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16.06.2015

Standortsicherung für Stadtbäume

Eine Esche an der Zurmaiener Straße wird beschnitten
Philipp Jücker entfernt Äste einer Esche an der Zurmaiener Straße. Regelmäßiger moderater Rückschnitt ist entscheidend für die gesunde Entwicklung von Alleenbäumen.
Das Grünflächenamt geht bei der Baumpflege neue Wege und hat einen Kriterienkatalog für die optimale Entwicklung von Stadtbäumen erarbeitet. Das geht aus einem Bericht hervor, den Amtsleiter Franz Kalck im Baudezernatsausschuss vorstellte. In der Obhut des Grünflächenamts befinden sich demnach rund 47.500 Bäume.

Auf dem Bildschirm von Daniel Gerhardt erscheint ein Luftbild von Trier-Nord, auf dem tausende von Kreisen eingezeichnet sind. Jeder dieser Kreise steht für einen Baum und per Mausklick ist für jedes Exemplar eine Fülle von Informationen abrufbar: Art, Pflanzjahr, Höhe und Kronendurchmesser. „Vor allem wird mir auch die Vitalität auf einer Skala von null bis drei, gesund bis absterbend, angezeigt“, erklärt Gerhardt, der einen Masterabschluss im Fach Arboristik hat und seit März 2014 als Spezialist für Stadtbäume im Grünflächenamt arbeitet. In einem weiteren Bildschirmfenster des elektronischen Katasters werden Maßnahmen aufgelistet, die zur Pflege des Baums innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu erledigen sind. Oberster Maßstab ist dabei die Verkehrssicherheit für Fußgänger, Rad- und Autofahrer.

Zum Teil wird die Arbeit des Grünflächenamts noch immer überschattet von dem Unglück im November 2012, als eine Passantin durch eine plötzlich umstürzende Kastanie im Rautenstrauchpark tödlich verletzt wurde. Seitdem wurden im Stadtgebiet viele Bäume gefällt, deren Standsicherheit nicht mehr zu hundert Prozent gegeben war. Allein 2014 führte das Grünflächenamt anhand der Zustandsberichte im elektronischen Baumkataster 650 Fällungen aus, wobei es aber auch um die Ausdünnung dichter Bestände und die Entfernung verkümmerter Jungbäume ging. Die Baumkontrollen, deren Ergebnisse in das Kataster einfließen, werden für bestimmte Zeitintervalle an Fachfirmen vergeben. Ziel ist es aber, die Dienststelle personell so aufzustellen, dass die Kontrollen wieder von eigenen, entsprechend qualifizierten Mitarbeitern übernommen werden können.

Für Daniel Gerhardt geht es jetzt darum, Fehler zu korrigieren, die in der Vergangenheit bei der Wahl von Baumstandorten gemacht wurden: „An den Straßen wurden Bäume oft zu eng nebeneinander gepflanzt oder an Standorten mit schlechten, verdichteten Bodenbedingungen, so dass die Wurzeln keine Möglichkeit zur Entwicklung hatten.“ Die Folge: Vielfach sterben Bäume zu früh ab oder sie bilden keine volle Laubkrone aus und können damit ihre wichtigen Funktionen nicht erfüllen. Gesunde Bäume verschönern das Stadtbild, sorgen für saubere Luft, Abkühlung und Schatten, kurz: für ein besseres Stadtklima. Bei starkem Regen fangen sie einen großen Teil des Wassers ab und können Überschwemmungen verhindern.

„Weniger ist mehr“ lautet daher das Motto des Grünflächenamts bei künftigen Baumpflanzungen. „Die Standorte müssen sorgfältig ausgewählt und dann optimal ausgebaut werden. Denn  entscheidend für das Stadtklima ist nicht die Anzahl der Stämme, sondern die Ausdehnung der Baumkronen“, erklärt Gerhardt. Ebenso wichtig sei es, junge Bäume rechtzeitig und regelmäßig zu schneiden. „Wartet man zu lange, ist der Eingriff oft zu heftig, so dass sich der Baum davon nicht mehr erholt.“