Sprungmarken
10.05.2011

Dialog der Kunst im Cercle

"Black Sunrise", Fotoarbeit von Rut Blees Luxemburg aus dem Jahr 2010 und "Butterfly", Assemblage aus Autoteilen von Markus Zender (2010).
"Black Sunrise", Fotoarbeit von Rut Blees Luxemburg aus dem Jahr 2010 und "Butterfly", Assemblage aus Autoteilen von Markus Zender (2010).
Die Kultur in der Großregion feiert ein kleines Jubiläum: Im Luxemburger Cercle wird am  Donnerstag, 19. Mai, zum zehnten Mal der internationale Robert-Schuman-Preis für zeitgenössische Kunst verliehen. Die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung ist eine städteübergreifende Einrichtung der QuattroPole. Die Kuratoren aus Luxemburg, Metz, Saarbrücken und Trier nominierten jeweils vier Künstler, die ihre Arbeiten in einer gemeinsamen Ausstellung präsentieren.

Die Veranstaltung findet turnusmäßig in einer der vier teilnehmenden Städte statt, in diesem Jahr im historischen Cercle Municipal (Stadtpalais) in Luxemburg. Es ist die erste Ausstellung in dem dann frisch sanierten Verwaltungsgebäude an der Place d’Armes, das über mehrere Festsäle verfügt.
 
Die Auswahl der Künstler für die Stadt Trier traf der Konzeptkünstler Laas Koehler. Für die Moselstadt ins Rennen gehen die Fotografin Rut Blees Luxemburg, der Klangkünstler Simon Rummel, der Fotograf Daniel Schieben und der Objekt- und Videokünstler Markus Zender. Koehlers Kriterien waren „Authentizität, Leidenschaft, eine schlüssige Werkaussage und ein Bezug zur Trierer Kunstszene.“ Hinzu kommen eine stimmige Präsentation der Werke im Dialog aller Nominierten und der Gewinn neuer Einsichten. Das übergreifende Thema der vier Nominierten ist der Raum. Denn exis-tentiell benötigt jeder einen Raum zum Leben, Arbeiten und Kunstschaffen. Raum ist zugleich Identifikation, und er beinhaltet die Option, seine Grenzen zu überschreiten.

Nächtliche Stadträume

Rut Blees Luxemburg zeigt in ihren Fotoarbeiten den öffentlichen Raum. Sehenswürdigkeiten oder berühmte Bauwerke sucht man allerdings vergebens. Blees Luxemburg lenkt den Blick stattdessen auf Dinge, von denen wir ständig umgeben sind, die wir aber nicht bewusst wahrnehmen – wie Parkhäuser, Brunnen oder auf einem Rasenstück achtlos liegengelassene Plastikbecher.

Die Fotografien von Rut Blees Luxemburg sind stets menschenleer und entstehen nachts, wenn die Stadt zur Ruhe kommt. Entdeckt sie ein Motiv, hält sie es mit viel Akribie und großem technischen Aufwand fest. Da sie keine zusätzlichen Lichtquellen verwendet, benötigt sie in der Dämmerung eine lange Belichtungszeit. Sie muss warten, bis das Bild fertig ist. Ihre Werke sind daher auch Zeugnis für einen Zeitraum, für die „blaue Stunde“ zwischen Arbeit und Schlaf, wenn alles friedlich wird und entspannt.

Autoteile neu komponiert

Markus Zender geht mit seinen Arbeiten in den Raum. Er spielt mit ihm, verändert ihn und fordert Freiraum. Seine Themen sind die oft von vornherein kalkulierte Überproduktion an Gebrauchsgütern, die hohe Qualität von Weggeworfenem und damit der übermäßige Konsum und die Kurzlebigkeit von Massenwaren. Für seine Arbeiten verwertet Zender verworfene, nicht mehr gebrauchte Dinge, bevorzugt alte Autoteile wie Stoßstangen oder Metallverkleidungen. Diese schneidet er auseinander und fügt sie zu neuen Kompositionen zusammen. Vormals arbeitete er mit Papier, das er zu Collagen klebte, jetzt wachsen seine Objekte dreidimensional in den Raum hinein.

Mit dem Verwerten von Altem will Zender zur Reflektion zum Thema Nachhaltigkeit und Überproduktion anregen. Vermeintlicher Müll dient als Arbeitsmaterial, aus dem Neues entsteht.