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23.06.2009

Schärferes Profil für Antikenfestspiele

Statt der Antikenfestspiele präsentiert das Theater in diesem Sommer das Festival „Blendende Aussichten“. Am Sonntag hatte die Puccini-Oper „Turandot“ Premiere. In den Hauptrollen: Keith Ikaia-Purdy (Kalaf) und Vera Wenkert (Turandot). Foto: Theater
Statt der Antikenfestspiele präsentiert das Theater in diesem Sommer das Festival „Blendende Aussichten“. Am Sonntag hatte die Puccini-Oper „Turandot“ Premiere. In den Hauptrollen: Keith Ikaia-Purdy (Kalaf) und Vera Wenkert (Turandot). Foto: Theater
Mit einer neuen Konzeption soll das Profil der Trierer Antikenfestspiele geschärft und das Festival im Rahmen eines Stufenplans zu einem attraktiven „Alleinstellungsmerkmal“ der Moselmetropole fortentwickelt werden. Die Ergebnisse des neuen Konzepts wurden vergangene Woche von Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink und Festspiel-Intendant Gerhard Weber dem Kulturausschuss und der Presse vorgestellt. Der Ausschuss habe die Neuausrichtung sehr positiv aufgenommen und sie als „ausbau- und zukunftsfähig“ bewertet, teilte Holkenbrink den Medien mit. Die Entscheidung trifft nun der Rat in der letzten Sitzung dieser Legislaturperiode am 30. Juni.

Wiederentdeckte Meisterwerke

Das neue Konzept basiert auf einer umfassenden Marketing-Analyse der Trierer Agentur „markenmut“ und versteht sich nach der diesjährigen Pause mit der geplanten Wiederaufnahme des Festivals im kommenden Jahr als „Einstieg zu einer inhaltlichen Neuausrichtung“, so Intendant Weber. Schwerpunkt bleibt das Musiktheater, doch soll zukünftig unter dem Motto „Wiederentdeckte Meisterwerke“ der Focus auf zu Unrecht in Vergessenheit geratene Opern mit antikem oder mystischem Hintergrund gelegt werden.

Um sich gegenüber anderen Festivals deutlich abzugrenzen und das unverwechselbare eigene Profil zu schärfen, wird künftig auf allerorten anzutreffende populäre Werke wie „Aida“ oder „Nabucco“ verzichtet. So ist geplant, die Antikenfestspiele 2010 mit der Oper „Nerone“ von Arrigo Boito zu eröffnen, 2011 sollen „Die Königin von Saba“ von Karl Goldmark und 2012 die Berlioz-Oper „Die Trojaner“ folgen. Weber ist zuversichtlich, mit dieser Strategie die Aufmerksamkeit der Musikfreunde, aber auch der Sponsoren, wieder stärker auf Trier mit singulären Opernerlebnissen im einmaligen Ambiente des Amphitheaters lenken zu können.

Auch das Schauspiel erfährt mit einer verstärkten experimentellen Ausrichtung eine neue Schwerpunktsetzung. Weber will die Festspiele als Plattform der aktuellen Auseinandersetzung des deutschsprachigen Theaters mit Themen der Antike nutzen. Hierzu sind Kooperationen mit namhaften Ensembles und Regisseuren vorgesehen. Hauptspielstätte bleibt auch hier das Amphitheater, wobei später auf andere historische Aufführungsorte in der Stadt zurückgegriffen werden soll. Für das Amphitheater listet das neue Konzept unverzichtbare Verbesserungen der Infrastruktur auf. Die bei Befragungen von den Besuchern bevorzugte Spielstätte soll stufenweise qualifiziert werden. Hierzu gehören eine Hangtribüne, verbesserte sanitäre Anlagen, Überdachungen für Orchester und Besucher und Optimierungen im Backstage-Bereich. Noch offene baurechtliche Fragen müssen alsbald geklärt sein, um für Investitionen Planungssicherheit zu haben.

Professionelle Vermarktung

Breiten Raum widmet das Konzept dem Rahmenprogramm, das viele Aktivitäten mit dem Ziel ausweist, die Festspiele als herausragendes Ereignis stärker in der Stadt spürbar werden zu lassen. Als Voraussetzung einer besseren Vermarktung mit innovativen Ideen spricht es sich für ein professionelles Marketing aus. Zeitlich werden die Festspiele vom Juni in den Juli verlegt. Zwar ist der Sommermonat laut Statis-tik nicht regenärmer, dafür aber wärmer. Als Ausweichspielort kommt nach wie vor nur die Arena infrage. Die vielfältigen Aktivitäten zum Thema Antike sollen unter der Dachmarke „Römischer Sommer“ oder „Römisches Trier“ gebündelt und somit das touris-tische Spektrum für die Stadt und die Region erweitert werden. Holkenbrink bewertete die Neuausrichtung als „ausbaufähigen Stufenplan“, wobei die finanziellen Rahmenbedingungen nicht außer Acht gelassen werden dürften. Bei dem überschaubaren Gesamtbudget von 1,035 Millionen Euro hofft er weiter auf vielfältige Unterstützung auf unterschiedlichen Ebenen. Organisatorisch lehnt das Konzept eine Abkopplung des Festivals vom Theater als eigenständige GmbH ab. Ein künstlerischer Beirat soll unter Mitwirkung erfahrener und renommierter Intendanten mithelfen, den Antikenfestspielen einen guten neuen Weg zu weisen.