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07.10.2014

"Weltenbrand" vor 100 Jahren

Michael Mendl
Schauspieler Michael Mendl.
Zwei Uraufführungen, ein Sinfoniekonzert sowie Schulprojekte: Zum Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren veranstaltet das Theater die in Rheinland-Pfalz einzigartige und regionalspezifische Konzeptreihe „Gott mit uns?“ Das Landesbildungsministerium stellt dafür eine fünfstellige Förderung bereit.

„Wie bekommt man den Krieg auf die Bühne? Vor dieser Frage standen wir als Theaterleitung und kamen zu dem Entschluss, dass das nicht geht. Wir wollten daher einen anderen Weg gehen“, betonte Chefdramaturg Peter Oppermann bei der Vorstellung des Programms „Gott mit uns“. Das Trierer Theater entschied sich, den „Weltenbrand“ vor 100 Jahren auf lokaler Ebene und assoziativ darzustellen sowie aus der Gegenwart heraus Bezüge herzustellen.

In Kooperation mit der Universität Trier, dem Stadtarchiv und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge entstanden zwei Rechercheprojekte, die sich mit authentischem Material wie Schulaufsätzen, historischen und alltäglichen Begebenheiten dem Thema Krieg nähern. Herausgekommen sind zwei Stücke, die am Sonntag, 26. Oktober, 19.30 Uhr, Doppelpremiere feiern.

Mit „Wahnsinn wäscht die Hände – Europa macht mobil“ und „Aufmarsch Trier – So bitte ich Sie, auch meiner zu gedenken“ bringt das Theater in Kooperation mit Studierenden der Universität zwei selbstverfasste Werke auf die Bühne des Großen Hauses. Zwei Semester hatte die Gruppe unter der Leitung von Professor Christian Jansen (Neuere Geschichte) zu dem Thema geforscht.

Die Produktion „Wahnsinn wäscht die Hände“ von Intendant Gerhard Weber und Musikdramaturg Dr. Peter Larsen nimmt die Julikrise 1914 vom Schuss in Sarajevo bis zur Mobilmachung Anfang August in den Blick. Sechs Darsteller übernehmen 27 Figuren und stellen in Zitaten aus Depeschen und Briefen die wichtigsten Entscheidungsträger dieser dramatischen Wochen vor.

Lazarettstadt Trier

In dem dokumentarischen Oratorium „Aufmarsch Trier – So bitte ich Sie, auch meiner zu gedenken“ von Regisseur Steffen Popp und Chefdramaturg Peter Oppermann werden Bezüge der ehemaligen Lazarettstadt zum Ersten Weltkrieg aufgespürt. Ob eine Szene mit einer Taxifahrt Richtung Mosel, Feldbriefe von Soldaten oder Gespräche in der Fußgängerzone: Im Zuschauerraum des Theaters werden die Ergebnisse des Rechercheprojekts theatralisch umgesetzt. Am Montag, 10. November, 11 Uhr, findet eine Schülervorstellung beider Stücke statt. Für die Aufführungen wurde der bekannte Film- und Fernsehschauspieler Michael Mendl gewonnen. Er trägt einige der entscheidenden Passagen der historischen Stücke – wie etwa die Korrespondenz zwischen Zar Nikolaus II. und Wilhelm II. – vor. Daneben erarbeitet Theaterpädagogin Sylvia Martin mit Schulklassen die Thematik. Daraus entsteht etwa mit dem MPG ein 15-minütiges Theaterprojekt und mit dem AMG eine Ausstellung im Theaterfoyer. Insgesamt kooperieren in Trier im Gedenkjahr zum Ersten Weltkrieg elf Partner, darunter die Tufa, das Stadtmuseum oder die VHS, und präsentieren Vorträge, Ausstellungen sowie Theaterstücke.

In dem Sinfoniekonzert unter dem Motto „Gott mit uns“ werden am Donnerstag, 27. November, 20 Uhr, Kompositionen aufgeführt, die mit der Zeit und den Kriegsereignissen in Verbindung stehen. Ein Beispiel ist die „Musik für Orchester“ von Rudi Stephan. Der aus Worms stammende Komponist starb als Soldat in Galizien im Alter von nur 28 Jahren. Das Philharmonische Orchester präsentiert außerdem Werke von Maurice Ravel, Benjamin Britten und Gustav Mahler. Karten an der Theaterkasse, Telefon: 0651/718-1818.

 
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