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22.01.2008

"Guter Start ins Kinderleben"

Hebamme Sandra Schmitz (l.) informiert im Kreißsaal des Mutterhauses die werdende Mutter Sonja Schwarz über das Projekt. Durch Fragebögen können Risiken erkannt werden, bevor Mutter und Kind die Klinik verlassen. Foto: Mutterhaus
Hebamme Sandra Schmitz (l.) informiert im Kreißsaal des Mutterhauses die werdende Mutter Sonja Schwarz über das Projekt. Durch Fragebögen können Risiken erkannt werden, bevor Mutter und Kind die Klinik verlassen. Foto: Mutterhaus
Verwahrlost, misshandelt und getötet – Meldungen über traurige Kinderschicksale sind in Deutschland leider keine Seltenheit. Durch das Projekt „Guter Start ins Kinderleben“ des Gesundheitsministeriums Rheinland-Pfalz sollen derartige Eskalationen verhindert und mögliche Risikofälle früh erkannt werden. Neben dem Jugendamt sind in Trier die Geburtskliniken Mutterhaus der Borromäerinnen, das Evangelische Elisabeth-Krankenhaus sowie das Marienkrankenhaus Ehrang beteiligt. Die Verantwortlichen zogen nun eine positive Zwischenbilanz.

Das Modellprojekt, das im vergangenen Jahr in Trier angelaufen ist, setzt auf eine stärkere Vernetzung und eine effektive Zusammenarbeit von Jugend- und Gesundheitshilfe. Ziel ist, das Risiko von Vernachlässigung oder Misshandlung bereits vor oder kurz nach der Geburt einschätzen zu können. Hebammen, Pflegekräfte und Ärzte achten im Krankenhaus auf die Lebenssituation der Familien, suchen das Gespräch oder verweisen auf Beratungs- und Hilfsangebote wie Ansprechpartner und Telefonnummern für den Notfall. Anhand von Fragebögen werden Risiken sichtbar, bevor Mutter und Kind die Geburtsklinik verlassen.

Praktische und persönliche Hilfe

„Dieses niedrigschwellige Angebot wird von den Müttern sehr gut angenommen“, berichtet Christel Kallies, Projektleiterin des Gesundheitsbereichs.  Die drei Kliniken seien seit dem Start der Hauptphase Mitte November 2007 auf mehrere kritische Fälle aufmerksam geworden. Durch die präventive Arbeit konnten sie praktische, persönliche und unbürokratische Hilfe leisten, ohne dass es zu gravierenden Eingriffen in die Familienstruktur kommen musste. Ein weiteres Ziel des Projekts besteht darin, den Blick von Hebammen und Pflegekräften zu schärfen, um Vernachlässigung oder Misshandlung früher zu erkennen. Vom Landesministerium stehen in Trier 20.000 Euro zur Verfügung. Damit wird das Gesundheitspersonal gezielt geschult und für Problemfälle sensibilisiert.
Auch Dorothee Wassermann, Projektleiterin im Jugendamt, bestätigt die positiven Eindrücke: „Wir können das geplante Kinderschutzgesetz bereits jetzt mit Leben füllen.“ Der rheinland-pfälzische Landtag berät derzeit über ein Gesetz zum Schutz des Kindeswohls und der Kindergesundheit. Es soll in den kommenden Monaten in Kraft treten.

Zudem betont Wassermann, dass Vorurteile zwischen Jugend- und Gesundheitshilfe abgebaut seien und sich eine enge Zusammenarbeit etabliert habe.  „Es ist ein wichtiger Prozess in Gang gekommen, der durch das Kinderschutzgesetz über das Projekt hinaus wirken soll.“ Allerdings benötige das Jugendamt personelle Verstärkung, um eine zentrale Anlaufstelle für die Mitarbeiter im Gesundheitssektor zu schaffen. Im Zusammenhang mit dem Kinderschutzgesetz befürworteten die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses  die Beschäftigung einer Fachkraft zur Bildung und Steuerung lokaler Netzwerke im Jugendamt. Die Stelle soll durch eine Landesförderung refinanziert werden.