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29.03.2011

Gemeinsam gegen den Leerstand

Die Saarstraße (Foto oben) und die Paulinstraße (unten) sind für die Nahversorgung in Trier-Süd und -Nord unverzichtbar.
Die Saarstraße (Foto oben) und die Paulinstraße (unten) sind für die Nahversorgung in Trier-Süd und -Nord unverzichtbar.
Auf große Resonanz bei Einzelhändlern und Hauseigentümern stieß die Auftaktveranstaltung für die geplanten „Business Improvement Districts“ (BID) in der Saar- und der Paulinstraße. Die 134 Teilnehmer demonstrierten damit ihren Willen, gemeinsam anzupacken, um ihr Wohn- und Geschäftsviertel aufzuwerten.

Was ist ein „Business Improvement District“? Eine wörtliche Übersetzung  ist wenig sinnvoll. Begriffe wie Quartiersgemeinschaft, Innovationsraum Paulinstraße 3/11oder Standortaufwertung beschreiben in etwa die Thematik. Oberbürgermeister Klaus Jensen formuliert es so: „Es geht um ein Zusammenwirken der Stadt mit Grundstückseigentümern und Einzelhändlern zur Verbesserung der Qualität einer Geschäftsstraße.“ Das Konzept stammt aus den USA, wo die Bürger seit jeher dazu neigen, die Lösung ihrer Probleme selbst in die Hand zu nehmen.

Entscheidend ist, dass die BID-Partner nicht nur eine ideelle, sondern auch eine finanzielle Gemeinschaft bilden. In sechs Bundesländern ist dies bereits gesetzlich geregelt: Wenn ein bestimmter Anteil der Anlieger und Gewerbetreibenden eines Quartiers sich für die Gründung eines BID ausspricht, sind alle zu einem finanziellen Beitrag verpflichtet. Dadurch wird vermieden, dass Trittbrettfahrer von dem Engagement einiger Weniger profitieren.

In Rheinland-Pfalz steht eine gesetzliche Regelung noch aus. Daher sind die vom Amt für Stadtentwicklung und Statistik unter Leitung von Dr. Johannes Weinand initiierten BIDs in der Saar- und Paulinstraße als Pilotprojekte auf freiwilliger Basis zu verstehen. Als südliches und nördliches Einfallstor zur City haben beide Straßen viel Potenzial, ähnliche Stärken, aber auch ähnliche Schwächen. Neben der Nähe zur Fußgängerzone gelten der Branchenmix und die Verkehrsanbindung als wichtigste Stand-ortvorteile. Negativ werden Lärm und Schmutz, Parkplatzmangel und städtebauliche Defizite gesehen. Beide Straßen weisen einen relativ hohen Leerstand auf: In der Paulinstraße ist die Zahl der Geschäfte seit 2006 von 51 auf 41 zurückgegangen, in der Saarstraße von 45 auf jetzt 31. Es muss also bald gehandelt werden, bevor der gefürchtete „Trading Down-Effekt“ den verbliebenen Einzelhändlern das Geschäft vermiest.

Diskussionsrunde

Wirtschaftsdezernent Thomas Egger rief die Akteure beider Straßen dazu auf, die „gemeinsame Chance zu nutzen“. Wie genau das funktionieren könnte, wurde in der von Dr. Weinand und Jörg Pistorius moderierten Diskussionsrunde mit Vertretern der Kammern und Geschäftsleuten aus den beiden Straßen erörtert. Über die wichtigsten Handlungsfelder herrschte weitgehend Einigkeit: Leerstandsmanagement, Sauberkeit, Begrünung, Parkraumkonzepte und gemeinsames Marketing. Es wurden aber auch Fragen aufgeworfen, die im weiteren Verlauf geklärt werden müssen: Sollen sich die Straßen als eigenständiges Quartier oder Anhängsel der City begreifen? Wäre es sinnvoller, die beiden langen Straßen in mehrere BIDs aufzuteilen? Wie kann man es erreichen, dass sich möglichst viele Akteure freiwillig beteiligen?

Unternehmer wie Dirk Ziesenhenne (Kino) Roman Dietz (Bäckerei), Stefan Leyendecker (Bastelstube) oder Jos Ruschel (Optiker) legten bei der Auftaktveranstaltung ein klares Bekenntnis zu ihrem Standort ab und kündigten weitere Investitionen an. Vorerst geringer war die Resonanz bei den Hauseigentümern. In getrennten Arbeitsgruppen für die beiden Stra-ßen sollen in den kommenden Monaten Handlungsprogramme sowie Umsetzungs- und Finanzierungskonzepte aufgestellt werden.