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07.02.2017

Dornröschenschlaf soll bald enden

Villa Weisshaus
Um 1820 erwarb der Trierer Oberbürgermeister Wilhelm von Haw das erstmals 1688 bezeugte „Weißhäuschen“ von der Stadt Trier und lässt dort ein privates Wohnhaus im klassizistischen Stil errichten. Er lässt aufforsten und schöne Gärten anlegen, die er den Trierer Bürgern zur Erholung zur Verfügung stellt.
Seit zwei Jahren steht das Weisshaus, ein für Trier und seine Bürgerinnen und Bürger hoch bedeutsames und markantes Anwesen oberhalb von Pallien, leer. Katharina Haßler, stellvertretende Vorsitzende der FDP-Stadtratsfraktion, wollte in einer Anfrage wissen, wie es mit dem Gebäude weiter geht, ob es einen Zeitplan zur Sanierung der stätischen Immobilie Weisshaus gibt, wann die Gastronomie wieder öffnet und mit welchen Kosten gerechnet werde.

Baudezernent Andreas Ludwig gab bei der Beantwortung zuerst einmal einen Überblick zum Ist-Zustand des Gebäudes. Haustechnik und Gebäudezustand seien im Jahr 2015 im Auftrag der Stadt von einer Ingenieurgesellschaft untersucht worden. Gleichzeitig sei von Fachleuten des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes eine betriebswirtschaftliche Bewertung des gastronomischen Potenzials vorgenommen worden. Diese Analyse gehe gut 30 Jahre nach der Erweiterung des Weisshauses von einem erheblichen Sanierungsbedarf und geschätzten Investitionen von drei Millionen Euro aus, erläuterte Ludwig. Die städtische Gebäudewirtschaft habe daraufhin die Analyse noch einmal kritisch bewertet, da ein Drei-Millionen-Invest für die Stadt wirtschaftlich nicht darstellbar sei. „Wir gehen davon aus, das es einen kurzfristigen Investitionsbedarf von rund 300.000 Euro gibt, der auch für den Haushalt angemeldet wurde und einen mittelfristigen Bedarf von 1,5 bis zwei Millionen Euro, der aus Sicht der Verwaltung durch den Betreiber selbst investiert werden sollte“, sagte Ludwig und erläuterte das weitere Verfahren.

Zwei Interessenten

Auf die öffentliche Ausschreibung im November vergangenen Jahres haben sich zwei Interessenten gemeldet. Deren Vorstellungen werden noch in diesem Monat analysiert und bewertet. Um eine Entscheidungsgrundlage für einen konkreten Abschluss zu entwickeln, wird der Dezernatsausschuss am 22. Februar über die Ergebnisse informiert. „Im Laufe des Frühjahrs sollte es nach unseren Vorstellungen zum Vertragsabschluss kommen, dem die sofortige Übergabe der Liegenschaft folgen könnte.“ Wann dann ein gastronomischer Betrieb eröffnet werde, sei natürlich vom Betreiber abhängig. Hier gebe es unterschiedliche Vorstellungen der verschiedenen Bewerber, erklärte Ludwig. Die Gebäudewirtschaft hält eine Wiederinbetriebnahme im zweiten Quartal für möglich. Ob einer der Bewerber diesen Termin anpeile oder vor einer Eröffnung die kompletten Umbauten vornehmen werde, was mindestens ein Jahr dauere, sei abhängig von der Wahl des Betreibers.

Vor allem die Höhe der Sanierungskosten spiele bei der beabsichtigten Revitalisierung eine entscheidende Rolle. Die städtische Gebäudewirtschaft wird direkt nach Vertragsabschluss die kurzfristig nötigen Sanierungen (rund 300.000 Euro) vornehmen, um eine Eröffnung des Hauses noch im zweiten Quartal 2017 möglich zu machen. Die entsprechenden Mittel sind schon im städtischen Haushalt veranschlagt.

Der mittelfristige Bedarf in Höhe von 1,5 bis zwei Millionen Euro soll dann vom zukünftigen Betreiber investiert werden. Da eine so hohe Investition nicht mit einem kurzfristig kündbaren Pachtvertrag finanzierbar ist, sollte aus Sicht der Verwaltung deshalb ein Erbaurechtsvertrag abgeschlossen werden, der die Beleihung des Anwesens durch den Betreiber ermöglicht. Die Stadt lehnt einen pauschalen Verkauf der Immobilie ab, obwohl die Interessenten, wie die bisherigen Verhandlungen zeigen, diese Variante bevorzugen würden.„Wir wollen aber bei einer Immobilie in dieser einzigartigen Lage über der Stadt eine Einflussmöglichkeit behalten. Die Vorgänge von 1879 und 1979 bis 1984 sollten allen an der Entscheidung Beteiligten in Erinnerung bleiben“, betonte Ludwig. Triers Baudezernent spielte damit auf den erfolgreichen Bemühungen Trierer Bürgerinnen und Bürger an, die jeweils im Abstand von 100 Jahren vehement für den Erhalt des Anwesens und des umgebenden Weisshauswaldes gekämpft hatten.

Der Erhalt des leerstehenden Gebäudes kostet die Stadt momentan inklusive Wachdienst und provisorischer Beheizung rund 24.000 Euro im Jahr.