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23.02.2016

Bewegung gegen Extremisten

Schülerinnen und Schüler stellen ihren einstudierten Tanz vor. Polizeipräsident Lothar Schömann und OB Wolfram Leibe (v. l.) sitzen noch in der ersten Reihe, bevor sie sich zum Mitmachen animieren lassen.
Schülerinnen und Schüler stellen ihren einstudierten Tanz vor. Polizeipräsident Lothar Schömann und OB Wolfram Leibe (v. l.) sitzen noch in der ersten Reihe, bevor sie sich zum Mitmachen animieren lassen.
Seit 2002 führt der Kriminalpräventive Rat der Stadt Trier mit seinem Arbeitskreis gegen Rechts Projekttage an Schulen durch. Unter dem Motto „Für Vielfalt, Fairness und Toleranz“ nehmen Schülerinnen und Schüler von Realschulen, Gymnasien oder Berufsbildenden Schulen im jährlichen Wechsel daran teil, um sich mit unterschiedlichen Themen auseinanderzusetzen.

In der vergangenen Woche wurde in der voll besetzten Aula der Berufsbildenden Schule für Wirtschaft das Ergebnis der diesjährigen Projekttage präsentiert. Dazu begrüßte Polizeipräsident Lothar Schömann die Jugendlichen aus vier Berufsbildenden Schulen und zeigte sich beeindruckt von den Projekten. Das Interesse sei mehr als notwendig, so Schömann und verwies auf aktuelle Zahlen. Demnach habe es 2015 bundesweit mehr als 1000 Angriffe auf Asyleinrichtungen gegeben. Das Polizeipräsidium Trier registrierte im gleichen Zeitraum 132 rassistisch motivierte Straftaten, davon im Stadtgebiet 35.

Dagmar Barzen, als Präsidentin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) nicht nur Chefin der obersten Schulbehörde, sondern auch für die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge zuständig, gratulierte zu den erfolgreichen Projekten. Man habe sich auf ganz unterschiedliche Weise mit den dramatischen Schicksalen der Geflüchteten befasst, Erstaufnahmeeinrichtungen besucht, sich aber auch mit Hasskommentaren in den sozialen Medien auseinandergesetzt. „Ich bin sicher, ihr habt für das Leben gelernt“, sagte die ADD-Chefin. Oberbürgermeister Wolfram Leibe betonte: „Wir dürfen Rechtsextremismus nicht reduzieren auf ein paar Idioten, die mit Fackeln rumlaufen.“ Wichtig sei, sich in Gesprächen klar zu positionieren und rechtem Gedankengut eine Absage zu erteilen. Er selbst habe bei anstehenden städtischen Bauvorhaben, die unter anderem auch für Flüchtlinge gedacht sind, heftige Reaktionen erlebt, bei denen Anwohner angedroht hätten, ihre benachbarten Grundstücke verkaufen zu wollen. Landrat Günther Schartz sagte, Extremismus müsse man mit Argumenten begegnen. „Extremismus ist Intoleranz und Intoleranz muss bekämpft werden“, hob er  hervor.

Wie ideenreich die Schülerinnen und Schüler mit den einzelnen Themen umgegangen sind, zeigte das Beispiel eines „Blue Eyes Tests“ während der Projekttage, bei dem plötzlich alle Blauäugigen in der Klasse ausgegrenzt wurden. Hier wurde deutlich, wie schnell man selbst auf der „falschen“ Seite stehen kann und diskriminiert wird. Andere Gruppen besuchten Flüchtlinge, erfuhren von ihren persönlichen Schicksalen und machten mit ihnen Musik.

Für den Abschlusstag studierten die Schülerinnen und Schüler Theaterszenen ein, die sich unter anderem mit den Themen Homosexualität und Fremdenhass auseinandersetzten. Ein Film und Tänze, die zum Mitmachen animierten, hielten selbst Polizeipräsident und OB nicht mehr auf den Stühlen. Dazu rockte die Schulband, die für kräftigen Applaus vor allem bei Titeln der „Toten Hosen“ sorgte.