Surrealer Alptraum über das Thema Heimat
Huß: Was erwartet die Zuschauer?
Lothar Kittstein: Es ist eigentlich eine schreckliche Art von Liebesgeschichte. Jemand versucht, aus seiner Heimat wegzukommen und schafft es nicht. Es ist zugleich ein Krimi, und es ist aber auch ein surrealer Alptraum über Fragen von Heimat, Freiheit, der Frage: „Wer bin ich und wie kann ich meinem Leben entkommen?“ Ein Abend über die Sehnsucht nach einem anderen, besseren Leben.
Was waren die Inspirationsquellen für das Stück?
Happy Hour ist kein Abend über Trier, und doch habe ich aus der Erfahrung, in Trier aufgewachsen zu sein, viel geschöpft. All diejenigen, mit denen ich aufgewachsen bin, hatten die gleiche Sehnsucht: raus aus dem Tal zu kommen, raus in die weite Welt! Heimat stellt sich für mich trotzdem nicht dar als ein Ort wie eine kleine Stadt oder ein Dorf, sondern Heimat ist für mich das, was ich bin. Sie ist die Haut, aus der ich nicht rauskomme. Trotzdem bleibt die unstillbare Sehnsucht nach einem anderen Leben, die immer notwendig enttäuscht wird, weil das Leben bleibt, was es ist.
Der Ort, an dem die Figuren agieren, scheint eingekreist von einer feindseligen Natur zu sein.
Im Grunde ist die Natur drauf und dran, den ganzen Schauplatz zu verschlucken und zu verschlingen. Es ist eine Welt, in der im Hintergrund eine Globalisierung waltet: Handelsströme und Produktionen haben sich ins Ausland verlagert. Was übrig bleibt, ist eine seltsame Leere: Keine Autos fahren, keiner geht mehr aus – kurzum: Es ist nicht mehr viel los. Im Laufe des Stücks erobert auf surreale Weise die Natur immer mehr diesen Ort zurück. Der Wald ist zugleich Bedrohung wie auch Erlösung für die Figuren, die den Ort, an dem sie sind, nie verlassen können.
Weitere Aufführungen von „Happy Hour“ stehen am 17., 19., 24. und 28. Mai auf dem Spielplan.