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14.10.2014

Wolfram Leibe gewinnt OB-.Wahl

Unmittelbar nach Bekanntgabe der hauchdünnen Entscheidung ist Triers zukünftiger Oberbürgermeister Wolfram Leibe als strahlender Wahlsieger ein vielgefragter Interviewpartner.
Unmittelbar nach Bekanntgabe der hauchdünnen Entscheidung ist Triers zukünftiger Oberbürgermeister Wolfram Leibe als strahlender Wahlsieger ein vielgefragter Interviewpartner.
Wolfram Leibe wird ab April kommenden Jahres neuer Oberbürgermeister von Trier. Der 54-jährige Sozialdemokrat wird dann als Nachfolger von Klaus Jensen für die Amtsperiode von acht Jahren die Geschicke der ältesten Stadt Deutschlands leiten.

Bei der Stichwahl vom Sonntag erreichte Leibe mit 50,22 Prozent (12.737 Stimmen) hauchdünn die absolute Mehrheit. Der Vorsprung zu der von der CDU nominierten parteilosen Kandidatin Hiltrud Zock (49,78 Prozent) lag bei exakt 111 Stimmen (Gesamtstimmen: 12.626). Die Entscheidung des hochdramatischen Wahl-abends, der einem Politkrimi glich, fiel erst mit Bekanntgabe des Ergebnisses des letzten Briefwahl-Stimmbezirks und löste im Rathausfoyer – je nach Wahllagerzugehörigkeit – blankes Entsetzen oder befreiende Jubelschreie aus. Die Beteiligung der insgesamt 84.229 Wahlberechtigten war mit 30,4 Prozent erneut erschreckend gering und lag somit nochmals 2,3 Prozent unter dem Wert vom ersten Wahldurchgang vor zwei Wochen (32,7 Prozent; 2006: 43,2 Prozent).

Überraschende Wende

Das Ergebnis ist insofern überraschend, als die 51-jährige Trierer PR- Unternehmerin beim ersten Wahldurchgang mit 45,8 Prozent nur knapp die absolute Mehrheit verfehlt hatte und Leibe mit 36,3 Prozent mit spürbarem Abstand auf Platz zwei landete. Als dritter Kandidat war Dr. Fred Konrad (Bündnis 90/Die Grünen) mit 18,0 Prozent aus dem Rennen ausgeschieden. In den zurückliegenden zwei Wochen ist es somit bei dem insgesamt sachlich und ohne große Turbulenzen geführten Wahlkampf doch noch zu einer erheblichen, von vielen nicht erwarteten Verschiebung des Stimmenpotentials gekommen.

Leibe wird Nachfolger von Oberbürgermeister Klaus Jensen (SPD, 62), der nicht mehr für eine zweite Amtszeit kandidierte. Er sei „einfach glücklich, dass sich sechs Monate intensiver Wahlkampf ausgezahlt haben“, sagte Leibe am Wahlabend in einem ersten Gespräch mit der Rathaus Zeitung. Es sei für ihn ein Gebot der Fairness, dass Klaus Jensen bis zum April kommenden Jahres der gewählte OB sei. „Wir brauchen keinen Schatten-Oberbürgermeister“, stellte das zukünftige Stadtoberhaupt klar. Gleichzeitig gehe es aber „natürlich auch darum, eingebunden zu sein, um sich strukturiert auf die Übernahme des Amtes vorbereiten zu können“. Leibe kündigte an, mit den Fraktionen Gespräche führen zu wollen und mit möglichst vielen Menschen nochmal zu überlegen, „wie wir weiterkommen in dieser Stadt“. Ein OB sei nur so stark wie der Stadtvorstand und der Stadtrat.

Hiltrud Zock gratulierte ihrem Gegenkandidaten zur gewonnenen Wahl und zeigte sich über ihre Niederlage „todtraurig“. „Ich hätte die Verantwortung gerne übernommen“, sagte die gebürtige Triererin. Sie werde jetzt „genauso weitermachen wie vorher auch und die Stadt unterstützen, wo es möglich ist“.

Triers amtierender OB Klaus Jensen kündigte an, er werde nach und nach seinen Nachfolger in die Arbeit miteinbeziehen, „so wie das mein Vorgänger bei mir auch gemacht hat. Das gehört sich so“, sagte Jensen. Darüber hinaus werde er bis zum 31. März sein Amt voll engagiert wahrnehmen.

Debatte über Wahlbeteiligung

Die knapp 85.000 wahlberechtigten Triererinnen und Trierer, darunter gut 5.000 EU-Bürger, waren nach 1998 zum dritten Mal aufgerufen, in direkter Wahl über das neue Stadtoberhaupt abzustimmen. Die Minusrekorde bei der Wahlbeteiligung haben eine Debatte darüber entfacht, ob die aktuelle Form der Wahlen noch zeitgemäß ist. Aber auch die Wiedereinführung der OB-Wahl durch den Stadtrat wurde thematisiert. Fest steht, dass das Desinteresse an der Wahlbeteiligung der Legitimation des neuen Amtsinhabers nicht unbedingt förderlich ist.

Die niedrigste Wahlbeteiligung verzeichneten Stimmbezirke in Trier-West und Nells Ländchen mit jeweils unter 13 Prozent. Die wahlfreudigsten Triererinnen und Trierer wohnen in Eitelsbach mit 57,4 und Kernscheid mit 50,3 Prozent.

So wie der Wahlkampf, verlief auch der Stichwahlsonntag bei diesmal wechselhaftem, am Spätnachmittag regnerischem Herbstwetter ruhig und ohne besondere Vorkommnisse. Knapp 600 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer sorgten in 72 Urnenwahllokalen für einen reibungslosen und ordnungsgemäßen Ablauf.

Im Foyer des Rathauses verfolgten ab 18 Uhr zahlreiche Besucher mit Spannung die Präsentation der zügig eingehenden Auszählungsergebnisse, die außerdem 116.000 Mal vom  Live-Ticker des Onlineportals www.trier.de abgerufen wurden. Bereits um 19.15 Uhr gab Oberbürgermeister und Wahlleiter Klaus Jensen das vorläufige Endergebnis bekannt. Es wird in einer Sitzung des Wahlausschusses am Mittwoch, 15. Oktober, 17 Uhr im Trier-Zimmer des Rathauses amtlich festgestellt.