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21.09.2010

Rote Hände gegen Kindersoldaten

Mit der Roten Hand demonstrieren Kinder gegen die Ausbeutung ihrer Altersgenossen im Krieg.
Mit der Roten Hand demonstrieren Kinder gegen die Ausbeutung ihrer Altersgenossen im Krieg.
Immer noch werden in Kriegen Kinder gezwungen, zu den Waffen zu greifen. Am Weltkindertag, der in Trier am Sonntag, 26. September, von 12 bis 17 Uhr vor der Porta Nigra gefeiert wird, soll die „Aktion Rote Hand“ ein Zeichen gegen Kindersoldaten setzen.

Das Thema Kindersoldaten betrifft bei Weitem nicht nur ferne Länder wie Kongo oder Burma. Auch in Deutschland kämpften schon Kinder Seite an Seite mit Erwachsenen. Im Rahmen des Weltkindertages am Sonntag, 26. September, findet in Trier die „Aktion Rote Hand“ statt. Vor der Porta Nigra können Kinder ihre Handabdrücke mit roter Farbe auf Papier bringen und so ein Zeichen setzen.

Die Rote Hand ist das Protestsymbol gegen den Einsatz von Kindern in Kriegen. Mit dem Begriff Kindersoldaten sind aber nicht nur die Kinder gemeint, die aktiv an Kriegshandlungen teilnehmen, sondern auch solche, die als Köche, Träger oder Nachrichtenübermittler eingesetzt werden.
Oft kommt es auch zum Missbrauch von Kindern durch erwachsene Soldaten.

Die „Aktion Rote Hand“ will auf diesen Missstand aufmerksam machen. Obwohl seit Anfang 2002 ein Zusatzprotokoll der UN-Kinderrechtskonvention den Missbrauch von Kindern unter 18 Jahren als Soldaten verbietet, wird die Zahl derer, die in Kriegen ausgenutzt werden, aktuell auf 250.000 geschätzt.

Deshalb werden den UN-Politikern Zettel mit roten Handabdrücken zugeschickt. Die Zahl der bislang in Deutschland abgeschickten Briefe liegt schon bei rund 151.000. Eine Forderung ist beispielsweise, das generelle Mindestalter von Soldaten auf 18 Jahre festzulegen. Davon wäre auch Deutschland betroffen, da hier bereits mit 17 die Möglichkeit besteht, freiwillig der Bundeswehr beizutreten. Allerdings ist die Zustimmung der Eltern notwendig.

In Ländern wie Burma, wo laut dem Kinderhilfswerk „terre des hommes“ zur Zeit die meisten Kindersoldaten eingesetzt sind, kann nicht die Rede von Freiwilligkeit oder Zustimmung sein. Auch in Uganda werden Kinder zum Töten gezwungen, beispielsweise im Norden des Landes. Seit 1990 sind dort nach Schätzungen an die 100.000 Menschen getötet worden. Das entspricht fast der Einwohnerzahl von Trier.

Kinder, die an kriegerischen Auseinandersetzungen beteiligt sind, egal in welcher Form, tragen bleibende Schäden davon. Denn in vielen Ländern beschränken sich deren Aufgaben nicht nur auf das Kämpfen. Sie werden zum Foltern, Vergewaltigen und Drogenkonsum gezwungen.

Der Autor Ismael Beah, der selbst als Kindersoldat in Sierra Leone kämpfen musste, hat seine Erinnerungen in einem Buch niedergeschrieben. Es heißt „Rückkehr ins Leben – Ich war Kindersoldat“ und beschreibt die grausamen Erlebnisse, mit denen Kinder wie Beah früher nach dem Krieg fertig werden müssen. Die „Aktion Rote Hand“ soll ein Zeichen setzen, damit Politiker sich noch stärker gegen den Missbrauch von Kindern in Kriegen einsetzen. Möglichkeiten gibt es genug, etwa Handelsembargos gegen Staaten mit Kinderarmeen oder den Stopp von Kleinwaffenlieferungen. Solche Waffen, die für Kinder besser zu handhaben sind, werden übrigens zu großen Teilen auch in Deutschland produziert.

Partizipation und Mitbestimmung

Auch das Recht auf Teilhabe und Mitbestimmung wird beim Trierer Weltkindertag thematisiert. Der Begriff Partizipation meint Anteil haben an der Gesellschaft. Es geht darum, als möglichst gleichberechtigter Partner beteiligt zu sein. Im Rahmen des Weltkindertages präsentiert der Treffpunkt am Weidengraben eine Musikaktion unter dem Motto „Recht auf Mitbestimmung und Teilhabe“. Mit Gesang und Trommeln wird der Begriff Partizipation erklärt. Den Kindern wird an Beispielen verdeutlicht, was er genau im Alltag bedeutet und warum es wichtig ist, sich für Gleichberechtigung einzusetzen.

Es finden sich sehr unterschiedliche Arten und Ausgestaltungen der Beteiligung und Teilnahme am Leben. Vom Klassensprecher über die Bürgermeisterwahl und Jugendparlamente bis hin zu Gewerkschaften ist Partizipation ein Thema. Es geht um die Verteilung von Chancen, um im
Leben etwas zu erreichen. Es geht darum, gut und zufrieden leben zu können und im Rahmen der eigenen Möglichkeiten selbst darüber zu bestimmen. Es geht um Demokratie und die Stimme jedes einzelnen Bürgers.

Angefangen im Kindergarten, ist Partizipation im weiteren Leben, zum Beispiel in Schule, Verein, Beruf oder Politik wichtig. Möglichkeiten, sich für Gleichberechtigung einzusetzen, gibt es genug, etwa durch ein Engagement in Gewerkschaften, in Interessenverbänden oder verschiedenen sozialen Bewegungen, aber vor allem durch Wahlbeteiligung. In den verschiedenen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe bedeutet Partizipation die Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen bei allen wichtigen Ereignissen und Entscheidungen.