Sprungmarken
30.09.2008

Südbad-Sanierung steht kurz bevor

„Pack die Badehose ein...“ Schon gleich nach der Eröffnung im Juni 1957 erwies sich das Südbad als Publikumsmagnet. „Milliuunen“ Trierer tummelten sich im Wasser und auf den den frisch angelegten Freiflächen. Foto: Stadtarchiv
„Pack die Badehose ein...“ Schon gleich nach der Eröffnung im Juni 1957 erwies sich das Südbad als Publikumsmagnet. „Milliuunen“ Trierer tummelten sich im Wasser und auf den den frisch angelegten Freiflächen. Foto: Stadtarchiv
Von Euphorie war wenig zu spüren, als der Stadtrat am vergangenen Donnerstag gegen 20 Uhr endgültig grünes Licht für die Generalsanierung des Südbads gab. Die deutliche Verkleinerung der Becken, hohe Kosten und das von manchen als undurchsichtig empfundene PPP-Verfahren drückten bei der Schlussdebatte spürbar die Stimmung. Immerhin: Es gab am Ende ein einstimmiges Votum, und das war nach der zum Teil sehr emotional geführten Diskussion der letzten drei Jahre nicht unbedingt zu erwarten. Nach der Genehmigung durch die ADD können damit die Bauarbeiten im November beginnen. Die Wiedereröffnung des beliebten Freibads an der Härenwies ist für die Saison 2010 geplant. „Ich freue mich schon jetzt auf die Einweihung und werde dann als erster vom Zehn-Meter-Turm springen“, sagte Bürgermeister Georg Bernarding und sorgte damit doch noch für einen heiteren Ausklang der Debatte.

Sprungturm bleibt Attraktion

Kernstück der Sanierung ist die Erneuerung der Filtertechnik und der Beckenverkleidung. Die charakteristische Form der Schwimmbecken bleibt erkennbar, doch um Betriebskosten zu sparen, reduziert sich die Wasserfläche von bisher 3450 auf 2230 Quadratmeter. Das bedeutet zum Beispiel, dass im Schwimmerbecken nur noch fünf statt acht Bahnen zur Verfügung stehen. Da es eine Bedingung der Denkmalpflege war, den Sprungturm zu erhalten, soll dieser nun auch wieder instand gesetzt werden. „Wenn der Turm bleibt, dann natürlich nicht als totes Bauwerk, sondern als Attraktion für die Besucher, alles andere macht keinen Sinn“, betonte Bernarding. Neben dem Nichtschwimmerbecken entsteht ein neues Kinderplanschbecken, das später zu einer Wasserspiellandschaft ausgebaut werden kann. Das Eingangsgebäude wird entkernt, behindertengerecht saniert und mit einem Aufzug ausgestattet.
 
Das Projekt Südbad ist die bundesweit erste Schwimmbadsanierung, die als Public Private Partnership (PPP) verwirklicht wird: Die Berndorf Metall- und Bäderbau GmbH übernimmt nicht nur die Planung und den Bau, sondern für einen Zeitraum von 25 Jahren auch den technischen Betrieb des Bades. Das österreichische Unternehmen hatte im Rahmen der europaweiten Ausschreibung als einziger Bewerber ein qualifiziertes Angebot abgegeben, das jedoch anfangs den finanziellen Rahmen sprengte.

Verbessertes Angebot

Nach intensiven Verhandlungen konnte Bernarding dem Stadtrat nun ein deutlich verbessertes Angebot vorlegen, das auf den Zeitraum von 25 Jahren gerechnet eine Ersparnis von vier Prozent gegenüber einer selbständigen Realisierung durch die Stadt bringt. Experten der Bundes- und Landesregierung sowie von der Beraterfirma PSPC haben die Wirtschaftlichkeit des als Pilotprojekt eingestuften PPP-Verfahrens zum Südbad attestiert. Eine abschließende Bewertung durch den ebenfalls eingeschalteten Landesrechnungshof liegt noch nicht vor.
 
