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29.09.2015

Eine Stadt, die wächst

Trier wächst um 300 bis 400 Einwohner jährlich. Dieses Plus muss im Flächennutzungsplan berücksichtigt werden.
Trier wächst um 300 bis 400 Einwohner jährlich. Dieses Plus muss im Flächennutzungsplan berücksichtigt werden.
Der Flächennutzungsplan (F-Plan) gibt die entscheidenden Weichenstellungen für die künftige Entwicklung Triers vor. Er wird gerade intensiv diskutiert und soll nächstes Jahr in Kraft treten. Auf einer Zukunftskonferenz, organisiert vom Lenkungsausschuss der Lokalen Agenda 21, standen am vergangenen Freitag aktuelle Entwicklungen im Fokus. Auch neue Denkanstöße wurden gegeben.

Die Bevölkerungsentwicklung ist eine der zentralen Herausforderungen für den F-Plan. Dies machte Günther Heinemann, Vorsitzender des Lenkungsausschusses, in seiner Begrüßungansprache deutlich. Oberbürgermeister Wolfram Leibe griff dies auf und verdeutlichte: „Derzeit haben wir hier ein Geburtendefizit, aber wir wachsen durch den Zuzug. Wir in Trier leben von der Zuwanderung.“ Vor zehn Jahren, so der OB, sei noch ein Bevölkerungsrückgang für Trier prognostiziert worden. Hinsichtlich des Wohnraums brauche es auch andere Formen als nur Einfamilienhäuser, sagte Leibe. Auf alle Fälle sollten die Fragen mit möglichst großer Bürgerbeteiligung diskutiert werden.

Laut Bauderzernent Andreas Ludwig wächst die Stadt durch Zuzug um 300 bis 400 Einwohner jährlich. Dennoch: Den starken Wegzug junger Familien ins Umland will Ludwig stoppen, da die Pendler aus dem Umland die Verkehrssituation zusätzlich verschärfen würden. „Wir wollen Wohnraum für junge Familien schaffen“, kündigte er an. Weshalb diese ins Umland ziehen, wurde bei den Zahlen deutlich, die er präsentierte: Der Preis für einen Quadratmeter Bauland hat sich in Trier von 170 (2006) auf aktuell 260 Euro erhöht. Die Wohnungspreise sind zwischen 2008 und 2013 um 49 Prozent gestiegen. „Wir haben einen stark angespannten Wohnungsmarkt“, sagte der Baudezernent und ergänzte: „Wir brauchen sozialen Wohnungsbau.“ Bei der Schaffung von Wohnraum setzt Ludwig auf eine Nachverdichtung, auch wenn er weiß, dass dies nicht die alleinige Lösung sein könne. Ebenso wichtig: Konversion. „Hier haben wir noch einige Bereiche, aber auch diese gehen langsam, aber sicher zu Ende.“ Daher muss neues Bauland ausgewiesen werden. Der F-Plan sieht hierzu eine Fläche von 112 Hektar vor. Auch die Entwicklung von Gewerbegebieten dürfe laut Ludwig nicht vergessen werden. Die Fläche hierfür soll zwischen 45 und 59 Hektar liegen. „Ich hoffe, der Flächennutzungsplan ist die Perspektive, die Trier braucht“, sagte der Baudezernent.

Peter Kappenstein vom Agenda-Verein forderte, die Stärkung des Naturschutzes und der klimafreundlichen Mobilität im F-Plan zu berücksichtigen. Knapp 60 Prozent des Verkehrs in Trier sei sogenannter „Binnenverkehr“, erläuterte er. Im Klartext: „Es gibt zu viele Trierer, die sich ins Auto setzen und kurze Strecken fahren.“ Beim Straßennetz entsprächen einige Planungen dem Geist der 70er- und 80er-Jahre. Hier forderte Kappenstein zeitgemäße Lösungen. Die geplante Ausweisung von Bauland zwischen Euren und Zewen (die RaZ berichtete) bewertete er als positiv und fügte an, dass sich dort ein neuer Bahnhaltepunkt anbiete. Kappenstein empfiehlt der Stadt, gemeinsam mit dem Landkreis einen regionalen F-Plan zu entwickeln. Entsprechende Beispiele seien der Regionalverband Saarbrücken und die Region Frankfurt/Rhein-Main.