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10.02.2009

Weg von der Straße

Die Jugendlichen kommen gerne in den Jugendraum, zum „chillen“.
Die Jugendlichen kommen gerne in den Jugendraum, zum „chillen“.
Eine mit Kronkorken verzierte Theke, ein Kicker, ein Billardtisch und mehrere Sofas, Rapmusik dröhnt aus den Boxen. Es ist Cliquenzeit im Jugendraum der Pfarrgemeinde St. Peter in Ehrang. Früher haben sich die Jugendlichen täglich vor einem Einkaufsmarkt in der Ortsmitte getroffen. Vor etwa einem halben Jahr sprach Streetworkerin Michaela Stoll die Clique, die aus mehr als 25 Jugendlichen besteht, dort an. Schnell kam sie in Kontakt mit ihnen und es war klar: Auch diese Gruppe braucht eine betreute Cliquenzeit. Ähnliche Angebote gibt es bereits für andere Jugendgruppen im Stadtteil.

Immer montags trifft sich die Streetworkerin, die seit 2006 in Trier im Einsatz ist, nun mit den Jugendlichen. Unterstützung bekommt sie von einem Betreuer, dessen Stelle von einer luxemburgischen Bank finanziert wird. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen während der Cliquenzeit. „Für die Jugendlichen ist es wichtig, dass sie selbst entscheiden können, ob und wie lange sie hier sind“, so Stoll. Nur mit solchen niederschwelligen Angeboten könne man sie erreichen.

Wichtige Ansprechpartnerin

Für den 14jährigen Armando ist die Zeit im Jugendraum wichtig: „Es ist viel besser als immer nur draußen rumzuhängen. Hier kann man zusammen Billard spielen, Musik hören und einfach nur chillen.“ Der 15jährige Niko kümmert sich um die Beschallung. Hinter der Theke sitzt er am Computer und wählt die Musik aus, die aus den Boxen dröhnt. Er ist aber nicht nur DJ, sondern schreibt zusammen mit weiteren Jungs auch eigene Texte. Früher war Niko in einer anderen Clique. „Die haben mir zu viel mit Drogen zu tun, ich fühle mich hier wohler“, sagt er.

Für viele ist Michaela Stoll auch eine wichtige Ansprechpartnerin geworden: „Wenn irgendetwas ist, kann man das Michaela auch erzählen, warum denn auch nicht?“, meint der coole Junge mit Basecap. Einzeln geht Stoll auf die Jugendlichen zu, merkt, wenn sie etwas bedrückt und hilft, wenn es irgendwo brennt. Stoll vermittelt aber auch zwischen den Jugendlichen, wenn es mal Streit gibt. Auch Konflikte mit anderen Cliquen oder der Polizei musste sie bereits schlichten. Dass es Regeln gibt, die eingehalten werden müssen, stört die meisten aus der Clique nicht: „Es ist richtig so, dass ein Betreuer da ist, denn sonst wär hier doch längst alles kaputt“, meint der 13jährige Alex.

Als Einzelkämpferin hat Michaela Stoll aber nicht nur die Cliquen aus Eh-rang zu betreuen, sondern ist für das gesamte Stadtgebiet zuständig. „Allerdings muss ich mich auf die Bereiche konzentrieren, wo ich am dringendsten gebraucht werde.“ So etwa in Trier-Süd und Pfalzel, wo es derzeit keinen Jugendraum gibt.  „Idealerweise müsste in jedem Ortsteil ein offenes Jugendangebot geschaffen werden, damit die Jugendlichen nicht nur auf der Straße rumhängen.“