Die Investitionskosten liegen bei rund 9,36 Millionen Euro und damit knapp zwei Millionen Euro höher als beim Baubeschluss des Stadtrats im Februar 2007. Diese Steigerung wird begründet mit der allgemeinen Preisentwicklung in der Baubranche und mit der über 40prozentigen Teuerung des Edelstahls, der für die Beckenverkleidung verwendet wird. Die Stadt erhält aus dem Schuldendiensthilfeprogramm der Landesregierung einen Zuschuss von 2,9 Millionen Euro. Die Berndorf GmbH wiederum bekommt für den technischen Betrieb und die Bauunterhaltung einen jährlichen Zuschuss aus dem Stadtsäckel. Nach Ablauf des 25jährigen „Lebenszyklus“ erhält die Stadt laut Vertrag ein Freibad ohne Sanierungsstau zurück.

Aus der Debatte im Stadtrat

Norbert Freischmidt (CDU): „Wenn wir heute durch ein möglichst einmütiges positives Votum ein Zeichen setzen, dann bin ich mir sicher, dass das neue Südbad auch bei den Besuchern eine positive Resonanz hervorrufen wird. Wir hätten uns alle eine größere Wasserfläche gewünscht, doch das Ergebnis liegt in der Mitte der von der Landesregierung vorgegebenen Spannbreite. Die begleitenden Gremien sehen in dem PPP-Projekt die wirtschaftlichere Variante, die nebenbei auch noch schneller realisiert werden kann.“

Bruno Cordel (SPD): „Wir werden diese Kröte schlucken und können nur hoffen, dass die positiven Annahmen für die Zukunft auch eintreten. Die ursprüngliche Form der Becken kann jetzt fast nicht mehr wahrgenommen werden. Leider ist die Informationskette nach dem Stadtratsbeschluss vom Mai abrupt abgebrochen. Wir waren in das Verhandlungsverfahren mit dem Bieter nicht eingebunden und bis zur Präsentation der Ergebnisse im Ausschuss war es für uns unvorstellbar, dass die Wasserfläche nochmals reduziert wird.“

Manfred Becker (Bündnis 90/Die Grünen): „Wir fassen diesen Beschluss mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Positiv ist, dass wir ein modernes Bad auf dem neuesten Stand der Technik bekommen, dass die Grundstruktur erhalten bleibt und dass die Stadt weiter die Eintrittspreise bestimmt. Doch leider wird das Bad jetzt noch kleiner und teurer als wir es zuletzt beschlossen hatten. Zudem hat der Landesrechnungshof Zweifel an der Wirtschaftlichkeit des Verhandlungsergebnisses geäußert.“

Hans-Alwin Schmitz (UBM): „Ich halte es nicht für hilfreich, dem zuständigen Dezernenten einseitig die Schuld für die Reduzierung der Wasserfläche zuzuweisen. Immerhin hat uns das Land diese Vorgaben gemacht. Die Kostensteigerung hängt mit der deutlichen Erhöhung der Stahlpreise zusammen. Die Bedeutung dieses bundesweit ersten PPP-Projektes bei einer Schwimmbadsanierung zeigt sich auch an der intensiven Begleitung und Unterstützung durch die Gremien der Bundes- und Landesregierung.“

Thomas Egger (FDP): „Der Stadtrat muss sich eingestehen, dass immer weniger Substanz aus seinen Forderungen übrig geblieben ist. Eigentlich stand die Wasserfläche im Freizeitbecken nicht zur Disposition, doch um ein wirtschaftliches Ergebnis zu erzielen, wurde sie dann doch zur Verhandlungsmasse. Wir haben uns politisch in vielen Punkten nicht durchgesetzt. Trotzdem: ein saniertes Südbad ist mir allemal lieber als gar keines. Und die Leute werden wohl trotzdem hingehen.“