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20.06.2023

Im Süden über die Mosel

Das Schwarz-Weiß-Bild zeigt aus der Vogelperspektive eine große Menschenmenge, die über eine Straßenbrücke spaziert
Tausende Triererinnen und Trierer liefen nach der Eröffnung der Konrad-Adenauer-Brücke über diese und überquerten so die Mosel. Foto: Stadtarchiv
Am 22. Juni 1973 wurde die Konrad- Adenauer-Brücke nach drei Jahren Bauzeit eingeweiht. Die dritte Straßenbrücke in Trier ist ein 330 Meter langes Bauwerk und wird heute jeden Tag von bis zu 50.000 Fahrzeugen befahren, davon circa 2000 Schwerlastfahrzeugen. Sie ist eine wichtige Verbindung zu den westlichen Stadtteilen Triers und nach Luxemburg.

Jahrhundertelang war die Römerbrücke weit und breit die einzige Möglichkeit, um ohne Fähre die Mosel zu überqueren. Von den Römern gebaut, reichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts das antike Bauwerk aber nicht mehr aus, um den wachsenden Verkehr in Trier zu bewältigen. 365 Straßenbahnwagen, 25 Autos, 1603 Fuhrwerke, 729 Reiter und Radfahrer sowie 40 Militäreinheiten und 10.815 Fußgängerinnen und Fußgänger passierten im Jahre 1910 täglich Triers einzige Brücke und machten sie zu einem Nadelöhr. Ein neues Bauwerk zur Entlastung musste her. Das wurde ganz im Norden des damaligen Stadtgebiets gebaut. Am 14. Oktober 1913 weihte Kaiser Wilhelm II. die nach ihm benannte Brücke ein, die Zurlauben mit Pallien verband, beide Stadtteile waren bis dahin nur mit einer Fähre verbunden, bei deren Anblick Zeitgenossen das Gefühl verspürten, „langsam um ein ganzes Jahrhundert rückwärts zu rutschen", wie es Triers Stadtarchivar Gottfried Kentenich seinerzeit notierte.

Bereits damals gab es Überlegungen und Forderungen im Stadtrat, auch im Süden Triers eine weitere Brücke zu errichten. Ein entsprechender Antrag für eine „Südbrücke" fand aber keine Mehrheit, stattdessen wurde eine weitere Fährverbindung zwischen Trier-Süd und Trier-West eingerichtet. Für Jahrzehnte blieb die Brücke zwischen Pallien und Zurlauben so tatsächlich die „Neu Brück", wie sie von den Triererinnen und Trieren noch lange genannt wurde.

Erst ein gutes halbes Jahrhundert, vier deutsche Staaten und zwei Weltkriege später kam es in Sachen „Südbrücke" zu einer Entscheidung. Einstimmig bei zwei Enthaltungen fasste der Trierer Stadtrat am 16. Mai 1968 den Grundsatzbeschluss, eine weitere Brücke im Trierer Süden am Abtei-
platz auf Höhe von St. Matthias zu bauen. Ein knappes Jahr später folgte nach Beratungen im Bau- und dem Haupt- und Finanzausschuss am 29. April 1969 im Stadtrat der Beschluss zum Brückenbau.

Nach Vorarbeiten folgte im April 1969 die Ausschreibung, der Auftrag wurde am 26. Februar an die Arbeitsgemeinschaft Jager/Dillinger Stahlbau vergeben, im Juli 1970 starteten auf dem westlichen Ufer mit der Gründung der Pfeiler die eigentlichen Bauarbeiten. Am 18. Dezember 1970 war der erste Pfeiler fertig, am 20. April 1971 war der Betonüberbau auf der Westseite fertig, am 19. Oktober 1972 wurde das letzte Fahrbahnteil eingebaut, ab Februar 1973 wurden die Anschlussrampen gebaut. Nach drei Jahren war die 330 Meter lange, sechsspurige Brücke aus Stahl und Beton fertig und wurde am 22. Juni 1973 für den Verkehr freigegeben, insgesamt kostete das Projekt 32 Millionen D-Mark, 6,2 Millionen trug die Stadt Trier, den Rest Bund und Land.

„Die neuerschlossene Eurener Flur mit ihren neuen Gewerbebetrieben und Freizeiteinrichtungen wird nunmehr stärker noch als bisher an den Stadtkern angebunden", sagte der damalige Trierer OB Josef Harnisch anlässlich der Einweihung, während Patrick Adenauer, Enkel von Konrad Adenauer, das Band durchschnitt. Neben Patrick Adenauer nahmen auch Konrad Adenauer, Sohn des Altbundeskanzlers sowie Max Adenauer und der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Heinrich Holkenbrink und tausende Triererinnen und Trierer an der Verkehrsübergabe teil. Mehr als ein Jahr zuvor hatte der Stadtrat am 20. April 1972 einstimmig beschlossen, die „Südbrücke" nach dem Trierer Ehrenbürger und ersten deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer zu benennen.

Ernst Mettlach