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18.04.2023

Kultstätte für einen Lichtgott

Zu sehen ist ein Stück von einem Kalksteinrelief, das einen Menschen darstellt. Das Relief ist bis zu den Knien der dargestellten Person erhalten.
Bei den Ausgrabungen auf dem Gelände der künftigen Hauptfeuerwache an der Südallee wurde ein Mithräum und das Kalksteinrelief des Cautes gefunden.
Wer in Trier gräbt, der findet Überreste aus der römischen Vergangenheit. Dies wurde nun einmal mehr bestätigt: Bei Untersuchungen auf dem Gelände der künftigen Hauptfeuerwache an der Südallee machte die Landesarchäologie weniger als einen Meter unter dem ehemaligen Betriebshof des jüngst abgerissenen Polizeipräsidiums einen spektakulären Fund.

Seit Ende Februar gräbt die Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) auf dem Gelände des ehemaligen Polizeipräsidiums an der Südallee, wo bis 2027 Triers neue Hauptfeuerwache entsteht. Bei archäologischen Sondierungen entdeckte das Grabungsteam ein großes römisches Relief, das Cautes zeigt, einen Begleiter des römisches Lichtgottes Mithras.

Der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling, der sich die Grabung vor Ort anschaute, sagte: „Trier sorgt wieder einmal für eine spannende Überraschung: Bei der Entdeckung einer Kultstätte für den römischen Gott Mithras wurde ein 1,20 Meter hohes Kalksteinrelief des Cautes geborgen, das sich nun in den Restaurierungswerkstätten des Rheinischen Landesmuseums befindet. Für Trier ist es der zweite Nachweis einer solchen Kultstätte für den Lichtgott Mithras. Der Fund verdeutlicht einmal mehr das faszinierende römische Erbe unseres Landes, das ganz besonders hier in Trier sichtbar wird." Die Arbeit der archäologischen Denkmalpflege schaffe die Voraussetzung dafür, dass auch künftig neueste Funde in renommierten Ausstellungen des Landes präsentiert werden könnten.

Der in Trier entdeckte Kultraum, ein sogenanntes Mithräum, wurde Ende des vierten Jahrhunderts zerstört. Das Relief von Cautes wurde dabei glücklicherweise verschont. Er war gemeinsam mit Cautopates Begleiter des Lichtgottes. Beide trugen Fackeln und symbolisierten Sonnenaufgang und -untergang.

„Das sind spannende Funde, die das Grabungsteam hier entdeckt hat. Sie zeigen einmal mehr, dass das antike Erbe in Trier in Deutschland seinesgleichen sucht. Dieses Erbe interessiert hunderttausende Menschen, die genau deswegen nach Trier kommen. Mehr als 200.000 Besucherinnen und Besucher schauten sich allein die vergangene Landesausstellung ‚Der Untergang des Römischen Reiches‘ in unseren Museen an", sagte OB Wolfram Leibe. Weiter betonte er, man berge archäologische Kostbarkeiten der Vergangenheit und sorge gleichzeitig mit dem Bau einer modernen Feuerwache für die Sicherheit der Zukunft. Nach den archäologischen Grabungen soll Mitte 2024 mit dem Bau der neuen Hauptfeuerwache samt Rettungswache und Integrierter Leitstelle begonnen werden, die bis Mitte 2027 fertig sein sollen.

Im Römischen Reich war der geheimnisvolle Mithraskult besonders unter Legionären weit verbreitet. Die Kulträume, sogenannte Mithräen, waren in der Regel unterirdisch angelegt – so auch im aktuellen Fall in Trier. Die Kultgemeinschaft des Gottes versammelte sich auf gemauerten Bänken vor einem Kultrelief des Gottes, das die Stiertötung durch Mithras darstellte. Bisher wurde in Trier nur ein weiteres Mithräum entdeckt – wenige Meter von der jetzigen Stelle entfernt im Tempelbezirk des Altbachtals. Seit Ende des 19. Jahrhundert befand sich an der Grabungsstelle die Blaudruckfabrik Schaab. Die Ausgrabungen der GDKE laufen in enger Abstimmung mit der Stadt Trier und der gegenwärtig vor Ort tätigen Abbruchfirma. Wichtige logistische Unterstützung erfährt die Landesarchäologie auch durch die Feuerwehr der Stadt. Angelegt sind die Grabungsarbeiten auf insgesamt 20 Monate.