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10.01.2017

Ausbeutung und Gewalt entgegenwirken

Ansicht der Homepage sexarbeit-trier.de
Die Homepage ist in die Bereiche Fragen und Antworten, Was ist wo?, Gesundheit und Recht untergliedert. Zudem gibt es einen SOS-Button.
Eine neue mehrsprachige Informationsplattform www.sexarbeit-trier.de für die rund 200, überwiegend aus dem Ausland stammenden, Sexarbeiterinnen in der Region Trier ist online. Schwerpunktthemen des von der Aidshilfe und dem Gesundheitsamt entwickelten mobilen Angebots sind Gesundheit, Recht, Notrufe und Hilfsmöglichkeiten sowie ein Stadtplan.

Nicht nur in Deutsch, sondern auch in Bulgarisch, Rumänisch, Englisch, Spanisch und Russisch gibt es wichtige Informationen zur Verhütung und zu sexuell übertragbaren Infektionen sowie einen SOS-Button, damit sich die Frauen bei einer Erkrankung oder einem Notfall direkt an die zuständige Stelle wenden können. Via GPS werden sie ins Gesundheitsamt, zur Polizei oder ins Krankenhaus geführt. Viele mehrsprachige Videos unterstützen die Informationen. In die Plattform, die mit finanzieller Unterstützung der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland realisiert wurde, ist eine Hörfunktion integriert, damit auch Analphabetinnen sie nutzen können.

Das Gesundheitsamt bietet seit längerem eine kostenlose und anonyme Beratung und Untersuchung für Sexarbeiterinnen an. Seit 2014 sucht eine Sozialarbeiterin sie vor Ort auf. Wegen der hohen Fluktuation erreicht die Aufklärung und Prävention aber oft nur einen Bruchteil der Frauen. Die meisten stammen aus Osteuropa. Wegen der kulturellen Unterschiede, unzureichenden Sprachkenntnissen und einem niedrigen Bildungsniveau haben sie oft nur ein sehr lückenhaftes Wissen über sexuell übertragbare Infektionen. Zudem sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen in Deutschland teilweise sehr unterschiedlich. Die Frauen wissen oft kaum etwas über ihre Rechte und Pflichten, den strafrechtlichen Schutz und Hilfsangebote. Die Plattform soll sie zu einem selbstbestimmten und selbständigen Leben und Handeln befähigen und ausbeuterischen Strukturen, Gewalt oder Missbrauch entgegenwirken.

Sexarbeiterinnen sind nach Einschätzung der Trierer Frauenbeauftragten Angelika Winter immer noch eine der größten diskriminierten und stigmatisierten Gruppen in der Gesellschaft. Durch die Rahmenbedingungen ihrer Tätigkeit sind sie eher isoliert, können sich aber nun mit der Plattform wichtige und notwendige Informationen rund um die Uhr anonymisiert übers Smartphone oder Tablet beschaffen. Die Idee entstand unter anderem am Runden Tisch Sexarbeit unter Federführung der Frauenbeauftragten. Vertreter der Sozialen Arbeit, des Gesundheitsamts, der Aidshilfe und der Polizei setzen sich dort für Verbesserungen ein. Die Aidshilfe griff die Idee auf und setzte sie mit der Beratungsstelle im Gesundheitsamt um. Damit die Informationen möglichst genau den Bedürfnissen der Frauen entsprechen, gab es immer wieder einen Austausch. Dabei wurden Verbesserungsvorschläge berücksichtigt.