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05.07.2016

Ein Gewinn für alle

Uta Hemmerich-Bukowski und Wolfram Leibe überreichen den Sprechern der  Arbeitsgruppen ein Weinpräsent.
Projektkoordinatorin Uta Hemmerich-Bukowski und Oberbürgermeister Wolfram Leibe (v. r.) überreichen den Sprechern von sechs der acht Arbeitsgruppen ein Weinpräsent als Zeichen der Anerkennung für ihr großes Engagement.
Endspurt für den Trierer Aktionsplan Inklusion: Nach einem rund anderthalbjährigen Prozess liegt ein Konzept mit 119 Vorschlägen in zwölf Handlungsfeldern vor und wurde am gestrigen Montag in einer Pressekonferenz des Stadtvorstands vorgestellt. Der Stadtrat entscheidet am 14. Juli über den Aktionsplan. Der Zeithorizont beträgt etwa fünf Jahre, wobei schon jetzt klar ist, dass einige Projekte, vor allem im Baubereich, länger dauern werden.

Ziel des Prozesses unter dem Motto „Trier wird inklusiv!“ war es, Ideen zu sammeln, wie das Leben in der Stadt so gestaltet werden kann, dass Menschen mit einem Handicap an allen Lebensbereichen nach ihren Wünschen teilhaben können. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung wird auf etwa zehn Prozent geschätzt. Die Erstellung eines Handlungskonzeptes zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Trier hatte der Stadtrat im November 2013 beschlossen. In die Entwicklung eines Aktionsplans wurden der Beirat für die Belange von Menschen mit Behinderungen sowie alle relevanten zivilgesellschaftlichen Kräfte eingebunden. In sieben Arbeitsgruppen haben fast 300 Personen Ziele und Projekte für alle Lebensbereiche erarbeitet. Auf der Internetseite www. trier-mitgestalten.de wurden die Ergebnisse von 500 Bürgerinnen und Bürgern kommentiert und bewertet.

Um das Engagement der rund 300 an der Erstellung beteiligten Personen zu würdigen, dankte die Stadt bei einer Feierstunde stellvertretend den Sprechern der Arbeitsgruppen. Neben OB Wolfram Leibe sprach sein Vorgänger Klaus Jensen ein Grußwort. Er hatte eine wichtige Rolle bei dem Ratsbeschluss gespielt, das Handlungskonzept in Angriff zu nehmen. Leibe sprach von einer „mutigen Entscheidung“. Der Inklusionsplan sei auch nach der Verabschiedung als Handlungskonzept im Stadtrat weiter „Chefsache“. Wichtig seien klare Schwerpunktsetzungen und realistische Ziele.

Jensen äußerte „Freude und Dankbarkeit“ über das Ergebnis. Jetzt gehe es auch darum, die gesamte Bevölkerung dafür zu gewinnen. „Inklusion ist eine Provokation, weil sie jeden einzelnen von uns zwingt, ganz persönlich seine innere Haltung dazu zu überdenken“, betonte er. Ähnlich äußerte sich der Behindertenbeauftragte Gerd Dahm und forderte, „Anderssein“ nicht als Defizit anzusehen. Für viele Menschen mit Behinderung sei die Oberflächlichkeit, Achtlosigkeit und Gleichgültigkeit der Gesellschaft oft schwerer zu ertragen als die Bewältigung des Alltags mit dem Handicap.

Der Aktionsplan enthält 119 Vorschläge, wie die Teilhabe von behinderten Menschen in Lebensbereichen wie Bildung und Erziehung, Gesundheit und Pflege, Mobilität und Verkehr, Freizeit und Sport verbessert werden kann. Viele Vorschläge bedeuten Veränderungen, die allen Bürgern nutzen, wie les- und hörbare Angaben der Haltestellen in und an den Bussen, oder einheitliche Beschilderungen. In nächster Zeit soll zudem das Internet-Portal der ttm barrierefrei gestaltet werden. „Ein inklusives Trier ist attraktiv für alle“, betonte Koordinatorin Uta Hemmerich-Bukowski. Leibe sprach sich bei der Pressekonferenz dafür aus, zunächst vor allem Projekte in Angriff zu nehmen, die relativ leicht und mit einem relativ geringen Aufwand realisiert werden können.

Die Vorlage für die Sitzung am 14. Juli sieht vor, dass der Stadtrat das Konzept zur Kenntnis nimmt und die Verwaltung beauftragt, Umsetzungsvorschläge vorzubereiten. Aus den Vorschlägen haben die Dezernate ihre Leitprojekte benannt. Das OB- Dezernat will sich als inklusiver Arbeitgeber profilieren, die Dezernate II und III setzen Schwerpunkte im Bereich Leichte Sprache. Das Baudezernat will sich vor allem für mehr Barrierefreiheit in Schwerpunktschulen einsetzen.