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03.12.2019

Familiennahe Kinderbetreuung

Tagesmutter Anja Wolfram mit ihren eigenen Kindern.
Tagesmutter Anja Wolfram mit ihren eigenen Kindern.

Im Januar startet in Trier ein weiterer Qualifizierungskurs in der Tagespflege. Nach dem erfolgreichen Abschluss kann das Jugendamt die Pflegeerlaubnis ausstellen. Um Interessenten und Eltern auf der Suche nach Betreuungsplätzen einen Bild zu vermitteln, gibt Tagesmutter Anja Wolfram in der Rathaus Zeitung (RaZ) Einblicke in ihre Arbeit.

RaZ: Seit wann sind Sie in der Tagespflege aktiv?

Anja Wolfram: 2014 habe ich den Qualifikationskurs abgeschlossen. Nach einem theoretischen Teil ist unter anderem ein Praktikum bei einer Tagesmutter oder einem Tagesvater vorgesehen. Danach konnte ich bei mir zu Hause beginnen, zunächst unter Anleitung des Jugendamts und der Katholischen Familienbildungsstätte, die die Qualifikation ausrichtet.

Wie sind Sie zu dieser Tätigkeit gekommen?

Darauf aufmerksam wurde ich durch meine Kinder. Ich war im Einzelhandel tätig, als sich mir und meinem Mann die Frage nach der Betreuung unserer Kinder stellte. Auf eine Tätigkeit in der Tagespflege wurde ich durch eine Erzieherin aufmerksam. Kinderbetreuung war definitiv eine Option. Die damalige Situation ließ aber zeitlich und finanziell keine fünfjährige Erzieherinnenausbildung zu. Die Tagespflege erwies sich als interessante Alternative.

Hat Sie die Qualifikation gut auf den Arbeitsalltag vorbereitet oder gab es auch Überraschungen?

Die Grundqualifizierung hat mich anfangs vor allem bestärkt, dass der Job etwas für mich ist. Sie wird ihrem Namen auf jeden Fall gerecht und bereitet gut auf die Erfordernisse vor, die die Rundumbetreuung ganz allein mit sich bringt. Darüber hinaus sind verwaltungstechnische Herausforderungen ein Thema. In manches bin ich auch hauptsächlich durch die Praxiserfahrung hineingewachsen. Unerfreuliche Überraschungen hatte ich nie. Es stehen uns immer wieder Netzwerktreffen und Weiterbildungen offen. Dabei können sich Tageseltern austauschen und gemeinsame Events für die Kinder organisieren.

Meinem Eindruck nach macht der Job Ihnen offenbar noch unverändert Freude. Denken Sie, das wird bis zu Ihrer Rente so bleiben?

Schwer zu sagen. Spaß habe ich definitiv seit jeher daran und wüsste nicht, warum sich das ändern sollte. Ich mache das so lange, wie ich Antrieb und Energie dafür habe. Es gibt auch schon mal Konflikte, die aber nicht unlösbar sind. Zurzeit ist der Job gut mit meiner Situation vereinbar. Man kann sich die Zeiten und die Zahl der Kinder einteilen. Meist habe ich fünf Pflegekinder und liege damit an der Höchstgrenze. Hinzu kommen meine zwei eigenen Kinder (Foto unten: privat) Die Freiheiten, die ich durch die Quasi-Selbstständigkeit habe, sind nicht immer nur ein Segen. Da die Kinder und deren Wohl im Vordergrund stehen, fällt es mir bisweilen schwer, Absagen zu erteilen.

Kam es also schon vor, dass ein Betreuungsverhältnis nicht zustande kam, weil Sie ein Kind nicht aufnehmen konnten oder wollten?

Die Nachfrage ist hoch und ich bin voll ausgelastet. Da kann ich leider keine zusätzlichen Kinder annehmen. Manchmal empfehle ich den Eltern aber eine wahrscheinlich passendere Kollegin beim Erstgespräch, dafür ist dieses schließlich da. Es ist generell ratsam, sich mehrere Tageseltern anzuschauen, da es immer unterschiedliche Bedürfnisse bei der Flexibilität und der Gestaltung der Betreuung gibt. Genau darauf kann die Tagespflege individuell zugeschnitten werden. Das ist einer ihrer Hauptvorteile.

Das Gespräch führte Malte Möhlig