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24.09.2019

Manifest der Menschlichkeit

Das Theater feiert am letzten September-Wochenende gleich zwei Schauspielpremieren: Gotthold Ephraim Lessings dramatisches Gedicht „Nathan der Weise" am Freitag, 27., 19.30 Uhr, Europäische Kunstakademie. Einen Abend später folgt zur gleichen Zeit im Großen Haus „Rain Man" nach dem berühmten Film mit Dustin Hofmann und Tom Cruise. Im Mittelpunkt steht ein unerwartetes Wiedersehen mit Folgen.

Charlie Babbitt (Dimetrio-Giovanni Rupp), Autohändler und karrierebewusster Yuppie, steht kurz vor der Pleite, gibt jedoch weiter den erfolgreichen Geschäftsmann. Nach dem Tod seines Vaters, den er seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hat, wird seine Hoffnung auf eine große Erbschaft enttäuscht: Das Vermögen geht an einen mysteriösen, anonymen Erben in einer Klinik.

Charlie begegnet bei Nachforschungen seinem autistischen älteren Bruder Raymond (Klaus-Michael Nix), von dem er nichts ahnte. Dieser verfügt über ebenso phänomenale Fähigkeiten wie eklatante Schwächen: Während er Zahlen instinktiv erfassen und behalten kann, ist für ihn Geld bedeutungslos. Die Aussicht, diesem Bruder Millionen Dollar zu überlassen, bringt Charlie auf eine gewagte Idee. Das Stück erzählt anrührend und unterhaltsam von der behutsamen Annäherung zweier ungleicher Menschen und bringt dem Publikum das Thema Autismus einfühlsam näher.

Das 1779 uraufgeführte Lessing- Stück „Nathan der Weise" spielt in Jerusalem. Auf die heiligen Stätten erheben Islam, Christen- und Judentum gleichermaßen Anspruch. Der Jude Nathan – von Christen verachtet, von Muslimen ausgenutzt – ist ein weiser und wohlhabender Kaufmann. Er verlor seine Frau und sieben Söhne bei einem Pogrom. Nun überlebt seine angenommene Tochter Recha nur knapp einen Anschlag. Nathan kann mit der Ringparabel, dem Gleichnis von Toleranz zwischen den Religionen, seinen Kopf aus der Schlinge ziehen und alle Konflikte zumindest vordergründig entschärfen. „Nathan der Weise" ist als Manifest von Menschlichkeit und Respekt immer noch aktuell. Die Hauptrolle der Trierer Inszenierung von Andreas von Studnitz, die bis Ende Oktober läuft, spielt Michael Hiller.

Carmen und Boléro als Tanzstück

Das Tanztheater präsentiert als erste neue Produktion der Spielzeit ab Samstag, 12. Oktober, 19.30 Uhr im Großen Haus, „Carmen/Bolero" von Roberto Scafati. Seine Interpretation der Oper zeichnet bewusst eigene Rollenbilder für die Protagonisten und setzt nicht nur die Musik von Georges Bizet ein. Als dynamischen und spannenden Kontrapunkt wählte Scafati den weltberühmten „Boléro" von Maurice Ravel. Die Ooduktion wird in einer „Premierenfieber"-Matinee am 6. Oktober, 11 Uhr, im Foyer vorgestellt. Weitere Informationen zu
den Terminen der drei Produktionen: www.theater-trier.de.