Sprungmarken
10.11.2009

Engagierte Eltern gesucht

Gemeinsam durchs Leben: ein Trierer Ehepaar mit zwei seiner drei Pflegekinder.
Gemeinsam durchs Leben: ein Trierer Ehepaar mit zwei seiner drei Pflegekinder.
Für Kinder, deren Start ins Leben durch Gewalt, Drogen, Obdachlosigkeit oder zerrüttete Familienverhältnisse geprägt ist, sind Pflegeeltern oft die letzte Rettung. In letzter Zeit hat das Trierer Jugendamt aber zunehmend Probleme, Paare zu finden, die diese herausfordernde, aber auch persönlich bereichernde Aufgabe übernehmen. Die Gründe sind vielfältig: Auf der einen Seite steigt nach Einschätzung der zuständigen Sachgebietsleiterin Ingeborg Schöndorf der Bedarf: „Durch die intensive Debatte nach spektakulären Fällen von Kindesmiss-handlungen und Missbrauch ist die Sensibilität gestiegen. Wir müssen mehr gefährdete Kinder betreuen. Außerdem beobachten wir wachsende Defizite in der Erziehungsfähigkeit der Väter und Mütter.“

Hoher Aufwand

Auf der anderen Seite sind auch immer mehr Mütter voll berufstätig und haben kaum Ressourcen frei, um die aufwändige Pflege eines „Gastkinds“ zu übernehmen. Eine Triererin, die mit ihrem Mann neben fünf eigenen mehrere Pflegekinder betreut, berichtet von regelmäßigen Arztbesuchen, Therapiestunden und Förderkursen. Das gilt besonders für ein 14-jähriges Mädchen, das als Säugling in die Familie kam und dort bis heute lebt. Sie war unter-ernährt und von ihrer später verurteilten Mutter so schwer misshandelt worden, dass sie heute eine Opferrente erhält. Gerade in diesem Fall hat sich der Einsatz der gesamten Pflegefamilie gelohnt. „Ich würde es wieder machen, denn von den Kindern
 kommt sehr viel zurück“, betont die Pflegemutter. Man dürfe sich durch Rückschläge nicht entmutigen lassen. Gleich beim ersten Pflegekind musste das Trierer Paar damit klar kommen, dass es wieder zur leiblichen Mutter zurückkehrte und der Kontakt abriss.

In fast allen Fällen endet die Beziehung des Kindes zu seiner ursprünglichen Familie nicht, wenn es von Pflegeeltern betreut wird. Nach Einschätzung des Jugendamts sind die meisten leiblichen Väter und Mütter keine „Rabeneltern“, sondern handeln durchaus verantwortungsbewusst und leiden oft darunter, dass das Kind nicht bei ihnen aufwachsen kann. Bei den Pflegeeltern ist daher besonderes Fingerspitzengefühl gefragt. Es kann auch passieren, dass ein Pflegekind, dessen Beziehung zu den leiblichen Eltern wegen schwerer Konflikte völlig abgerissen ist, sich als junger Erwachsener plötzlich für seine Wurzeln interessiert und wieder den Kontakt sucht.
 
Das Jugendamt, das die Kinder erst nach einer sehr sorgfältigen und aufwändigen Prüfung vermittelt, versteht sich nach Aussage von Schöndorf als Partner der Herkunftsfamilie und der Pflegeeltern. Diese werden durch einen speziellen Kurs vorbereitet, können sich jederzeit Rat und Hilfe holen und mit erfahrenen Pflegeeltern sprechen. Die Familien erhalten ein Pflegegeld, das nach dem Alter des Kindes gestaffelt ist. Nach der Erfahrung der Trierer Pflegemutter reichen diese Zahlungen aus, um den zusätzlichen Aufwand zu finanzieren. Reichtümer könne man aber durch ein Pflegekind auf keinen Fall erwerben. Entscheidend sei vielmehr die Bereicherung des eigenen Lebens.

  • Ansprechpartnerin beim Jugendamt für potenzielle Pflegeeltern: Ingeborg Schöndorf, Telefon: 0651/718-2516