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17.05.2011

Teleskoporgel und Horizonte

Links: Harmonielehre. Klanginstallation von Simon Rummel (links, Foto:?Roger Wagner). Rechts: Daniel Schieben mit einer Aufnahme seiner Fotoserie „80g“. Foto:?privat
Links: Harmonielehre. Klanginstallation von Simon Rummel (links, Foto:?Roger Wagner). Rechts: Daniel Schieben mit einer Aufnahme seiner Fotoserie „80g“. Foto:?privat
Nach der Verleihung des Robert-Schuman-Kunstpreises am kommenden Donnerstag werden die Arbeiten der 16 Bewerber aus den QuattroPole-Städten Metz Luxemburg, Saarbrücken und Trier in einer Ausstellung im Cercle Municipal in Luxemburg präsentiert. Jede Stadt schickt vier Künstler ins Rennen um den mit 10 000 Euro dotierten Preis, der seit 1991 alle zwei Jahre vergeben wird. Gewinner 2009 war der Installationskünstler Julien Grossmann aus Metz.

Der Trierer Kurator Laas Koehler benannte Rut Blees Luxemburg, Markus Zender (beide wurden in der vorigen Ausgabe der RaZ vorgestellt), Simon Rummel und Daniel Schieben. Rummel bewegt sich als Klangkünstler und Musiker im akustischen Raum. Seine Klanginstallationen und Objekte tüftelt er monatelang aus, berechnet Formeln und probiert Tonsimulationen aus. Die im Cercle erstmals präsentierte Klanginstallation „Harmonielehre“ besteht aus circa einem Dutzend Orgelpfeifen, die sich teleskopartig vergrößern und verkleinern und dadurch gleitende Töne hervorbringen. Die dafür notwendige Luft wird durch einen motorisch betriebenen Blasebalg zugeführt. Die Bewegung der Pfeifen synchronisiert Rummel über Zahnräder und einen angetriebenen Riemen.

Damit die gesamte Maschine stets in Bewegung bleibt, sind die Orgelpfeifen mit Gummischnüren verbunden und hängen wie ein Mobile von der Decke. Durch das Austauschen von Zahnrädern kann Rummel komponieren. Die Klanginstallation kann als Spiegel des Lebens interpretiert werden: Kleine Veränderungen ereignen sich permanent, größere werden erst mit der Zeit sichtbar.

Reduzierte Fotokunst

Daniel Schieben beschäftigt sich mit dem fotografischen Raum. Die Bildelemente seiner Aufnahmen sind auf ein Minimum reduziert, Hintergründe und Umgebungen lässt er verblassen oder löscht sie sogar komplett aus. Die Motive sind schwer zu identifizieren, meist erscheinen sie unscharf, verschwimmen in einem diffusen, hellen, fast weißlichen Licht. Er verringert die visuellen Eindrücke und löst das Bild soweit auf, dass es gerade noch erfasst werden kann. Seine fünfteilige Fotoserie „80g“ zeigt ein DIN A 4-Blatt, das zu Boden gleitet. Das Schweben und zu Boden Sinken sind das Thema.

In seiner Serie „Horizonte“ spiegelt Schieben Aufnahmen von Horizonten mit unterschiedlicher Belichtungszeit. Die neuen Kompositionen erwecken den Wunsch, das Foto umzudrehen, damit die Ansicht stimmt. Bekanntes wird verkehrt, das Sehen hinterfragt, der Blick des Betrachters befreit sich.

Für Metz wählte Kuratorin Marie Cozette folgende Künstler aus:  Benoît Billotte (Skulpturen), Mathis Collins (Performance), Marco Godinho (Installation) und Justin Morin (Objekte). Dr. Ingeborg Besch benannte für Saarbrücken Sven Erik Klein (Fotografie), Philipp Alexander Neumann (Installationen), Susanne Specht (Bildhauerei) und Gisela Zimmermann (Malerei). Die luxemburgischen Künstler wurden von Dr. Sabine Dorscheid ausgewählt: Christophe de la Fontaine (Schnittstelle Kunst/Design), Catherine Lorent (Malerei), Armand Quetsch (Fotografie) und Danielle Scheuer (Collage, Zeichnung).
  • Kunstpreis Robert Schuman, Ausstellung der Wettbewerbsbeiträge. Ort:  Cercle Municipal, Place d’Armes, Luxemburg-Stadt. Dauer: Freitag, 20. Mai, bis Sonntag, 10. Juli, Öffnungszeiten: täglich 11 bis 19 Uhr.