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07.11.2023

Wenn die Erinnerung verblasst

Im dritten Teil der RaZ-Serie zur städtischen Pflegestrukturplanung und Seniorenarbeit geht es um die Angebote des Demenzzentrums für Patienten und ihre Angehörigen. Leiterin Uschi Wihr stellt das Angebot vor:

Demenz ist eine fortschreitende Erkrankung des Gehirns. Dies zeigt sich im Vergessen von kurz zurückliegenden Ereignissen, in Problemen bei der Ausführung geübter Tätigkeiten oder bei Schwierigkeiten, sich im gewohnten Umfeld zurechtzufinden. Auch die veränderte Persönlichkeit macht das Zusammenleben mit Betroffenen zunehmend komplizierter. Häufig entsteht das Gefühl, der Situation hilflos ausgeliefert zu sein. Demenz ist nicht nur für Betroffene belastend, sondern auch für Angehörige: Es ist nicht einfach, die Welt eines verwirrten Menschen zu verstehen und darauf einzugehen. Aber je früher eine Demenz erkannt wird, umso besser sind Behandlungs- und Handlungsmöglichkeiten. Je mehr die Betroffenen und ihre Angehörigen darüber wissen, desto besser können sie der Krankheit begegnen und ihr Leben darauf einstellen.

Wichtig ist nach Einschätzung von Wihr, in einer solchen Situation Beratungs- und Entlastungsangebote wahrzunehmen, wie die das Demenzzentrum anbietet. Es ist ein gemeinnütziger Verein mit dem Vorsitzenden Professor Matthias Maschke (Mutterhaus). Zum Team gehören neben ihm und Wihr noch Dr. Türkan Yurtsever und Angela Tonner. Seit fast 20 Jahren ist die Einrichtung ein Fachzentrum mit verschiedensten Angeboten:

Beratung von pflegenden Angehörigen

Hier geht es zum einen um allgemeine Themen wie medizinische Aspekte einer Demenz, Verlauf der Erkrankung, Behandlungs- und Kommunikationsmöglichkeiten, Pflegestufenantrag, Vorsorgevollmacht oder Betreuungs- und Versorgungsangebote. Zudem benötigen pflegende Angehörige oft eine langfristige psychosoziale Begleitung.

Entlastung und Betreuung:

Das Zentrum hält verschiedene Entlastungs- und Betreuungsangebote für Menschen mit Demenz und für deren Angehörige vor:

  • Täglich von 9.30 bis 16.30 Uhr: Tagesbetreuungsgruppen.
  • Gruppen zur stundenweisen Betreuung in den Verbandsgemeinden Hermeskeil und Trier-Land sowie in Mariahof.
  • Sportgruppen für Paare mit Selbsthilfeeinheiten für die Partnerin/den Partner, die/der keine kognitiven Veränderungen aufweist.
  • Sportgruppen für Einzelpersonen mit präventivem Charakter.
  • Gedächtnistrainings-Gruppen für Früherkrankte oder Menschen mit „MCI", einer milden Vorstufe.
  • Selbsthilfegruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten für pflegende Angehörige.

Auch die Schaffung innovativer Strukturen zur Versorgung von Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen spielt eine große Rolle. Über verschiedene Projekte entstehen in Trier und im Kreis Trier- Saarburg stetig neue Strukturen. So treffen sich in Projekten mit Kitas oder Grundschulen Kinder mit Erkrankten zu einem gemeinsamen Nachmittag. Vorher wurden die Kinder geschult. Zudem gibt es weitere Aktivitäten:

  • Regelmäßig finden „Sonntagswanderungen" statt, bei denen Menschen mit und ohne kognitive Beeinträchtigungen unter Anleitung und Betreuung gemeinsam wandern.
  • Quartalsweise finden besondere Führungen für demenzerkrankte Menschen im Stadtmuseum Simeonstift statt oder es gibt begleitete Besuche im Theater.
  • Im Demenzzentrum besteht ein Chor, wo Patienten und Personen ohne kognitive Einschränkungen einmal wöchentlich proben und zu besonderen Anlässen auftreten.
  • Der Verein hat mit der Stadtbücherei den „Fischers Maathes Buchclub" gegründet. Einmal im Monat werden Bürgerinnen und Bürger ins Demenzzentrum eingeladen, um gemeinsam zu bestimmten Themen zu lesen. Wihr betont: „All diese und viele andere Projekte fördern unter anderem die Toleranz gegenüber demenzerkrankten Menschen und machen eine Teilhabe von ihnen und ihren An- und Zugehörigen möglich."

Regionales Netzwerk

Das Demenzzentrum ist zudem Träger der Koordinierungsstelle des Netzwerkes Demenz Trier/Saarburg, das die Stadt und der Kreis Trier-Saarburg unterstützten. Es ist ein regionaler, interdisziplinärer und interprofessioneller Zusammenschluss von Akteuren des Gesundheits- und Sozialbereichs. Sie setzen sich vor allem für das Wohlergehen von Betroffenen und deren Angehörigen ein und vertreten sie in ihrem Recht auf Selbstbestimmung, Individualität und soziale Teilhabe. red

Das Büro des Demenzzentrums (Engelstraße 31/Ärztehaus am Mutterhaus Nord) ist geöffnet Dienstag bis Freitag, 9 bis 17 Uhr und telefonisch (0651/4604747) oder per E-Mail erreichbar: info@demenzzentrum-trier.de.

 

 
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