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26.11.2019

Vorlesen statt Pläne zeichnen

Wenn Rozana Zibar vorliest, scharen sich viele Kinder um sie und hören zu.
Wenn Rozana Zibar vorliest, scharen sich direkt viele Kinder um sie und hören zu. Foto: Jobcenter Trier

Rozana Zibar sitzt inmitten von eifrig lauschenden kleinen Zuhörern und liest aus einem Buch über Dinosaurier vor. Seit August arbeitet die dreifache Mutter, die mit ihrer Familie aus Syrien kam, als Auszubildende in der städtischen Deutsch-Französischen Kita in Neu-Kürenz. Mit einem Umfang von 19,5 Stunden in der Woche absolviert sie die praktische Ausbildung in der Kita und zusätzlich den theoretischen Unterricht in der Berufsbildenden Schule für Erziehung, Hauswirtschaft und Soziales. Die Betreuung ihrer eigenen Kinder teilt sie sich mit ihrem Ehemann.

Kitaleiterin Dagmar Dénes betont: „Wir sind sehr froh, dass Rozana bei uns ist. Sie ist eine echte Bereicherung für uns, weil sie sehr engagiert und zielstrebig arbeitet und uns durch ihre Sprachkenntnisse bei kurdischen und arabischen Familien unterstützt."

Zibars Ausbildung vorausgegangen war ein Praktikum, das Teil eines Projektes der Stadtverwaltung und des Jobcenters ist. In den städtischen Kitas haben syrische Frauen, die Interesse an sozialer Arbeit oder in ihrer Heimat bereits als Lehrerin gearbeitet haben, die Chance, den Beruf der Erzieherin kennenzulernen und perspektivisch eine Ausbildung zu beginnen. Jobcenter-Geschäftsführerin Marita Wallrich erläutert: „Wir haben festgestellt, dass viele Frauen sich für die Arbeit mit Kindern interessieren. Entweder, weil sie schon in Syrien in diesem Bereich Erfahrung gesammelt haben, oder selbst Mütter sind. Da lag es nahe, durch vorgeschaltete Praktika den Weg für ein berufliches Standbein zu ebnen." Für die Verwaltung ist das Projekt eine Gelegenheit, die Integration syrischer Familien in der Stadt zu unterstützen und zusätzlich Fachkräfte für die Arbeit in den Kitas zu gewinnen.

Rozana Zibar hat in Syrien als Bauzeichnerin gearbeitet. „Ich wollte aber schon immer etwas Soziales machen und hier so schnell wie möglich eine Arbeit finden", erzählt sie. In einer Kindertageseinrichtung sei Kommunikation besonders wichtig. Kitaleiterin Dénes bestätigt das: „Sprache ist bei uns ein bedeutendes Medium, sei es im Umgang mit den Kindern oder im Austausch mit den Kolleginnen." Rozana habe durch ihre guten Deutschkenntnisse die Fragen im Vorstellungsgespräch mühelos beantworten können. Außerdem sei es in einer Kita mit internationaler Elternschaft bedeutsam, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu erkennen und in den Alltag einzubinden. Rozana Zibar erzählt: „Wir essen in Syrien selten mit der Gabel, sondern eher mit dem Löffel, vor allem, wenn es Reis gibt. Manche Speisen greifen wir mit einem Fladenbrot. Das machen wir jetzt auch manchmal in der Kita."