahiti“ von Leonard Bernstein, die am Samstag, 2. Oktober, 20 Uhr, im Forum  in der Hindenburgstraße Premiere feiert. Regisseur der zweiten Premiere der neuen Spielzeit ist Benedikt Bormann. Mitglieder des Philharmonischen Orchesters der Stadt spielen unter Leitung von Dirk Erdelkamp.

Sam und Dinah leben in einem amerikanischen Vorort der 1950er Jahre und haben alles, was ein immer lächelndes Trio im Stile eines griechischen Chores als glücklich machend besingt: ein Einfamilienhaus, Rosenbeete, einen Kinderspielplatz und eine gute Zugverbindung in die Stadt. Sie sind verheiratet und haben ein Kind.

Doch Dinah flüchtet aus ihrer schönen Ehe in den Film „Trouble in Tahiti“ ins örtliche Kino. Denn trotz allen bürgerlichen Besitzes vereinsamen die Eheleute: Beim Frühstück entsteht der erste Streit des Tages. Sam versucht im Fitnessstudio Anerkennung, Dinah beim Psychiater sich selbst zu finden. Sam sucht seine Rolle in der Gesellschaft, Dinah träumt sich in eine Welt voller Harmonie. Mittags gehen sich die Eheleute aus dem Weg und abends müssten sie sich eigentlich aussprechen. Doch im Kino läuft „Trouble in Tahiti“. Dort können sie mal wieder die Wirklichkeit hinter sich lassen.

Leonard Bernsteins Kurzoper wurde 1952 an der Brendeis-University in Massachusetts uraufgeführt. Sein selbstgeschriebenes Libretto vertonte Bernstein stilistisch zwischen Musical und Kurt Weill, zwischen Oper und Jazz, bis hin zu dem Moment, in dem emotionale Sprachlosigkeit in Mutlosigkeit mündet: Gesprochener Dialog wird zum Ausdruck der fehlenden Kommunikation der Eheleute. Erst der Gedanke an den Kinofilm bringt die Musik zurück in die Oper. Wenn Sam und Dinah ihrer Realität entfliehen, klingt auch die Oper beinahe nach einem Happy-End.
Leonard Bernstein (1918-1990) schrieb neben der Kurzoper „Trouble in Tahiti“ mehrere Musicals, darunter den Klassiker „West Side Story“ (1957) und war gleichzeitig ein berühmter Dirigent. Er trat regelmäßig mit großen Orchestern auf, darunter die Wiener Philharmoniker. Bernsteins Repertoire umfasste klassische und avantgardistische Werke. Er machte sich auch einen Namen durch Interpretationen von Kompositionen Gustav Mahlers.
  • Weitere Aufführungen: Dienstag, 19. Oktober, Freitag, 22. Oktober, 20 Uhr, im Forum. Karten: 0651/718-1818 und theaterkasse@trier.de .