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07.02.2006

Konnichiwa Nagaoka!

Städtepartnerschaft mit japanischer Stadt besiegelt

Blick auf die moderne Innenstadt von Nagaoka, zu der auch eine belebte Fußgängerzone gehört.
Blick auf die moderne Innenstadt von Nagaoka, zu der auch eine belebte Fußgängerzone gehört.
Neuer Partner in Fernost: Trier und das japanische Nagaoka schließen ein offizielles Städtebündnis. Mit dieser Entscheidung, die der Stadtrat bei vier Enthaltungen traf, wächst die Zahl der Trierer Partnerstädte auf acht. OB Helmut Schröer sprach von einer „gewachsenen Freundschaft“ und erinnerte an viele Aktivitäten der vergangenen Jahre, darunter den japanischen Garten auf der Landesgartenschau sowie die Trierer Spendenaktion für Erdbebenopfer in Nagaoka. Zur offiziellen Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrags am 1. April reist eine Trierer Delegation mit Schröer an der Spitze nach Japan. An diesem Tag feiert Nagaoka 100. Geburtstag. Die Trierer können erstmals persönlich ihre neuen Partner auf Japanisch mit „Konnichiwa“ (Guten Tag) begrüßen.

Kontakte über Fort Worth

Die Verbindung nach Fernost ergab sich über die amerikanische Partnerstadt Fort Worth: Sowohl Trier als auch Nagaoka sind Partner der texanischen Stadt. Bei einem Sister Cities-Treffen wurden erste Kontakte geknüpft. Als 1995 der Bürgermeister der japanischen Stadt in Trier war, wurde ein Freundschaftsvertrag unterzeichnet. Seitdem wurden die Kontakte intensiviert, vor allem durch die Gründung der Deutsch-Japanischen Gesellschaft 2001. Neue Impulse erhielt die Freundschaft auch durch die Übernahme der Reynolds-Fabrik durch „Japan Tobacco International“ (JTI) und den Japanologie-Studiengang an der Uni.

Nagaoka ist eine junge Stadt: Sie wurde vor fast genau 100 Jahren, am 1. April 1906, gegründet und hat heute rund 283.000 Einwohner. Es gab aber ältere Siedlungen in diesem Gebiet, darunter eine Festungsanlage, die ab dem 17. Jahrhundert angelegt wurde. Nagaoka liegt auf der japanischen Hauptinsel Honshu und ist mit dem Schnellzug Shinkansen in rund 90 Minuten von Tokio erreichbar. Die Stadt, in der es auch eine technische Universität und ein Design-Institut gibt, ist ein wichtiger Standort der Elektro- und Werkzeugindustrie.

Bürgerschaftliches Engagement

Die Deutsch-Japanische-Gesellschaft wird in Trier mit Unterstützung des Rathauses die Federführung bei Austauschprogrammen zwischen Bürgern beider Städte übernehmen. Ihr Partner ist die „Nagaoka International Exchange Association“. Austauschprogramme werden überwiegend durch Sponsorengelder sowie Teilnehmerbeiträge finanziert.

Stimmen der Fraktionen

Thomas Albrecht (CDU) lobte die neue Partnerschaft, weil sie durch die vielfältigen Aktivitäten der Deutsch-Japanischen Gesellschaft dem Prinzip der Subsidarität gerecht werde. Die langjährige Freundschaft werde in vielfältiger Weise mit Leben erfüllt: durch Begegnungen von Sportlern oder Tourismus- und Wissenschaftsprojekte. Trier profitiere davon besonders stark bei der Wirtschaftsförderung, vor allem mit Blick auf das JTI-Werk. „Das Geld, das wir für diese Partnerschaft und auch für die Reise der Trierer Gruppe nach Japan ausgeben, ist gut angelegt. Das wird uns sehr viel mehr einbringen als es kostet.“

Bruno Cordel (SPD) erinnerte zunächst daran, dass sich die Trierer in den letzten Jahren beim Abschluss weiterer Partnerschaften zurückgehalten hätten. Mit Nagaoka gebe es aber schon seit längeren eine besondere Beziehung. „Trotz der großen Distanz ist diese Freundschaft mit Leben erfüllt. Wir freuen uns über die neue Partnerstadt.“

Für Aaron M. Braun (B 90/Grüne) ist die neue Partnerschaft eine „logische Konsequenz“ der gewachsenen Freundschaft und des bürgerschaftlichen Engagements. „Diese Partnerschaft besteht nicht nur auf dem Papier“, betonte er. Sie biete unter anderem vielfältige Chancen für den internationalen Kulturaustausch.

Manfred Maximini (UBM) meldete trotz einer grundsätzlich positiven Einstellung „erhebliche Bedenken“ an: „Können wir uns das leisten, wenn schon das Geld für die Pflege bestehender Städtepartnerschaften fehlt?“ Wegen dieser Einwände, durch die aber die Partnerschaften insgesamt nicht in Frage gestellt werden sollten, werde sich die UBM nicht an der Fahrt nach Japan beteiligen. Gleichzeitig dankte er der Deutsch-Japanischen Gesellschaft für ihre „vorzügliche Arbeit“.

Thomas Egger (FDP) lobte die „gewachsene Struktur“ dieser Freundschaft. Dieser Weg werde konsequent zu Ende gegangen. Dennoch halte er die in der Debatte geäußerte Kritik für „nachdenkenswert“. Man müsse sich Gedanken machen, wie die Partnerschaften in Zukunft aussehen könnten. „Bürgerschaftliches Engagement soll gefördert werden, nicht nur mit Geld. Das wäre ein gangbarer Weg auch für andere Fälle.“

 
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