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02.10.2007

Positives Echo belegt Erfolg

Die Trierer Frauenbeauftragte Maria Rieger-Nopirakowsky
Die Trierer Frauenbeauftragte Maria Rieger-Nopirakowsky
Maria Rieger-Nopirakowsky ist  seit 1991 Frauenbeauftragte der Stadt Trier. Vergangene Woche berichtete sie im Steuerungsausschuss von ihrer Tätigkeit. Im Gespräch mit der Rathaus Zeitung (RaZ) erläutert sie Schwerpunkte ihrer beratenden Arbeit und beschreibt die Entwicklung, die sie mitgestaltete.

RaZ: Seit 1991 sind Sie hauptamt-liche Frauenbeauftragte der Stadt Trier. Ist es heute noch notwendig, eine spezielle Politik von Frauen für Frauen zu machen?

Rieger-Nopirakowsky: Über diese Frage werden zur Zeit ganze Bücher geschrieben. Wir haben in den vergangenen Jahren etliche Erfolge erzielt, aber die Geschlechtergerechtigkeit ist noch lange nicht hergestellt. Mich selbst überflüssig zu machen, war immer mein Ziel. Aber schon als ich angefangen habe, als Frauenbeauftragte zu arbeiten, habe ich mit einer Zeitspanne von etwa 50 Jahren gerechnet, bis eine wirkliche Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern umgesetzt sein wird.

Sie sind unter anderem Anlaufstelle für Frauen, die Rat suchen. Wer kommt zu Ihnen und warum?

Es kommt vor allem die mittlere Generation der 35- bis 55jährigen zu mir. Im Vordergrund steht zahlenmäßig der Themenbereich Arbeitsleben, in all seinen Facetten. Viele kommen jedoch auch im Zusammenhang mit „privaten Umwälzungen“, etwa bei Trennung und Scheidung. Es geht dann um Unterhalts- und Sorgerechtsfragen, um existentielle Belange für den Aufbau eines eigenständigen Lebens.

Welche konkreten Hilfestellungen können Sie leisten und worin besteht der Unterschied zu anderen Beratungsstellen?

Ich kümmere mich nicht um therapeutische Beratung, sondern vermittle Frauen die Trierer Angebote weiter. Ich gebe den Frauen einen Überblick über die Institutionen und Beratungsstellen in Trier. Familienfrauen sind ja oft Expertinnen in der Organisation und in allen Fragen des Privaten, des Familienalltags. Sie haben jedoch häufig keinen Überblick über die Strukturen des öffentlichen Lebens. Außerdem liefere ich eine strategische Beratung: Was macht man zuerst, worum muss man sich gleichzeitig kümmern und wie organisiere ich den Neuanfang mit den Trierer Ressourcen am geschicktesten.

Auch für Organisationen und andere Beratungsstellen sind Sie eine Ansprechpartnerin. Wie sieht hier die Zusammenarbeit aus?

Ich stehe in engem Kontakt zu den anderen Beratungsstellen. In Trier haben wir glücklicherweise ein gut funktionierendes Netzwerk. Außerdem gibt es Arbeitskreise zu thematischen Schwerpunkten, mit denen ich zusammenarbeite. Die Organisationen schicken auch Frauen, die eine strategische und analytische Beratung benötigen, zu mir.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Frauenpolitik? Wo könnte man ansetzen, um weitere Verbesserungen zu erzielen?

Es wäre sinnvoll, wenn der Bereich des Arbeitslebens speziell durchleuchtet werden könnte. Im öffentlichen Dienst haben wir durch das Landesgleichstellungsgesetz von 1995 sehr viel erreicht, aber in der freien Wirtschaft gibt es noch erheblichen Nachholbedarf in Bezug auf die Gleichberechtigung der Geschlechter.

Ihr Ruhestand steht bevor. Wie würden Sie rückblickend den Erfolg ihrer beratenden Tätigkeit einschätzen und welche Veränderungen hat es im Laufe der Zeit
gegeben?

Die Entwicklung ist insgesamt sehr positiv: In den vergangenen Jahren sind kontinuierlich weniger Frauen mit individuellen Fragen zu mir gekommen, da sie selbst besser über das Beratungsangebot in Trier informiert sind und sich gleich an die richtigen Stellen wenden konnten. Sinnvoll in dieser Richtung war es, das Frauenhandbuch „Auf den Punkt gebracht“ in dritter Auflage herauszubringen. Dagegen haben meine Kontakte zu den Organisationen in den vergangenen Jahren stark zugenommen, was beweist, dass das Netzwerk heute besser funktioniert als noch vor einigen Jahren.

Interview: Verena Thimme