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08.01.2008

"Herausforderungen 2008 gemeinsam stemmen"

Oberbürgermeister Klaus Jensen spricht zu den Gästen des Neujahrsempfangs im Großen Rathaussaal. Foto: Rolf Lorig
Oberbürgermeister Klaus Jensen spricht zu den Gästen des Neujahrsempfangs im Großen Rathaussaal. Foto: Rolf Lorig
Gut besucht war der Große Rathaussaal beim ersten Neujahrsempfang von Oberbürgermeister Klaus Jensen. Rund 250 Vertreter des öffentlichen Lebens, aber auch nach dem Zufälligkeitsprinzip eingeladene Bürgerinnen und Bürger kamen am Sonntagmorgen zum Augustinerhof, um dem seit April vergangenen Jahres amtierenden Stadtoberhaupt und seiner Frau Malu Dreyer ein gutes neues Jahr zu wünschen. Gleichzeitig waren die Gäste auf die Ausführungen des – noch immer – „neuen OB“ gespannt, der in einer 25minütigen Rede herausragende Ereignisse der zurückliegenden neun Monate Revue passieren ließ und Schwerpunkte seiner zukünftigen Politik formulierte.

Doch zunächst ergriff im von Mitarbeitern des Grünflächenamts ausgeschmückten Rathaussaal überraschend Michael Ophelders das Wort. Der Trierer Schauspieler und Kabarettist trug sehr zum Gefallen der Gäste eine Auswahl von Gedichten und Wünschen bedeutender Persönlichkeiten zum neuen Jahr vor. Dabei war der Bogen von Johann Wolfgang von Goethe über Wilhelm Busch bis hin zu Heinz Erhardt weit gespannt.

Neue OB-Initiativen

In seiner Neujahrsansprache kündigte Jensen für 2008 zwei Initiativen an, mit denen er zur Unterstützung eines breit gefächerten Bürgerengagements den Anstoß geben wolle. So soll im Sommer ein Trierer Bürgerfest stattfinden, „um die Vielfalt und die Möglichkeiten bürgerschaftlichen Engagements noch stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken“. Jensen dankte für die vielfältigen Formen und Facetten „gelebter Solidarität für den Nächsten“ und ermunterte alle, dies weiter zu pflegen und auszubauen. Er rief dazu auf, sich an der Entwicklung der Stadt aktiv zu beteiligen und sich in die verschiedenen Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung einzubringen. „Wir brauchen Ihre Hand, Ihr Wort, Ihre Anteilnahme und Ihre Unterstützung für ein soziales und lebenswertes Trier“, so der Appell  des OB.
 
Als Anregung will er seinen Vorschlag verstanden wissen, im Rahmen einer „Woche der Nachbarschaft“ das Miteinander zu intensivieren. Praktizierte Nachbarschaften „machen unseren Alltag lebenswert, bereichern und erfreuen uns“, so Jensen, es gebe aber auch „zunehmend Anonymität, Einsamkeit und Ausgrenzung“.In seinem Rückblick erinnerte der Oberbürgermeister an den glücklichen Verlauf der viel beachteten Konstantin-Ausstellung mit einem „in dieser Qualität kaum erhofften Erfolg im Tourismus- und Kulturbereich, dem Einzelhandel und der Gastronomie“. Jetzt komme es darauf an, für eine nachhaltige Wirkung gemeinsam kreativ Sorge zu tragen.

Erinnerung an Tanja Gräff

Das zurückliegende Jahr sei aber auch vom bislang ungeklärten Schicksal der seit Sommer spurlos verschwundenen Studentin Tanja Gräff geprägt gewesen. Jensen dankte der Polizei für ihren Einsatz und würdigte die vielen Zeichen der Solidarität, mit denen die Menschen ihre Anteilnahme über die Geschehnisse zum Ausdruck gebracht hätten.

Breiten Raum widmete der OB der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt, die durch die allgemein gute Konjunktur einen starken Aufschwung genommen habe. Auch die Zahl der Ausbildungsplätze sei erfreulich gestiegen. Es komme jetzt darauf an, den Wirtschaftsstandort Trier gemeinsam mit allen Beteiligten zu stärken. „Sie können sicher sein, dass die Wirtschaftsförderung und Wirtschaftspolitik für mich als Oberbürgermeister an oberster Stelle steht“, sagte Jensen. Im Bereich der Gesundheitswirtschaft und Logistik kündigte er gemeinsam mit der Landesregierung für das Frühjahr zwei große Konferenzen an. Auch die wirtschaftlichen Beziehungen mit Luxemburg würden ausgebaut, unter anderem beim gemeinsamen EU-Projekt eines Wissenschaftsparks mit Esch.

Schwerpunkte 2008

Als weitere Schwerpunkte der diesjährigen Arbeit nannte Jensen die Einführung der Doppik, die Fortsetzung der Verwaltungsreform, die weitere Konsolidierung der städtischen Finanzen, die Südbad-Sanierung, Projekte der Sozialen Stadt in Trier-West, -Nord und Ehrang sowie die Konsolidierung der Antikenfestspiele. Ausführlich beschäftigte sich Jensen mit den Auswirkungen des Schulentwicklungskonzepts. Ungeachtet der im Einzelnen nicht immer unumstrittenen Veränderungen sei er froh über das allgemein breite Einvernehmen über diese „große Chance zu mehr Qualität“.
 
Gegen zu frühen Wahlkampf

Als „wertvollen Beitrag zur Verständigung und Versöhnung“ wertete der OB die bevorstehenden Städtepartnerschaftsjubiläen mit Ascoli Piceno, Herzogenbusch und Fort Worth. Jensen zeigte sich zuversichtlich, dass die kommunalpolitischen Herausforderungen des neuen Jahres gemeinsam gestemmt werden könnten, „in sachlicher Auseinandersetzung und am Gemeinwohl orientiert und nicht an Partikularinteressen“. Kritisch fügte er abschließend hinzu: „Ein vorzeitiger Wahlkampf verträgt sich nicht mit der Notwendigkeit, für die Stadt gute Entscheidungen zu treffen. Ich appelliere daher an alle, unser gemeinsames Ziel, unsere lebens- und liebenswerte Stadt voranzubringen, nicht aus den Augen zu verlieren.“

Der Empfang wurde musikalisch in gekonnter Weise von der Jazz-Combo des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums unter Leitung von Oberstudienrat Bernhard Nink gestaltet. Nachdem die Sternsinger der Pfarrei St. Antonius für Not leidende Kinder in der Welt um eine großzügige Spende gebeten hatten, nutzten viele Gäste noch die Zeit zum Gedankenaustausch, wobei die städtische Politik nicht zu kurz gekommen sein dürfte.