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07.10.2008

Kinder und Jugendliche fordern ihren Platz in den Medien

Abschlussfoto der Workshopteilnehmer in der BBS Wirtschaft. Einige trugen selbstgestaltete weiße T-Shirts, auf denen sie ihre Botschaften für ein möglichst kinderfreundliches Fernsehen formuliert hatten. Foto: Deutsches Kinderhilfswerk
Abschlussfoto der Workshopteilnehmer in der BBS Wirtschaft. Einige trugen selbstgestaltete weiße T-Shirts, auf denen sie ihre Botschaften für ein möglichst kinderfreundliches Fernsehen formuliert hatten. Foto: Deutsches Kinderhilfswerk
Ohne Computer und Internet geht heute fast gar nichts mehr. Vor allem Kinder und Jugendliche sind schnell isoliert, wenn sie keinen Zugang haben. Gleichzeitig tauchen im Netz immer wieder gewaltverherrlichende oder pornographische Seiten auf und manche Jugendliche drohen komplett in die künstliche Welt der Cyber-Spiele abzutauchen. In diesem Spannungsfeld bewegte sich ein Jugendtreffen rund um die neuen Medien, zu dem das Deutsche Kinderhilfswerk mit Unterstützung der Stadtjugendpflege und des Exhauses rund 110 Jugendliche aus ganz Deutschland nach Trier eingeladen hatte.

In dem Workshop, der durch einen Landeszuschuss gefördert wurde, ging es vor allem darum, die Kids fit für die Medienwelt zu machen, aber auch allen die gleichen Zugangsrechte und Chancen zu ermöglichen.

Die Ergebnisse der neun Gruppen, die bei einer großen Abschlußpräsentation in der Aula der Berufsbildenden Schule für Wirtschaft vorgestellt wurden, zeigten eindrucksvoll, dass sich die Schüler qualifiziert und engagiert mit Problemen, wie Jugendschutz, illegale Musikdownloads aus dem Netz sowie Internet- und Spielsucht auseinandergesetzt hatten und verschiedenste Medien nutzen, um ihre Botschaften „an den Mann zu bringen“, darunter Videos, Buttons, T-Shirt und ein Theaterstück.

Der städtische Jugendamtsleiter Achim Hettinger, der den Workshop im Jugendzentrum Exhaus besucht hatte, wies auf die enorm gestiegene Bedeutung der Medien in der globalisierten Welt hin. Daher sei es gerade für Jugendliche wichtiger denn je, alle Informationen kritisch zu prüfen und einen kompetenten Umgang damit zu lernen.

Recht auf Privatsphäre bei SMS

Ein weiteres Recht, das in dem Workshop-Programm eine wichtige Rolle spielt, ist der Anspruch auf Privatsphäre. In einem Video ging es um einen Konflikt eines Jugendlichen mit der Mutter, die eine SMS gelesen hatte. Andere Gruppen nahmen gängige Fernsehprogramme unter die Lupe, um zu schauen, wo es jugendgerechte Programme gibt oder prüften, ob die aktuellen Nachrichten für Kinder und Jugendliche überhaupt verständlich sind. Sie stellten vieles grundsätzlich in Frage und wollten zum Beispiel wissen, warum es überhaupt eine Mehrwertsteuer gibt.

In weiteren Workshops wurde diskutiert, nach welchen Kriterien eine Altersbegrenzung bei PC-Games vergeben wird oder was zu beachten ist, um einen spannenden Zeitungsartikel zu schreiben.Der dreitägige Workshop war nach dem „Open-Space“-Konzept angelegt: Die Kinder und Jugendlichen, die unter anderem aus Berlin, Dormagen, Wuppertal, Zittau, Jena und Freiberg kamen, konnten ohne dezidierte Detailvorgaben Inhalte entwickeln. Dabei ging es auch um die Frage, über welche Medien die Ergebnisse der Workshop-Gruppen zielgerichtet verbreitet werden können. So stellte Ostermann nach jeder Präsentation einen konkreten Vorschlag vor, zum Beispiel eine spezielle Internetseite.
 
Nach der knapp zweistündigen Abschlusspräsentation lobte Dr. Richard Hartmann, Abteilungsleiter im Mainzer Bildungsministerium, die „sehr professionelle Qualität der verschiedenen Beiträge“. Im Umgang mit neuen Medien müssten nicht nur die Kinder dazulernen, sondern auch Eltern, Erzieher und Lehrer, ergänzte Medienreferentin Ostermann. Das Rahmenprogramm für die Kinder und Jugendlichen, die in der Trierer Jugendherberge am Moselufer übernachteten, bot unter anderem einen Sing-Star Wettbewerb und eine Stadtführung.