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17.01.2023

Die Stadt und ihre Menschen im Blick

Porträtaufnahme Jochen Strack mit Gebäuden und Pflanzen im Hintergrund
Jochen Strack muss viele Projekte auf einmal im Blick behalten. Von seinem Amtsgebäude aus kann er die Arbeiten zum Erweiterungsbau des Humboldt-Gymnasiums beobachten (im Hintergrund).

Vom Main an die Mosel: Jochen Strack war in Frankfurt stellvertretender Leiter des Amts für Bau und Immobilien. Seit 1. September steht er in Trier dem neuen Amt für Immobilien, Innenstadt und Digitalisierung vor, einem Zusammenschluss aus Teilen der ehemaligen Gebäudewirtschaft und des Amts für Bauen, Umwelt, Denkmalpflege.

Bei der Stadtverwaltung Frankfurt war der Volljurist für die städtischen Liegenschaften zuständig, in einem Amt mit 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. In Trier besteht sein Team aus knapp 100 Personen, was er aber als angenehm, weil persönlicher empfindet. Deshalb ist er auch optimistisch, aus dem neu zusammengesetzten Amt „eine Einheit zu formen, in der alle gerne zusammenarbeiten." Die Gebäudewirtschaft ist die größte Abteilung im neu gegründeten Amt und die Schnittstelle zwischen der Stadt Trier und den Nutzern der Gebäude. Vor allem die rund 40 Hausmeister sind zusammen mit den Gebäudemanagern die ersten Ansprechpartner vor Ort für Schulen und sonstige Nutzer. Die städtischen Gebäude in Zukunft sinnvoll zu erhalten und effizient energetisch zu optimieren, sieht er als eine zentrale Herausforderung der Stadtverwaltung.

Verbesserte Zusammenarbeit

Ein weiterer großer Teil seines Amts ist die Bauaufsicht. Dass sie im neuen Namen nicht vorkommt, bedauert der 51-Jährige, hofft aber auf eine Lösung in der Zukunft. Den Zuschnitt seines Amts empfindet er in jedem Fall als spannend, denn hier träfen zwei Kulturen aufeinander: zum einen die Bauaufsicht und die ebenfalls im Amt beheimatete Umweltordnungsbehörde, die kontrollieren und Verwaltungsakte erlassen kann, zum anderen die Gebäudewirtschaft, die auf Augenhöhe mit ihren Vertragspartnern verhandelt. Die Bauaufsicht habe auch schon in der Vergangenheit Verfügungen an die Gebäudewirtschaft adressiert, etwa zur Behebung von Mängeln an Schulen, Kitas oder Verwaltungsgebäuden. Jetzt aber, wo beide Teil eines Amts seien, habe sich die Zusammenarbeit bereits verbessert, konstatiert Strack. Das gegenseitige Verständnis wachse. Die Abteilungen setzten sich jetzt zusammen, um die bemängelten Punkte gemeinsam zu priorisieren. Das komme allen Seiten zugute.

Auf die Trierer Bauaufsicht hält der gebürtige Saarländer große Stücke. Momentan läuft dort ein großes Digitalisierungsprojekt, an dessen Ende Bauanträge online gestellt und auch digital bearbeitet werden können. Die Einführung ist für 2023 geplant. Bereits jetzt dauere die Bearbeitung eines Bauantrags nicht lange, befindet der Amtsleiter. Es sei nur oft notwendig, von den Bauwilligen Dokumente nachzufordern, manchmal auch mehrfach. Die dadurch längeren Verfahren haben für ihn jedoch einen bürgerfreundlichen Hintergrund: „Wir versuchen, Anträge genehmigungsfähig zu machen und lehnen nicht gleich etwas ab. Wenn wir dann in einen Dialog mit den Antragstellenden gehen und Dokumente nachfordern, bedeutet das für sie natürlich mehr Arbeit. Diese dient aber dazu, ihnen schlussendlich ihre Wünsche zu ermöglichen."

Leitbildentwicklung steht an

Noch spannender, und für Jochen Strack auch der Hauptgrund nach Trier zu kommen, ist das Thema Innenstadt. Das Amt soll federführend verschiedene Aktivitäten und Projekte in der Innenstadt koordinieren, um sie für Anwohner, Touristen und Geschäftstreibende gleichermaßen attraktiver zu gestalten. Die Themen Innenstadt und Digitalisierung werden dafür in einer Stabsstelle organisiert. „Die Entwicklung eines Leitbilds mit einer umfassenden Bürgerbeteiligung ist ein Meilenstein, der nun auf den Weg gebracht wird", erläutert Strack. Was ihm als Neu-Trierer in der Innenstadt gleich aufgefallen ist: die vielen Autos in den öffentlichen Bereichen, sei es der Lieferverkehr in der Fußgängerzone oder die vielen oberirdischen Parkplätze, die an vielen Stellen die Aufenthaltsqualität deutlich vermindern. Allein hier sieht er einigen Diskussionsstoff für die kommenden Monate.

Der Einstieg in die notwendige Netzwerkarbeit sei ihm relativ leicht gemacht worden, befindet er: „In Trier gibt es kurze Wege." Das gelte auch für Abstimmungen mit dem für sein Amt zuständigen Dezernenten Ralf Britten, dem Oberbürgermeister, oder mit anderen Ämtern: „Man ruft an, geht vorbei, das wird hier gelebt." Anders als in Frankfurt, wo vieles auf dem Dienstweg geregelt werde. Mit Akteuren aus Gastronomie und Handel kommt er in Runden Tischen zusammen, hat aber generell jederzeit ein offenes Ohr.

Zur Politik bestehe im Vergleich zu seinen früheren Tätigkeiten eine viel größere Nähe. So habe man die Planung der Innenstadtprojekte allen Stadtratsfraktionen vorstellen können, bevor sie in die Umsetzung gingen. In seiner kurzen Zeit in Trier hat Strack bereits eine „große Diskussionskultur" festgestellt. Sein Wunsch, vor allem für die kommenden größeren Projekte: dass den Diskussionen auch entsprechende Entscheidungen und eine rasche Umsetzung folgen.

Britta Bauchhenß