Sprungmarken
13.10.2014 | Feuerwehr

Mit ständiger Übung zur Perfektion

Provisorischer Behandlungsplatz
Rettungskräfte versorgen auf dem provisorischen Behandlungsplatz die Verletzten des simulierten Busunglücks,
Die intensive Zusammenarbeit zwischen Berufs- und freiwilligen Feuerwehren sowie den schnellen Einsatzgruppen Trier und den Rettungsdiensten war das Ziel einer großen Rettungsübung am Samstag im Burgunderviertel in Neu-Kürenz. Mit dabei waren auch Notärzte, Notfallseelsorger und die Leitstelle.

Samstag, kurz vor 10 Uhr. Rund 100 Besucher wollen die Übung live miterleben, deren Drehbuch die beiden Oberbrandmeister Ralf Cordel und Martin Faß geschrieben haben. Und das hat es in sich: Der Fahrer eines voll besetzten Busses hat einen Schlaganfall erlitten und mehrere Fahrzeuge gerammt. Zwei stehen auf dem Gehweg, neben einem der Autos liegt eine junge Frau, flehentlich schreit sie nach Hilfe. Unter dem Wagen liegt das Baby der Frau, man hört nur seine Schreie. Der Fahrer ist unverletzt, aber unter Schock. Ein weiteres Fahrzeug hat der Bus direkt an eine Stromverteilung gedrückt. Die beiden Insassen sind leicht verletzt, können sich nicht befreien. Etwas weiter an einem Baum steht ein demoliertes Auto mit drei Insassen, das auch vom Bus gerammt wurde. Dazu kommen Personenschäden im Bus mit den unterschiedlichsten Verletzungen.

Gellende Hilfeschreie

Laut dem Übungsszenario kommt der Notruf wegen eines schwachen Handynetzes nur in Teilen in der Leitstelle an. Infolge dessen werden Rettungsfahrzeuge aus dem Stadtgebiet und dem Umfeld des Unfallortes ins Burgunderviertel umgeleitet. Der Einsatzleiter macht sich ein Bild vom Geschehen und informiert die Leitstelle, die sofort weitere Fahrzeuge und Rettungsdienste sowie die Luxemburger Air Rescue alarmiert.

Was sich in den folgenden eineinhalb Stunden im Burgunderviertel abspielt, wirkt sehr real: Gellende Hilfeschreie, orientierungslos umherirrende Menschen, hektisches Babygeschrei. Die Rettungskräfte dürfen sich jedoch nicht beeinflussen lassen, spulen routiniert ihr Programm ab. Nicht alle Handgriffe sitzen, nicht alle Maßnahmen klappen auf Anhieb. Für den Chef der Trierer Berufsfeuerwehr, Herbert Albers-Hain, ist das aber kein Beinbruch. Das sei nun mal Sinn der Übung, Schwachstellen aufzudecken, damit diese gezielt beseitigt werden können. Sehr zufrieden ist er mit der Umsetzung eines neuen Konzepts, bei dem die technisch versierten Feuerwehrleute die Rettungskräfte beim Aufbau eines Behandlungsplatzes unterstützen.

Kein wilder Aktionismus

Helmut Bonerz, der für das Trierer DRK die Übung als beratender Stadtverbandsbeauftragter beobachtet hat, ist von dem neuen Konzept sehr angetan. Konnte doch dank der Wehrleute innerhalb von nur 45 Minuten der aus sechs Zelten bestehende Behandlungsplatz in Betrieb genommen werden. „Das gibt unseren Leuten die Möglichkeit, sich sofort um die Versorgung der Verletzten zu kümmern“, stellt er fest. Zufriedenheit auch bei Ortsvorsteher Bernd Michels: Als ehemaliger Polizist weiß er um die besonderen Belastungen bei einem solchen Einsatz: „Am Einsatzort die Ruhe zu bewahren und nicht hektisch zu werden, das ist schon schwierig.“ Für ihn steht fest, dass nur ständige Übungen helfen können, einen möglichst hohen Grad an Perfektion zu erreichen.

Dem stimmt Feuerwehrdezernent Thomas Egger zu. Ihm hat gefallen, dass die Einsatzkräfte nicht sofort in wilden Aktionismus verfallen sind. „Sie haben sich erst informiert und sind dabei ruhig geblieben.“ Auch er begrüßt, dass man die technische Kompetenz der Wehrleute für den Aufbau des Behandlungsplatzes mit einsetzt. Zwar habe auch er das ein oder andere beobachten können, über das man später in der Manöverkritik sprechen müsse. Doch sei er mit dem Verlauf der Übung sehr zufrieden. flo