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24.04.2007

16 Jahre "Gestaltung des öffentlichen Raums"

Wie viele Baustellen – wie hier am Simeonstift – er im Lauf der Jahre besucht hat, weiß Peter Dietze nicht. Dass die Erweiterung des Museums zum Ende seiner Amtszeit so gut wie abgeschlossen ist, ist für den Baudezernenten ein schönes Abschiedsgeschenk.
Wie viele Baustellen – wie hier am Simeonstift – er im Lauf der Jahre besucht hat, weiß Peter Dietze nicht. Dass die Erweiterung des Museums zum Ende seiner Amtszeit so gut wie abgeschlossen ist, ist für den Baudezernenten ein schönes Abschiedsgeschenk.
Nach 16 Jahren als Trierer Baudezernent tritt Peter Dietze Ende des Monats seinen Ruhestand an. Im Interview mit der Rathaus Zeitung (RaZ) blickt der 65jährige auf seine turbulente Amtszeit zurück.

RaZ:¿Herr Dietze, als Baudezernent mussten sie in den vergangenen 16 Jahren oft dicke Bretter bohren. Wegen ungeklärter Finanzierung, schwieriger politischer Willensbildung oder nachträglicher Gerichtsurteile hat sich manches Projekt lange hinausgezögert. Wieso hat Ihnen die Aufgabe trotzdem Spaß gemacht?

Dietze: Für mich ist das Verlockende am Amt des Baudezernenten, dass die Ergebnisse der Arbeit sichtbar und greifbar sind. Diese Greifbarkeit ist dann oft ein Ausgleich für den langen Entscheidungsprozess, den ich übrigens gerne akzeptiere, weil man solche Projekte im Dialog und Konsens entwickeln muss. Gerichtsverfahren, Bürgerbeteiligung und Mehrheitsbildung sind deshalb keine Hemmnisse, sondern notwendige Voraussetzungen, um zum Ergebnis zu kommen.

Seit Ihrem Amtsantritt 1991 hat sich das Gesicht der Stadt durch die Konversion dramatisch verändert. War das damals schon absehbar oder wurden Sie von der Schnelligkeit der Entwicklung überrascht?

Beim Aufräumen meiner Unterlagen ist mir ein Vermerk aus dem Juli 1991 in die Hände gefallen. Darin heißt es, man müsse davon ausgehen, dass alle Flächen des französischen Militärs frei werden. Ab diesem Zeitpunkt war das Thema also angesagt. Am Anfang gab es eher die Neigung, möglichst schnell für jedes Gebiet Nutzungen zu finden. So hat man in einem ersten Anlauf auf das Gelände Castelforte alle denkbaren Nutzungen projiziert. Später haben wir ein Gesamtkonzept für die Stadt erarbeitet und versucht, jeder Fläche eine bestimmte Funktion zuzuordnen.

Zu den wichtigsten Konversionsprojekten zählt der Petrisberg. Ist die heutige Blüte des Areals auch ohne die Landesgartenschau denkbar?

Eindeutig nein. Das Tolle an der Landesgartenschau war, dass wir ein Gesamtkonzept mit kompletter Erschließung und allen Grünanlagen umsetzen konnten, während sonst wegen knapper öffentlicher Mittel oft nur Stückchen für Stückchen gebaut wird. Dadurch verpuffen natürlich viele Entwicklungsimpulse. Ursprünglich waren auch andere Standorte für die Landesgartenschau im Gespräch. Schon 1996 gab es eine Arbeitsgruppe, in der das diskutiert wurde, mit dem Ergebnis, dass der Petrisberg das größte Potenzial bietet. Die erste Landesgartenschau fand 2000 in Kaiserslautern statt und es war anfangs gar nicht klar, ob es danach noch eine weitere geben wird. Wir nutzten die Zeit und entwickelten ein Konzept für den Petrisberg mit den Themen Wissenschaft, Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Erholung. Es hat sich dann gut gefügt, dass wir vom Wirtschaftsministerium den Zuschlag für die Gartenschau bekommen haben und das Innenministerium gleichzeitig bereit war, das Projekt mit weiteren Konversionsmitteln zu fördern.

