Sprungmarken
12.11.2019

Ausbildung öffnet viele Wege

Arlette Hornung ist angekommen – in Trier und in ihrem Ausbildungsberuf als zahnmedizinische Fachangestellte bei Dr. Carsten und Violeta Claus: „Ich finde an dem Beruf schön, dass ich Menschen helfen kann", sagt die 26-Jährige, die von Venezuela nach Deutschland kam. Dort hatte sie acht Semester Zahnmedizin studiert. Die politische Unsicherheit in dem sozialistisch regierten Land veranlassten sie und ihre jüngere Schwester, in Deutschland einen Neuanfang zu wagen.

Schnell stellte sich heraus, dass ein Studium in Deutschland zunächst keine wirkliche Option war: „Zahnärztin zu werden, ist schwer. Man muss sehr viel lernen, Ich muss zuerst die Sprache besser sprechen. Mein altes Studium wird mir hier nicht vollständig anerkannt", sagt Hornung. In anderthalb Jahren absolvierte sie Kurse bis zum Niveau C 1. In der Anfangszeit erhielt Hornung Unterstützung vom Jobcenter. In den Gesprächen mit Arbeitsvermittler Norbert Ferring stellte sich heraus, dass die duale Ausbildung über die Kombination von Praxis und Theorie langfristig auch ihre fachliche Sprachkompetenz erweitert. „Was ich hier lerne, ist auch ganz anders als in Venezuela", erzählt Hornung begeistert. „Ich habe vorher noch nie eine Wurzelbehandlung mit einem Mi-
kroskop gesehen. Alles hier ist sehr modern."

Teamfähigkeit, Disziplin, Sorgfalt

In der Praxis von Dr. Carsten und Violeta Claus fühlt sie sich wohl. Auch ihr Arbeitgeber zieht eine positive Bilanz: „Wir sind sehr zufrieden mit Arlette. Sie hat sich schon im Bewerbungsgespräch offen, sympathisch und kommunikativ gezeigt", sagt Dr. Carsten Claus. Für zahnmedizinische Fachangestellte seien dies wichtige Eigenschaften, fast noch bedeutsamer als die Abschlussnoten. Seit etwa 30 Jahren bildet die Gemeinschaftspraxis aus. Die Bewerberlage sei schwieriger geworden. Claus: „Teamfähigkeit sowie Disziplin und Sorgfalt sind genauso maßgeblich wie Mathe- und Deutschnoten."

Wegen der schwierigen Situation bei manchen Beziehern von Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB II), auch bekannt unter dem Namen „Hartz IV", ist oft eine intensive Beratung und Vorbereitung nötig, um die geeignete Ausbildung zu finden. In der Bilanz des Ausbildungsjahrs 2018/19 zeigte sich das beim Trierer Jobcenter an der Vermittlung von 179 Personen, die vorher auf SGB II-Zahlungen angewiesen waren. Besonders hoch war der Anteil medizinischer Fachangestellter mit 24 Vermittlungen. Nach der Ausbildung kann man dort zum Beispiel einen Abschluss als zahnmedizinische Fachassistentin ablegen. Arlette Hornung will auf jeden Fall weitermachen. „Vielleicht fange ich sogar wieder an zu studieren."