Sprungmarken
10.10.2023

Vernichtung und Verunstaltung verhindert

Archiv präsentiert Brief an Denkmalpfleger Kutzbach

Ausschnitt aus dem Brief, der mit Schreibmaschine geschrieben und handschriftlich korrigiert ist
Friedrich Kutzbach, Vorreiter der Denkmalpflege in Trier, erhielt zum 60. Geburtstag auch einen Glückwunschbrief des damaligen OB Weitz.

Zu seinem 150. Geburtstag erinnerte die Stadt im Juni an den bekannten Denkmalpfleger Friedrich Kutzbach mit Vorträgen und Rundgängen des Stadtmuseums. Zudem spielte er eine wichtige Rolle im Programm zum „Tag des offenen Denkmals“, und bis 22. Oktober ist eine Ausstellung im Foyer von Wissenschaftlicher Bibliothek und Archiv in der Weberbach zu sehen. Vor diesem Hintergrund präsentiert das Stadtarchiv den Glückwunschbrief des damaligen OB an Kutzbach zu dessen 60. Geburtstag als Objekt des Monats Oktober.

Die Entscheidung der Stadt, Kutzbach 1921 mit dem quasi auf seine Person zugeschnittenen, neuen Amt eines städtischen Konservators zu betrauen, kann auch heute nicht hoch genug gewertet werden. In seiner Personalakte (Tb 12/488) im Stadtarchiv sind Unterlagen zum Arbeitsverhältnis, Dienstanweisungen, ärztliche Schreiben, aber auch einzelne Briefe und Zeitungsartikel enthalten. Ein besonders schönes Beispiel der Wertschätzung des Stadtkonservators ist das Schreiben von Oberbürgermeister Heinrich Weitz zu Kutzbachs 60. Geburtstag am 19. Juni 1933. Es liegt im Entwurf als Typoskript mit handschriftlichen Korrekturen vor.

Weitz hebt die besondere persönliche Leistung Kutzbachs hervor: „Die Denkmalpflege hat erst nach Ihrer Bestellung zum hauptamtlichen städtischen Konservator […] die Ausgestaltung erfahren, die bei der Vergangenheit der Stadt und ihren zahlreichen wertvollen Baudenkmälern notwendig war.“

Weiter heißt es „[…] dass bei der regen Bautätigkeit in einzelnen Nachkriegsjahren und bei dem immer stärker werdenden Bestreben, alte wertvolle Bauten zu modernisieren vieles Wertvolle aus älterer Zeit vor Verunstaltung und Vernichtung bewahrt und in echter Heimatpflege der Nachwelt erhalten wurde, ist ein Erfolg Ihres zähen unermüdlichen Wirkens.“ Sinnstiftende historische Architektur

Das Ringen um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen zeitgemäßem Bauen und der Erhaltung historischer, sinnstiftender Architektur war also bereits damals ein zentrales Thema, das die Stadtgesellschaft beschäftigte und mitunter auch spaltete. Durchaus selbstkritisch räumt Weitz ein, dass es leider noch nicht gelungen sei, den Ausbau des Moselmuseums voranzutreiben, so dass die Sammlungen um die Funde aus Kutzbachs Grabungen noch nicht aufgenommen werden könnten.

Der Denkmalpfleger schied 1936 aus dem städtischen Dienst aus. Seine Personalakte enthält auch noch weitere vereinzelte Zeugnisse der Zeit nach seinem Tod am 21. Dezember 1942. In einem Brief vom 1. Juli 1943 bringt seine Witwe Hildegard Maria Barbara Oberbürgermeister Dr. Konrad Gorges ihren Dank für die Widmung eines Straßennamens in der Nähe des Simeonstifts für ihren verstorbenen Ehemann zum Ausdruck. 1952 wurde Kutzbach zu Ehren eine Gedenktafel im Obergeschoss des Kreuzgangs im Stadtmuseum angebracht. Eine weitere posthume Würdigung durch eine Ehrengrabstätte können Interessierte im Stadtarchiv anhand von Stadtratsprotokollen sowie Niederschriften von Sitzungen des Haupt- und Finanzausschusses von 1970 nachvollziehen.

Von Simone Fugger von dem Rech