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27.01.2009

Kein Kind ausschließen

Es scheint zu schmecken: Mittagessen in der städtischen Kindertagesstätte im Feyener Wohngebiet auf der Grafschaft. Von den 44 dort betreuten Jungen und Mädchen nehmen 21 regelmäßig diese Mahlzeit ein.
Es scheint zu schmecken: Mittagessen in der städtischen Kindertagesstätte im Feyener Wohngebiet auf der Grafschaft. Von den 44 dort betreuten Jungen und Mädchen nehmen 21 regelmäßig diese Mahlzeit ein.
Damit kein Kind wegen finanzieller Engpässe in seiner Familie auf das Mittagessen in der Kita verzichten muss, hat das Land einen Sozialfonds mit einem Jahresbudget von 1,5 Millionen Euro aufgelegt. Die Förderung kann aber nur umgesetzt werden, wenn Städte und Gemeinden sich beteiligen.

In Trier läuft die Umsetzung des Programms durch das Jugendamt und die Träger der verschiedenen Betreuungseinrichtungen auf Hochtouren. Wie Sozialdezernent Georg Bernarding im Jugendhilfeausschuss weiter berichtete, soll der Zuschuss so schnell wie möglich ausgezahlt werden. Die Berechnungen des Jugendamts gehen von durchschnittlichen Kosten von 2,20 Euro pro Essen aus. Bedürftige Familien, die von Hartz IV oder Arbeitslosengeld II leben, könnten jeweils einen Euro pro Mahlzeit beisteuern.

135.000 Euro Zuschussbedarf  

Trier rechnet mit einem Zuschuss von etwa 50.000 Euro aus dem Mainzer Sozialfonds. Nach Abzug der Elternbeiträge bleibt ein städtischer Zuschussbedarf von 135.000 Euro. Für das Rathaus bedeutet der Sozialfonds auch zusätzlichen Arbeitsaufwand. Das städtische Jugendamt bemüht sich nach Aussage seines Leiters Achim Hettinger um eine möglichst unkomplizierte und unbürokratische Auszahlung der Hilfen. Vorbereitend soll bei den Eltern ein Fragebogen verteilt werden.

In Rheinland-Pfalz haben nach Angaben der Landesregierung zuletzt rund 61.000 Kinder in Kitas am Mittagessen teilgenommen. Rund elf Prozent von ihnen werden nach Einschätzung des Bildungsministeriums als bedürftig eingestuft.

Das neue Programm ist nicht nur aus sozialen Gründen wichtig: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung, insbesondere durch regelmäßiges Mittagessen, „ist für das Aufwachsen von Kindern von elementarer Bedeutung“, heißt es in der Vereinbarung des Landes mit den kommunalen Spitzenverbänden. Mit dem gemeinsamen Essen werde der Gemeinschaftssinn gestärkt und soziale Regeln eingeübt.

Die Vereinbarung des Landes mit dem  Landkreistag und dem Städtetag für den Sozialfonds sieht vor, dass bei der Höhe der Essenszuschüsse an die Kommunen jeweils zur Hälfte der Anteil des Jugendamtes an der Zahl der im Vorjahr gezählten Kita-Mittagessen  und der Anteil der Empfänger von Zahlungen der sozialen Grundsicherung unter 14 Jahren berücksichtigt werden. Die so ermittelten Pauschalzuwendungen aus dem neuen Fonds verteilen die Jugendämter mit ihren eigenen Geldern bedarfsgerecht an die Träger der Kindertagesstätten. Dazu werden separate Vereinbarungen abgeschlossen. Der Eigenanteil der Familien soll sozial angemessen sein. „Die Vereinbarung ist ein wichtiger Baustein für mehr Chancengleichheit in unserem Land“, betonte Bildungsministerin Doris Ahnen beim Abschluss des Vertrags. Für die Vertreter von Städtetag und Landkreistag ist vor allem wichtig, dass eine unbürokratische Verteilung auf die einzelnen Jugendämter ermöglicht wurde: „Für uns kommt es vor allem darauf an, dass dann ganz konkret vor Ort entschieden werden kann“, unterstrich Dr. Gunnar Schwarting, Geschäftsführer des Städtetags.

Dank an Förderinitiativen

Die katholische Kirche, in Trier mit Abstand größter Träger von Kindertagesstätten, dankte bei der Unterzeichnung der Vereinbarung den vielfältigen Initiativen und Fördervereinen vor Ort, die sich bereits bisher dieses Problems angenommen und im Einzelfall immer wieder gute Lösungen herbeigeführt hätten. Ein solches Engagement sei trotz der neuen Regelung in Einzelfällen sicherlich weiterhin notwendig, betonte Ordinariatsdirektor Bernhard Nacke, Leiter des Katholischen Büros in Mainz. Einige andere Kommunen im Land sind nach Einschätzung des städtischen Jugendamtsleiters Achim Hettinger mit der Umsetzung noch nicht so weit wie die Trierer.