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31.07.2018

Entdeckung einer Unbekannten

Figurenstudie von Adele Elsbach
Adele Elsbach schuf unter anderem geometrisch anmutenden Figurenstudien. Foto: Stadtmuseum

Das Stadtmuseum Simeonstift hat im Kunsthandel eine Mappe von Entwurfsarbeiten einer jungen Trierer Künstlerin aus den 1920er-Jahren erworben. Ihre Urheberin, die 1908 geborene jüdische Kunstgewerblerin Adele Elsbach, wurde 1944 in Auschwitz ermordet. Das Stadtmuseum wird im kommenden Jahr eine Auswahl ihrer Arbeiten im Stifterkabinett zeigen.

Futuristisch anmutende Menschen an Maschinen, geometrische Figurenstudien (Foto Mitte), klassische Landschaften - als junge Studentin an der Werkkunstschule Trier bearbeitete Adele Elsbach eine breite Palette an Motiven und Formensprachen. Zur Blüte gelangte diese vielversprechend begonnene Künstlerkarriere jedoch nie: 1944 wurde Elsbach aus ihrer Wohnung in der Speestraße in das KZ Auschwitz deportiert, wo sie im selben Jahr ermordet wurde. Die jüdische Kennkarte von Adele Elsbach befindet sich heute im Stadtarchiv und ist im Stadtmuseum Simeonstift als Reproduktion zu besichtigen. Dort ist als Berufsbezeichnung „Kunstgewerblerin" angegeben, weitere Spuren zum Leben und künstlerischen Wirken von Elsbach sind bislang nicht bekannt.

Dr. Bernd Röder, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Stadtmuseum, entdeckte die Mappe mit neun Entwürfen für Glasarbeiten im süddeutschen Kunsthandel und konnte sie für die städtische Kunstsammlung erwerben. „Mit dieser Neuerwerbung entdecken wir eine bislang unbekannte Trierer Künstlerin, deren Schicksal auch stellvertretend für eine ganze Generation jüdischer Künstlerinnen und Künstler steht, die die nationalsozialistische Vernichtungspolitik in vielen Fällen mit ihrem Leben bezahlten", erklärt Museumsdirektorin Dr. Elisabeth Dühr.

Ausstellung 2019

Trotz intensiver Recherchen des Museums in regionalen Glaswerkstätten konnte bislang nicht herausgefunden werden, ob Entwürfe Elsbachs zur Ausführung kamen. Das Simeonstift präsentiert eine Auswahl ihrer Arbeiten und die Ergebnisse der Recherchen von Juni bis November 2019 in einer Ausstellung im Stifterkabinett. red