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23.06.2015

Endlich Trierer Lobbygruppe für Alleinerziehende

Foto: Angelika Winter
Frauenbeauftragte Angelika Winter
Zum sechsten Mal legte die Trierer Frauenbeauftragte Angelika Winter ihren Tätigkeitsbericht vor,  den der Steuerungausschuss zustimmend zur Kenntnis nahm. Auf einige Aspekte der Bilanz 2014 geht sie im Gespräch mit der Rathaus Zeitung ein.

RaZ: Die Arbeit des von Ihnen koordinierten Lokalen Bündnisses für Familie wird seit 2014 durch eine Teilzeitmitarbeiterin unterstützt. Welche Schwerpunkte wurden in den ersten Monaten gesetzt?

Winter: Seit August letzten Jahres unterstützt Frau Bartsch als Geschäftsführerin des Vereins Lokales Bündnis für Familie Trier e. V. tatkräftig die Bündnisarbeit. Sie hat dafür 15 Wochenstunden zur Verfügung. Ein Schwerpunkt neben der zeitaufwendigen Einarbeitung (das Netzwerk verfügt über knapp 60 Akteure) war sicherlich die Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit. Viele engagierte Partnerinnen und Partner sind im Bündnis aktiv, doch fehlen noch Unternehmen der Privatwirtschaft. Diese zu erreichen, ist ein wichtiges Ziel. Daneben standen vereinsrechtliche und organisatorische Dinge an, wie etwa die Vorbereitung der Vorstandswahl.

Wie wurde das Ferienbetreuungsticket (FerTick) des Bündnisses angenommen?

Dafür, dass es noch in den Kinderschuhen steckt, ist es schon sehr gut nachgefragt worden. Nicht nur Bündnispartner fragen dieses Ticket an, auch Betriebe, die die Information aus der Presse haben, kontaktieren uns. Das Ticket steht auch unter fertick.de zum Download bereit. Von daher entzieht es sich meiner Kenntnis, wie viele tatsächlich davon Gebrauch machen. Etwa 100 Tickets wurden persönlich angefordert.

Sie haben die Gründung der Trierer Ortsgruppe im Verband der alleinerziehenden Väter und Mütter (VAMV) unterstützt. Wie fällt dasFazit für die ersten Monate aus?

Viele sind betroffen. Es gibt komplexe Probleme und wenig Zeit. Die Gruppe könnte noch gut Verstärkung gebrauchen. Die Ortsgruppe ist für die Stadt wichtig, versteht sie sich doch weniger als Selbsthilfegruppe, vielmehr als politische Lobby. Bei den meisten der Alleinerziehenden (zumeist Frauen) spitzen sich die Herausforderungen wie  mangelnde Vereinbarkeit von Privatleben/Familienarbeit und Erwerbstätigkeit, bezahlbarer Wohnraum, Stress immens zu. Die Aktiven in der Ortsgruppe sind häufig alleinerziehende Frauen, die erwachsene Kinder haben und wieder Zeit für ehrenamtliches Engagement aufbringen können und viel zu sagen haben. Denn „Zeit“ ist für Alleinerziehende ein kostbares Gut. Die Ortsgruppe ist im Jugendhilfeausschuss als beratendes Mitglied vertreten, um dort die besonderen Anliegen von Einelternfamilien einzubringen. Dank einer Spende der Sparkasse Trier konnte die Öffentlichkeitsarbeit unterstützt werden.

Wie entstand die Idee, das Programm des von Ihnen organisierten Equal Pay Days 2014 um einen Info-Stand zum Thema Minijobs und Teilzeit nach Erwerbspausen zu ergänzen?

Jedes Jahr steht der Equal Pay Day unter einem bestimmten Motto, was in direktem Bezug mit der Lohnlücke zwischen Männern und Frauen steht.Das Aktionsbündnis Trier nimmt das gerne auf, da das mediale Interesse hoch ist. Teilzeitbeschäftigung ist nach wie vor weiblich, nur jeder sechste ist ein Mann. Knapp zwei Drittel der geringfügig Beschäftigten sind Frauen. Häufig gehen damit niedrige beziehungsweise niedrigere Löhne einher. Gerade in unserer Region ist das ein wichtiges Thema, da knapp 50 Prozent aller erwerbstätigen Frauen in Teilzeit arbeiten. Von existenzsichernden Arbeitsverhältnissen kann keine Rede sein. Die Armut im Alter ist vorprogrammiert.

Als Frauenbeauftragte engagieren Sie sich auch für Prostituierte. Wie wird nach Ihrem Eindruck das erweiterte Beratungsangebot des Gesundheitsamts für diese Gruppe angenommen?

Die Sozialarbeiterin, die am 15. September 2014 ihre Tätigkeit aufgenommen hat, legt ihren Schwerpunkt auf die aufsuchende Arbeit. Sie setzt auf den direkten, persönlichen Kontakt mit den Sexarbeiterinnen. Sie sucht Bordelle und den Straßenstrich auf und versucht so, das Vertrauen der Frauen zu gewinnen. Ist der Zugang geglückt, ist es das Ziel, die Frauen über das Angebot der kostenfreien gynäkologischen Untersuchung und psychosozialen Beratung im Gesundheitsamt zu informieren. Durch diese aufsuchende Arbeit konnten viele Prostituierte erreicht werden, was die Zunahme an Untersuchungen und Beratungen im Gesundheitsamt deutlich zeigt. Die Frauen sind sehr dankbar für diese Art der Unterstützung.

Das Gespräch führte Petra Lohse