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24.04.2014 | Trier für Treverer

Weinberg, Energietunnel und Lügentour

Foto: Stadtführung mit dem Nachtwächter Jacoubs Fischer
An der Porta Nigra ruft Alf Keilen alias Nachtwächter Jacobus Fischer die Teilnehmer seines Insider-Rundgangs zusammen. Foto: TIT/Jan Hoffmann
Ungebrochener Beliebtheit erfreuen sich die „Trier für Treverer“-Rundgänge mit ungewöhnlichen und sonst oft nicht zugänglichen Zielen. Wie TIT-Geschäftsführer Hans-Albert Becker bei der Vorstellung des neuen Programms mitteilte, nahmen letztes Jahr knapp 1000 Personen an insgesamt 38 Rundgängen teil. Neue Highlights 2014 sind unter anderem ein Rundgang zu den sechs Unesco-Welterbestätten sowie eine Tour in die Petrusbrauerei.

Trier ist 1300 Jahre älter als Rom – so behauptet es zumindest die goldene Inschrift am Roten Haus auf dem Hauptmarkt. Jacobus Fischer der Jüngere glaubt daran. Mit Hellebarde, Horn und Laterne macht der Nachtwächter seine Runde durch das Trier des 19. Jahrhunderts, achtet darauf, dass Handwerksbetriebe ihre Feuer löschen, verarmte Witwen die Kerzen in ihrer Stube nicht zu lange brennen lassen und Spitzbuben in den dunklen Gassen nicht ungestört stehlen können. Er weiß: Über das hohe Alter Triers wird in Büchern berichtet. „Also muss es wahr sein. Denn sonst würd’s ja nicht da stehen!“ Jacobus alias Alf Keilen ist einer von drei Gästeführern, die als Nachtwächter durch das dunkle Trier führen und damit gleichzeitig Teil des „Trier für Treverer“-Programms 2014 sind.

Dieser Klassiker hat schon vielen Trierern und Trierbegeisterten „ihre“ Stadt von einer ganz anderen Seite gezeigt hat. Und genau darum geht es, wie Hans-Albert Becker, Geschäftsführer der Trierer Tourist-Information, bei der Programmvorstellung betonte. Wegen der großen Nachfrage wurden auch 2013 einige Führungen ein zweites oder drittes Mal angeboten. Viele Termine waren ausgebucht, obwohl einige Touren schon seit Jahren im Programm sind. Daher können echte Treverer 2014 wieder von der Sternwarte aus zu fernen Sternenhaufen und Galaxien reisen oder mit Christiane Salm eine kenntnisreiche und vergnügliche Weintour durch unterirdische Kellergewölbe und die prachtvollen Räume des Kurfürstlichen Palais und des Herrenbrünnchens machen.

Auch das authentische Training im Amphitheater beim einzigen Berufsgladiator Deutschlands und ein Blick hinter die Kulissen der Fernsehshow „Verstehen Sie Spaß?“ in der Arena  stehen erneut auf dem Programm. Bei der vergnüglichen Lügentour „Der Wahrheit auf der Spur“ kommen auch Trierer zuweilen ins Grübeln, welche Geschichten des Stadtführers wahr sind und welche nicht.

Hauptmarkt im Wandel der Zeiten

Daneben wollen die Organisatoren die Trierer aber auch überraschen. „Mit viel Engagement haben die Mitarbeiter der Tourist-Information daran gearbeitet, neben Altbewährtem ganz neue Touren in das Programm aufzunehmen“, betont Becker. So können Bierfreunde beim Rundgang durch die Petrusbräu-Brauerei den Braumeistern über die Schulter schauen, durch den verborgen liegenden Stadtwerke-Energietunnel unterhalb der Mosel hindurchgehen, einen halben Tag im Weinberg verbringen oder die moderne Trinkwasseraufbereitungsanlage in Irsch besichtigen.

Natürlich kommen in Trier auch Geschichtsinteressierte auf ihre Kosten: In vier in sich abgeschlossenen Führungen erzählt Jens Baumeister die wechselhafte Geschichte des Hauptmarkts, wo Trierer seit „milljuunen“ Jahren zechen – zumindest jedoch seit dem Mittelalter. Marcus Reuter, Direktor des Rheinischen Landesmuseums, führt durch die aktuelle Erfolgsausstellung „Ein Traum von Rom“.

In einer Brunnentour wird die Geschichte von den Kelten bis zur Neuzeit nur anhand der imposanten Wasserspender erzählt. Ob dort die Geschichte von Trebeta als legendärem Stadtgründer 1300 Jahre vor Rom, bestätigt wird? Oder doch wieder die Version, nach der die Römer selbst die Stadt vor gut 2000 Jahre erbauten? „Ach, hör doch auf!“, winkt Jacobus Fischer ab, der der Inschrift am Roten Haus mehr Glauben schenkt als den Behauptungen der Historiker. Denn: „Warum sollte man das ans Haus schreiben, wenn’s nicht stimmt?!“

Eine Teilnahme an den Rundgängen ist jeweils nur möglich nach dem vorherigen Kauf einer Karte am Counter der Tourist-Information oder an allen Ticket-Regional-Vorverkaufsstellen.

 
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