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19.04.2016

Muttermörder und Liebling der Massen

Die Musuemsdirektoren werben mit einer Kaiserbüste für die Nero-Ausstellung.
Markus Groß-Morgen (Dommuseum), Dr. Marcus Reuter (Landesmuseum) und Dr. Elisabeth Dühr (Stadtmuseum, v. l.) werben kurz vor dem Start mit einer Kaiserbüste für die Nero-Ausstellung. Foto: Thomas Zuehmer
In vier Wochen steht das kulturelle Leben in Trier ganz im Zeichen des römischen Imperators Nero. Für die große Ausstellung „Kaiser, Künstler und Tyrann“ im Landes-, Dom- und Stadtmuseum laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Derzeit beherrschen Monteure und Maler die Szene in den Ausstellungssälen. Die kostbaren Leihgaben werden Anfang Mai angeliefert. Obwohl Nero nie in Trier war, sind die Macher sicher, dass die Ausstellung ein großer Erfolg wird und setzen auch auf den Glamour-Faktor der schillernden Persönlichkeit.

Zum zweiten Mal nach der Konstantin-Schau 2007 präsentieren die drei Museen eine große Ausstellung über einen römischen Kaiser. Nach dem großen Erfolg der Konstantin-Präsentation vor neun Jahren mit fast 354.000 verkauften Karten liegt die Messlatte hoch. Da aber der mit nur gut 30 Jahren durch Selbstmord aus dem Leben geschiedene Nero als Tyrannenkaiser, Brandstifter, Muttermörder, Christenverfolger und Künstler eine große Fülle an Rollen auf sich vereinigte, sind die Ausstellungsmacher optimistisch, breite Publikumsschichten zu erreichen. In der Ausstellung vom 14. Mai bis 16. Oktober geht es nicht zuletzt um die teilweise durchaus unterhaltsame Zerstörung von Klischees. „Wir vermitteln ein neues Bild des Kaisers: Nero war kein Brandstifter und kein wahrer Tyrann. Seine ersten Kaiserjahre waren goldene Jahre eines erfolgreichen und geliebten Kaisers. Er setzte sich für seine Bevölkerung ein, und konnte durch ‚Brot und Spiele‘ die Sympathien der Massen gewinnen. Nero sorgte für die Verbesserung der Versorgung und Infrastruktur“, betonte Dr. Marcus Reuter, Direktor des Landesmuseums, bei einem Vortrag auf Einladung der VHS.

Nero habe sich als Künstler-Kaiser gesehen und sein Künstlertum inszeniert. Dieser Umstand und die Tatsache, dass er sich immer wieder den Konventionen seiner Zeit entzogen hat, macht Nero für moderne Massenmedien attraktiv. Der Ausstellungsteil „Lust und Verbrechen – Der Mythos Nero in der Kunst“ im Stadtmuseum hält viele Beispiele bereit, darunter einen der ersten Filme. Stilprägend war vor allem der „Quo Vadis?“-Streifen mit Peter Ustinov von 1951. Neros schillernder Glamour inspirierte weitere Hollywood-Regisseure, aber auch Opern-Komponisten und Maler setzen sich mit ihm auseinander. Der Kaiser ist nach Einschätzung von Museumsdirektorin Dr. Elisabeth Dühr ein „ausgezeichnetes Beispiel für die Beständigkeit von Klischees über Jahrhunderte hinweg, auch in der Bildenden Kunst.“ Die Schau im Simeonstift bietet erstmals eine Bestandsaufnahme der langen künstlerischen Rezeption. „Diese Tradition zeigt beispielhaft die Folgen einer einseitigen, unkritischen Übernahme von Geschichtsquellen. Neben antiken Quellen waren es vor allem christliche Legendenbildungen des Mittelalters, die bis heute unsere Vorstellung prägen. Dieses Klischee funktioniert bis in die Gegenwart, so spielen etwa Karikaturen noch heute mit dem Bild ,Fiedeln, während Rom brennt‘“, so Dühr.

Die Auseinandersetzung mit Klischees prägt auch den Ausstellungsteil „Nero und die Christen“ im Dommuseum. „Nero hat Christen nicht aus religiösen Gründen verfolgt, trotzdem gilt er als Prototyp des Christenverfolgers. Er benutzte die unbeliebte Sekte der Christen als Sündenbock. Unter seinen Nachfolgern kam es zu ungleich größeren Verfolgungen“, erläuterte Direktor Markus Groß-Morgen.

 
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