Wie fällt Ihre Bilanz der bisherigen Konversion in Trier aus?

Wir hatten gute Ausgangsbedingungen, weil bis auf das Übungsgelände Mattheiser Wald alle Flächen innerhalb der städtischen Bebauung liegen und nicht am Stadtrand. Es ist uns, denke ich, sehr gut gelungen, diese Flächen in das städtische Gefüge zu integrieren, sei es mit Wohnbebauung, gewerblicher oder gemischter Nutzung. Wir haben heute die militärische Konversion weitgehend bewältigt, wobei das Konzept für das Wohngebiet Feyen, das einen neuen Mittelpunkt für den Stadtteil schaffen soll, noch umgesetzt werden muss.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Innenstadt seit 1991?

Damals wie heute ging es darum, die Multifunktionalität der Innenstadt zu erhalten. Mein besonderes Augenmerk lag dabei auf der Gestaltung des öffentlichen Raums, weniger auf engen Rahmenbedingungen für die private Bautätigkeit. Wenn öffentliche Gebäude und Plätze eine hohe gestalterische Qualität aufweisen, dann strahlt das automatisch auf die privaten Vorhaben zurück. Der große Konflikt seit Mitte der 90er Jahre war: Was passiert mit den parkenden Autos, wenn wir die Plätze neu gestalten? Heute gibt es in der City kaum noch Plätze mit unendlichen Autoreihen, es ist uns aber gleichzeitig gut gelungen, die Stellplätze auf andere Weise in die Stadtstruktur zu integrieren.   

Eine besonders emotionale Auseinandersetzung gab es damals um den Domfreihof.

Ich bin heute froh, dass wir dieses Ergebnis erreicht haben. Doch wenn ich damals nicht so überzeugt gewesen wäre, dass unser Konzept richtig ist, wäre die Auseinandersetzung, die mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln geführt wurde, nicht zu ertragen gewesen. Trotzdem, im Nachhinein hat sich die Anstrengung gelohnt.

Welches Projekt hätten Sie noch gern vor Ihrem Abschied abgeschlossen?

Ich hätte mir gewünscht, dass wir beim Petrisberg-Aufstieg, also bei der direkten Verbindung vom Hauptbahnhof zu den Höhenstadtteilen, weiter wären. Vielleicht hätte ich die Entscheidungsträger mehr dafür begeistern müssen. Es gibt Zukunftsprojekte, da muss man mit einem gewissen Risiko reingehen, das gilt auch für die Regionalbahn. Leider sind die technischen Probleme, die beim Bau des Haltepunkts Ehrang zu Mehrkosten geführt haben, von den politischen Gegnern der Regionalbahn instrumentalisiert worden, um das Projekt zu bremsen. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir jetzt mit der Grundsatzentscheidung des Rats für die Planung zu den Haltepunkten an der Arena und am Mäusheckerweg wieder auf dem richtigen Gleis sind.

Helmut Schröer hat zu seinem Abschied mehrfach betont, dass es im Trierer Stadtvorstand nie zu Kampfabstimmungen gekommen sei. Wie haben Sie selbst die Zusammenarbeit in den zurückliegenden Jahren erlebt?

Die Zusammenarbeit mit Helmut Schröer war sehr gut und sehr produktiv. Viele Vorhaben lassen sich ja nur im Sinne einer Arbeitsteilung verwirklichen, der Rückhalt im Stadtvorstand ist deshalb sehr wichtig. In Trier hatten wir den Vorteil einer langen personellen Kontinuität in diesem Gremium.

Wie sieht der Ruhestand von Peter Dietze aus?

Ich lebe seit 1974 in Trier. In dieser Zeit bin ich zwar nicht katholisch, aber Trier ist mir zur Heimat geworden.  Meine Söhne sind hier aufgewachsen und meine Frau war hier als Lehrerein die gesamte Zeit über beruflich tätig. Ich werde deshalb mit meiner Frau auf jeden Fall weiter in dieser schönen Stadt leben und freiberuflich als Stadtplaner arbeiten.


Interview: Ralph Kießling