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06.10.2009

Deutscher Theatermythos

Zerrissen zwischen philosophischen Erkenntnisdrang und dem Wunsch nach Weltaneignung, Liebe und Macht, lässt sich Faust in Johann Wolfgang von Goethes Tragödien auf eine von Mephistopheles initiierte Reise mit unbestimmtem Ziel ein. Als er auf Gretchen trifft und ihre spontane Zuneigung erwidert, gerät er in einen buchstäblichen Teufelskreis und stürzt sie ins Unglück. Dem Vergessen folgt die Fortsetzung seiner Expedition, die ihn jedoch in der „klassischen Walpurgisnacht“ einmal mehr mit seinen innersten Sehnsüchten und verloren gegangenen Idealen konfrontiert. Der Vollkommenheit immer weiter entrückt, greift er zu einem letzten Mittel und will ein neues Weltreich gründen. Doch seine Utopie mündet in Zynismus, Krieg und Zerstörung.

Odyssee des Suchenden

In einer komprimierten Fassung feiert Goethes Faust I und II am Samstag, 10. Oktober, 19.30 Uhr, an einem Abend Premiere im Großen Haus des Trierer Theaters. Die Tragödie ist die Odyssee eines unentwegt Suchenden, der an die Grenzen seiner Möglichkeiten gelangen will und über diese hinaus. Sie erzählt zugleich von seinem wiederholten Scheitern und den Neuanfängen bis hin zum erkenntnisreichen, aber tragischen Tod.
Mit seiner Faust-Dichtung schuf Johann Wolfgang von Goethe Endes des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts aus einem großen deutschen Mythos ein Weltgedicht für das Theater. Er war seiner Zeit weit voraus: Vor dem Hintergrund zweier vernichtender Weltkriege, den unüberschaubaren Ausmaßen der Genforschung sowie dem Dilemma aktueller Finanz- und Staatskrisen birgt Faust eine Fülle an (deutschen) Themen in sich, die an Aktualität kaum etwas zu wünschen übrig lassen.
 
Multimediale Umsetzung

Bestandteil der Trierer Inszenierung von Matthias Gehrt und Peter Oppermann, die auf die sprachliche Kraft des Werkes und szenischen Bilderreichtum setzt, ist eine multimediale Umsetzung mit eigens für diese Produktion in Auftrag gegebenen Video-Animationen. In den Hauptrollen sind Bruno Winzen als Faust, Michael Ophelders als Mephistopheles, Antje-Kristina Härle als Margarete (Gretchen) und Jan Brunhoeber als Wagner zu sehen. Bei der Inszenierung mit einer Choreografie von Sven Grützmacher, Kostümen von Claudia Caséra und dem Bühnenbild von Gabriele Trinczek wirkt das komplette Schauspielensemble mit.

  • Weitere Aufführungen im Oktober: Sonntag, 18., 19.30 Uhr, sowie Dienstag, 27., und Freitag, 30., jeweils 20 Uhr, Großes Haus. Karten an der Theaterkasse am Augustinerhof, Telefon: 0651/718-1818, und per E-Mail: theaterkasse@trier.de .