Sprungmarken
29.03.2011

Rocken (lernen) wie die Stars

Bandleiter Ben Heit (links) probt mit der Band „Jazz & Rock Hotel“ bekannte Rock- und Popstücke in der Grundschule Reichertsberg.
Bandleiter Ben Heit (links) probt mit der Band „Jazz & Rock Hotel“ bekannte Rock- und Popstücke in der Grundschule Reichertsberg.
Einmal richtig in die Tasten hauen, ein fetziges Gitarrensolo hinlegen und berühmte Rock- und Popklassiker spielen – bei der Jazz und Rock School ist das möglich. Selbst, wenn man gerade erst begonnen hat, ein Instrument zu lernen – und unabhängig vom Alter.

„Andreas, zählst du uns ein?“ Ben Heit, Koordinator und Lehrer an der Trierer Jazz- und Rock School (Jaro), schaut zu dem Jungen am Schlagzeug, der kurz die Drumsticks ryhthmisch aufeinander schlägt und dann zu trommeln beginnt. Gitarrist Thomas und Bassist Jurian steigen sofort mit ein, während Sängerin Hannah die ersten Zeilen von Bon Jovis Rocksong „It’s my life“ anstimmt. Zusammen sind die vier Jugendlichen die Band „Jazz & Rock Hotel“, eine von mehreren Combos der Jaro.

Angefangen hat alles im Jahre 2002, als die Schule auf Initiative des Jazzclubs gegründet wurde. In den letzten Jahren wurde sie Schritt für Schritt in die städtische Karl-Berg-Musikschule integriert. Mit rund 200 Schülern ist die Jaro gut ausgelastet, die Raumsituation ist aber nach wie vor angespannt. Zur Zeit werden die Schüler an vier verschiedenen Orten in Trier unterrichtet, das Kollegium wartet weiter auf den Ausbau der Karl-Berg-Musikschule. Die Jaro bietet das ganze Repertoire an Jazz- und Rockinstrumenten an. Daneben wird Rock- und Jazzgesang gelehrt.

Die Bandproben sind fester Bestandteil des Jaro-Schulkonzepts. Alle, die in der Jazz- und Rock School ein Instrument lernen, haben die Chance, in einer Band zu spielen. „Das ist der Unterschied zu anderen Musikschulen“, erläutert Koordinator Ben Heit. „Normalerweise bekommt ein Schlagzeuger gesagt: ‚Übe erstmal zwei Jahre, dann kannst du mitspielen.’ Bei uns kann jeder gleich in einer Band spielen und das einbringen, was er schon kann.“ Daneben bekommen die Schüler weiter Einzelunterricht und verbessern sich so kontinuierlich. Um den Lerneffekt zu steigern, hat Heit das „Combofeedback“ entwickelt. Der unterrichtende Lehrer bekommt vom Bandleiter eine Rückmeldung, an welchen Stellen es bei dem jeweiligen Schüler noch hapert. Diese werden dann gezielt in den nächsten Unterrichtsstunden geübt.

Dass diese Strategie aufgeht, belegen die Schülerzahlen. 194 lernen hier ein Instrument, 47 davon sind zwischen 33 und 67 Jahre alt. „Wir haben eine ungewöhnliche Altersstruktur“, bestätigt Heit. „Neben der Gruppe der 13- bis 16-jährigen haben wir viele Wiedereinsteiger, die einfach wieder Musik machen wollen.“ Für manchen ist die Musikschule dabei mehr als eine bloße Freizeitbeschäftigung: „Einer meiner Schüler ist Tontechniker geworden“, lächelt Heit und fügt hinzu: „Die Jaro ist also manchmal sogar das Sprungbrett in den Beruf.“ .
 
Verweisliste