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15.05.2007

100 Jahre kann man sich gar nicht vorstellen

OB Jensen liest der 100-jährigen Maria Nussbaum die Glückwünsche von Ministerpräsident Kurt Beck vor.
OB Jensen liest der 100-jährigen Maria Nussbaum die Glückwünsche von Ministerpräsident Kurt Beck vor.
Maria Nussbaum ist sichtlich aufgeregt – es gibt Suppe und belegte Brote, aber essen möchte sie nichts. Sie hat etwas Angst gehabt vor diesem besonderen Tag, erzählt ihre Nichte Birgit Hött. So viel Trubel, das ist sie nicht gewohnt. Und es dreht sich alles nur um sie, denn Maria Nussbaum feiert ihren 100. Geburtstag.
Viele Verwandte sind gekommen, um zu gratulieren. Auch Oberbürgermeister Klaus Jensen ist da und überbringt die Glückwünsche der Stadt und des Ministerpräsidenten. Außerdem ist ein Brief von Bundespräsident Horst Köhler eingetroffen, persönlich unterschrieben – darüber hat sich die 100-Jährige sehr gefreut. Seit drei Jahren lebt Maria Nussbaum im Seniorenheim Härenwies der Arbeiterwohlfahrt. Dort ist sie zufrieden, doch ein richtiges Zuhause ist es für sie nicht geworden. Bis vor drei Jahren wohnte sie noch allein in der Friedrich-Wilhelm-Straße in Trier in einem großen Haus, kochte täglich und versorgte sich selbst.
 
70 Jahre Erinnerung

Sie erzählt, dass sie damals sehr traurig gewesen sei, als sie das Haus habe aufgeben müssen: „Das Schlimmste war, sich von den persönlichen Dingen zu trennen.“ Über 70 Jahre Erinnerung hingen schließlich daran. Einige Monate habe sie gebraucht, um das zu verkraften. „Aber ein paar Sachen konnte ich auch hierher mitbringen“, erzählt Maria Nussbaum. Nach ihrer Hochzeit 1933 war sie nach Trier in das Haus gezogen. Seit dem frühen Tod ihres Mannes ein Jahr später lebte sie 70 Jahre allein dort. Kinder hat sie keine, aber einige Neffen und Nichten, die sich um sie kümmern. Wie viele das sind? „Die kann man gar nicht alle zählen“, meint Maria Nussbaum. Außerdem waren ihre Langhaardackel treue Begleiter. Für die Hausfrau waren die Hunde auch das größte Hobby. Viele „Hundefreunde“, wie sie andere Besitzer nennt, habe sie dadurch kennen gelernt und sei viel unterwegs gewesen. „Ich musste ja auch immer aufpassen, dass die nicht überfahren werden“, erzählt sie dem OB im Vertrauen.
 
Geboren wurde Maria Nussbaum am 8. Mai 1907 in Spangdahlem. Sie wuchs dort als älteste von sechs Geschwistern auf, inzwischen hat sie alle anderen überlebt. Doch durch ihren Neffen, der heute noch in ihrem Elternhaus wohnt, ist der Kontakt in die Heimat bestehen geblieben.
 
Im Seniorenheim der Awo besuchte Maria Nussbaum bis vor einem halben Jahr, als es ihr noch besser ging, gern  Kochkurse und das Gedächtnistraining. „Wir können uns 100 Jahre ja gar nicht vorstellen“, meint  Jensen. „Ich auch nicht“, antwortet die weißhaarige Frau mit einem Lächeln. Sie verabredet sich noch mit dem OB für ihren 101. Geburtstag im nächsten Jahr und freut sich auf weitere Gäste am Nachmittag.